Herne/Bochum. Nach einer großen Drogenrazzia in Herne startet nun ein Prozess. Es geht gegen eine mutmaßliche Drogenbande – und um rund 50 Kilo „Gras“.

Sechs mutmaßliche Mitglieder eines Herner Drogenrings müssen sich seit Freitag, 13. September, vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Die Vorwürfe wiegen schwer: Es geht um Marihuana-Geschäfte in einem Gesamtvolumen von rund 50 Kilogramm. Dreh- und Angelpunkt der Bande soll eine „Bunkerwohnung“ an der Hermann-Löns-Straße gewesen sein.

Die Hauptangeklagten sind zwei Herner Brüder (31 und 37). Die Geschwister aus einer Großfamilie sitzen seit ihrer Festnahme vor sechs Monaten ebenso in U-Haft wie zwei weitere Angeklagte (31 und 42) aus Herne. Komplettiert wird die Gruppe der Angeklagten durch zwei drogenkranke Herner (47 und 51), die sich nach anfänglicher U-Haft inzwischen wieder auf freiem Fuß befinden. Die Anklage lautet auf bandenmäßigen Drogenhandel und Beihilfe. Zum Prozessauftakt vor der 1. Strafkammer hat sich noch keiner der Männer zu den Vorwürfen geäußert. 

Beschlagnahmt: Marihuana, Ecstasy-Tabletten, Kokain, Amphetamine, Heroin und Medikamente

Am 20. März gegen sechs Uhr früh hatten Drogenfahnder im Anschluss an umfangreiche Observationen und Telefonüberwachungen bei einer großen Razzia zeitgleich 21 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht – und dabei mehrere „Volltreffer“ gelandet. Laut Anklage wurde in den Wohnungen von drei mutmaßlichen Mitgliedern des „Herner Drogenrings“ zahlreiches belastendes Beweismaterial sichergestellt: darunter kiloweise Marihuana, Ecstasy-Tabletten, Kokain, Amphetamine, Heroin und diverse Medikamente.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 37-jährigen Hauptangeklagten vor, spätestens im September 2022 in den Drogenhandel eingestiegen zu sein. Regelmäßig soll der Herner im großen Stil Marihuana als eine Art Großdealer angekauft haben. Von den Mitangeklagten soll das Gras dann in der Szene weiterverkauft worden sein. Als Bunkerlager für das Marihuana soll eine Wohnung an der Hermann-Löns-Straße in Herne-Mitte genutzt worden sein. Das Gras wurde dort laut Anklage zeitweise kilo- und tütenweise „hinter der Küchentür deponiert“.

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Die Anklage skizziert neben An- und Verkäufen auch mehrere Besorgungsfahrten. In Dortmund soll einer der Herner am 17. Januar drei Kilogramm Marihuana der besonders hochwirksamen Sorte „Oreoz“ angekauft haben. In Essen soll sich die Herner Gruppe zudem mit insgesamt mindestens sieben Kilogramm Marihuana in „Kali-Qualität“ eingedeckt haben. Laut Staatsanwaltschaft ist die Sorte „Kali“ ein Marihuana (Gras) mit einem Wirkstoffgehalt von mindestens 30 Prozent.

Den sechs Angeklagten drohen im Verurteilungsfall empfindliche Haftstrafen. Für den Prozess sind noch Verhandlungstage bis zum 13. Dezember anberaumt.