Herne. In Herne fehlen zum Beginn des neuen Kita-Jahres Hunderte Plätze. Und bei zwei Kitas wechselt der Träger. Die Eltern waren deshalb sehr sauer.

Das neue Kitajahr hat begonnen. 869 Kinder in Herne haben zunächst ohne einen Kita-Platz. Laut Stadtsprecher Christoph Hüsken stünden aber noch 314 Kita-Plätze zur Disposition, die bis zum 1. Oktober besetzt werden. Grund dafür sind zwei neue Kitas, die für die Stadt an den Start gehen, sowie zwei bestehende Kitas, die ebenfalls nach einem Trägerwechsel erst sukzessive die Plätze neu besetzen.

Damit warteten aber immer noch mehr als 550 Eltern in Herne vergeblich auf einen Betreuungsplatz. Einige unter Dreijährige, so hofft die Stadt, sollen im Laufe des Kita-Jahres durch den Ausbau in der Kindertagespflege dort noch unterkommen.

Herner Eltern waren vom Trägerwechsel sehr besorgt

Mit großer Sorge haben auch einige Eltern der Tageseinrichtungen „Am Weustenbusch“ und Langforthstraße dem Neu-Start entgegengeblickt. Im Februar und April dieses Jahres hatte die Stadt verkündet, diese beiden Einrichtungen an einen anderen Träger übergeben zu wollen, was – gelinde gesagt – nicht gerade zu Jubelstürmen bei den betroffenen Eltern geführt hat. Denn sämtliche Erzieherinnen, von denen ihre Kinder bisher betreut wurden, sollten abgezogen werden.

„Ich bin sauer, wütend und enttäuscht“, sagte Vater Dennis Skerra, als er im Februar die Nachricht erhielt, dass die Kita Langforthstraße, die sein Sohn und seine Tochter besuchen, ab Sommer von der Awo übernommen wird. Auch andere Eltern reagierten sehr emotional, da sie sich von der Stadt vor vollendete Tatsachen gestellt sahen und ihre Kinder nicht jedem anvertrauen wollten. Ihnen allen hatte die Stadt angeboten, mit den Erzieherinnen in die neu eröffnende städtische Kita „Am Freibad“ zu wechseln. Fünf Kinder nahmen das Angebot laut Stadt an; 60 Eltern entscheiden sich dazu, beim neuen Träger der Awo zu bleiben.

Ein Wechsel war für Dennis Skerra alleine schon wegen der Entfernung zur Kita „Am Freibad“ in Wanne keine Option. Zwar kritisiert er immer noch das Vorgehen der Stadt, sagt zwei Wochen nach dem Start mit dem neuen Träger aber: „Die Awo macht es auch sehr, sehr gut – auch wenn sie noch in der Findungsphase ist.“ Zudem seien die Kinder bereits vor den Ferien durch gemeinsames Packen der Sachen von den Erzieherinnen gut mitgenommen und vorbereitet worden. „Der Prozess war sehr gut“, räumt Dennis Skerra ein.

Die Awo sei zudem gut auf den Elternbeirat und deren Vorschläge eingegangen, lobt er. So konnten einige Routinen der „alten“ Kita übernommen werde. „Meine Kinder gehen wirklich gerne in die Kita“, sagt der Vater, der gerade mit Blick auf seine erst dreijährige Tochter große Bedenken wegen der Umstellung hatte. Die neue sechsgruppige städtische Kita „Am Freibad“ konnte laut Stadtsprecher Hüsken fristgerecht zum 1. August starten. „Die Aufnahmen in die neue 6-Gruppen-Einrichtung erfolgen schrittweise, um den Kindern und Familien eine gute Eingewöhnung zu gewährleisten“, so Hüsken.

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Mit leichter Verzögerung soll auch die zweite neu gebaute städtische Kita „Am Berg“ in dieser Woche eröffnen, teilt Hüsken mit. Hier werden deutlich mehr Kinder mit dem Personal der Kita „Am Westenbusch“ wechseln: Insgesamt 28 Kinder haben sich laut Stadt dazu entscheiden – und damit gegen den neuen Träger, den Internationalen Bund (IB). Nur 13 Kinder verblieben in der Einrichtung.  „Der Internationale Bund ist jedoch dabei, die Vormerklisten der Einrichtung zu sichten und die Aufnahme von neuen Kindern zum 1. September 2024 vorzubereiten, um die drei Gruppen zeitnah zu füllen“, so Stadtsprecher Hüsken.

Die Eltern der Kita Am Westenbusch waren im April sehr sauer, als sie plötzlich erfuhren, dass die Stadt die Einrichtung an einen anderen Träger abgeben möchte.
Die Eltern der Kita Am Westenbusch waren im April sehr sauer, als sie plötzlich erfuhren, dass die Stadt die Einrichtung an einen anderen Träger abgeben möchte. © WAZ | Kathrin Meinke

Für Karina Majer, damalige Elternbeiratsvorsitzende der Kita Am Weustenbusch, war die Ankündigung des Trägerwechsels von der Stadt zum IB „eine Katastrophe“. Es werde keine Rücksicht auf die Kinder genommen, sagte sie im April. Für sie wie für viele Eltern der Einrichtung stand sofort fest, dass ihr Sohn Lev mit in die neue Kita „Am Berg“ wechseln soll. Sorgen bereitete ihr sowie einigen weiteren Eltern bis vor kurzen aber noch der Zeitplan, da abzusehen war, dass der Neubau nicht rechtzeitig zum Beginn des Kita-Jahres bezugsfertig sein würde und sie eine Betreuungslücke fürchteten.

Doch diese waren unbegründet: Nach der dreiwöchigen Kita-Schließung im Sommer wechselten die betroffenen Kinder mit den bekannten Erzieherinnen und Erziehern sowie bereits einigen neuen Kräften in die obere Etage der Einrichtung Am Weustenbusch, wo sie bis zum Umzug in dieser Woche betreut werden, erklärt Karina Majer. Die Kinder, die beim IB bleiben, seien in der unteren Etage.

Kita Am Berg
Rund eineinhalb Wochen vor der geplanten Eröffnung der Kita „Am Berg“ sieht diese noch eher wie eine Baustelle aus. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Wie der Übergang bei ihnen läuft, dazu könne und wolle sie nichts sagen. „Für uns ist das sehr gut gelaufen“, sagt Majer nach zwei Wochen. „Ich habe vorher nicht erwartet, dass es so funktioniert.“ Aber auch hier seien die Kinder vor den Ferien sehr gut auf die neue Situation vorbereitet worden.

Zwar bedauert die Mutter, dass sie künftig ihren Sohn nicht mehr zu Fuß oder mit dem Roller zu Kita bringen könne, aber das sei es ihr wert. Denn der Umzug hat ja auch sein Gutes: „Wir haben eine komplett neue Kita mit neuen Spielsachen“, freut sie sich. Zwar hätten auch die Eltern die Kita bisher noch nicht von innen gesehen, sie geht aber davon aus: „Das wird für die Kleinen kein Problem. Mein Sohn freut sich auf den Umzug!“