Herne. Ein 100-jähriges Firmenbestehen ist etwas Besonderes. Warum ein Herner Unternehmen das runde Jubiläum gleich doppelt feiert.
Das ist für Unternehmen eine magische Marke: 100 Jahre. Die Herner „Wärmetechnik Leickel“ hat sie vor einigen Wochen erreicht, doch in dieser Firmenhistorie versteckt sich noch ein Jubiläum - das 100-jährige Bestehen der Schettler-Immobilien.
Herne: Wärmetechnik und Immobiliensparte trennten sich 1980
Wie diese runden Geburtstage zusammenhängen, erklärt sich wie folgt: Nach dem Tod von Friedrich Leickel, der das Unternehmen 1924 im heutigen Alt-Crange gegründet hatte, übernahm dessen Schwiegersohn Werner Schettler die Geschicke in der Firma. Er war in die Firma gekommen, weil er als Student einen Job für die Semesterferien gesucht hatte, um sein Studium zu finanzieren. Und er war es auch, der die Immobiliensparte auf- und ausbaute, bis 1980 die Trennung von der Wärmetechnik eingeleitet wurde und sich beide Sparten unabhängig voneinander weiterentwickelten.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Schettler in Wanne-Eickel bereits einige stadtbildprägende Bauprojekte realisiert. Den Einstieg in die Immobiliensparte habe die Wärmetechnik ermöglicht, erzählt Rolf Schettler, der heute Geschäftsführender Gesellschafter ist. Da Leickel an vielen großen Bauvorhaben beteiligt gewesen sei, habe man ausgezeichnete Kontakte zu Architekten bekommen - und so die Chance, sich vielversprechende Grundstücke für eigene Projekte zu sichern.
Eickel-Center war das erste stadtbildprägende Projekt
Das erste Projekt in Wanne-Eickel wurde 1973 eröffnet: das Eickel-Center in direkter Nachbarschaft der evangelischen Johanneskirche. Gemeinsam mit dem Mineralölgroßhändler Hans-Willy Pfingstmann kaufte Leickel das rund 6000 Quadratmeter große Areal, auf dem zuvor das Eickeler Amtshaus gestanden hatte. Es entstanden knapp 60 Wohnungen sowie Flächen für Einzelhandel und Gastronomie. 2012 wurde das Eickel-Center optisch und technisch auf den aktuellen Stand gebracht.
Die 70er-Jahre seien von einem großen Bauboom geprägt gewesen, so Rolf Schettler, der seine komplette Kindheit und Jugend in Wanne-Eickel verbracht hat. Eine starke Wohnungsbauförderung habe diesen Boom angeheizt, in dessen Zuge die Bebauung am Scharpwinkelring entstand. Auch die Eckbebauung Stöckstraße/Wilhelmstraße - schräg gegenüber des Mondpalasts - hat Schettler realisiert. Dass in all den Projekten Leickel-Technik zum Einsatz kam, versteht sich von selbst. Beide Objekte hat Schettler inzwischen verkauft, das Eickel-Center ist nach wie vor im Bestand.
Leerstandsquote liegt heute nahe null Prozent
Wenn man so lange in der Immobilienbranche unterwegs ist, erlebt man alle Phasen hautnah mit. Schettler hat zum Beispiel heute einen differenzierten Blick auf die typische 70er-Jahre-Architektur. Er kann sich auch an die Zeiten der großen Leerstände erinnern. Damals ging man davon aus, dass alle Beteiligten nur noch das Schrumpfen der Städte organisieren müssen. Längst vergangen diese Zeit, heute liege die Leerstandsquote - wie bei fast allen Vermietern - nahe null Prozent.
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Das Unternehmen habe schon vor einiger Zeit verstärkt Senioren als Zielgruppe in den Blick genommen, erzählt Schettler im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. In diesem Segment biete man verschiedene Arten der Wohnform an, von der barrierefreien Wohnungen bis zur stationären Pflegeeinrichtung.
1992 Umzug nach Herten, trotzdem verfolgt Schettler weiter die Herner Entwicklung
Schettler-Immobilien habe heute 1000 Wohn- und Gewerbeeinheiten in 45 Objekten im Bestand, erzählt er beim Gespräch im Innenhof des Eickel-Centers. Dass der Name Schettler in der jüngeren Vergangenheit nicht mehr im Zusammenhang mit Bauprojekten in Herne fällt, liegt daran, dass das Unternehmen 1992 von Wanne-Eickel nach Herten umgezogen ist. In der Chronik zum 100-Jährigen kann man zwischen den Zeilen lesen, dass der Abschied auch deshalb etwas leichter fiel, weil die Kommunikation zur Herner Bauverwaltung nicht mehr reibungslos war.
Dennoch verfolge er die Entwicklung in seiner Heimatstadt aufmerksam, es gebe auch einen guten Austausch mit Oberbürgermeister Frank Dudda. Und so will Rolf Schettler nicht ausschließen, dass er bei der passenden Gelegenheit wieder in Herne - oder Wanne-Eickel - den Spaten für einen symbolischen Spatenstich in der Hand hält.