Herne. Gibt es auch 2025 die Hubschrauberflüge über die Cranger Kirmes? Der Organisator will die Flüge retten - und denkt über Änderungen nach.

Reichlich Kritik hat es von Anwohnern und Anwohnerinnen der Cranger Kirmes zu den Helikopterflügen über den Kirmesplatz gehagelt. Der Organisator Winfried Claßen zieht jetzt eine Bilanz.

Zum Hintergrund: In diesem Jahr wurden erstmals Hubschrauberflüge an den Wochenenden über die Cranger Kirmes angeboten. Der Helikopter des Krefelder Unternehmen Heliflug.Info startete auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Ewald in Herten, umriss die Kirmes, und flog anschließend wieder zurück. Was als neue Attraktion angekündigt wurde, rief Anwohnerinnen und Anwohner auf die Barrikaden: Der Lärm sei extrem und nur schwer auszuhalten gewesen, klagten sie.

Die Hubschrauberflüge über die Cranger Kirmes sind im nächsten Jahr noch ungewiss

Deshalb bezweifelt der Organisator, dass er die Flüge im nächsten Jahr erneut anbieten könne. „Das steht alles noch in den Sternen“, so Claßen. Er sagt: „Ich glaube nicht, dass wir für den Platz nochmal eine Genehmigung bekommen werden.“ Das Unternehmen habe schlechte Karten bei der Bezirksregierung Münster und den Ordnungsämtern Herten und Herne. Es hätten sich eben zu viele Menschen über den Lärm beschwert. Einige sein auch persönlich am Start- und Landplatz erschienen, um ihrem Ärger Luft zu machen. Wüste Beschimpfungen hätte der Organisator über sich ergehen lassen müssen. „Das war Kleinkrämerei. Die Leute haben sich aufgepustet wie ein Gockelhahn“, beschreibt er.

Anwohner und Anwohnerinnen kamen persönlich zum Start- und Landeplatz an der ehemaligen Zeche Ewald in Herten, um sich bei dem Flugbetreiber über den Lärm zu beschweren.
Anwohner und Anwohnerinnen kamen persönlich zum Start- und Landeplatz an der ehemaligen Zeche Ewald in Herten, um sich bei dem Flugbetreiber über den Lärm zu beschweren. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Ein Mitarbeiter des Unternehmens mutmaßt, dass vielleicht auch Gelsenkirchen oder Herne-Süd als mögliche Startplätze im nächsten Jahr in Frage kommen könnten. In keinem Fall möchte man die Zelte nochmal in Herten auf dem Zechengelände aufschlagen, so ein weiterer Mitarbeiter. Winfried Claßen denkt über eine Verkürzung der Flüge von sechs auf drei, vielleicht vier Tage im nächsten Jahr nach. Er zieht außerdem den Flugplatz Loemühle in Marl in Betracht. Hier brauche man keine zusätzliche Genehmigung. Der Nachteil: Die Flugtickets könnten nicht mehr für 69 Euro pro Person verkauft werden, sondern würden sich dann auf 99 Euro belaufen. Die Strecke sei dann weiter. So würden sich jedoch andere Menschen über den Lärm beschweren.

Flugrouten hätten kaum bis gar nicht variiert werden können

Vielen Hernerinnen und Hernern nervten die Flüge so massiv, dass sie sich an die Stadt Herne wandten. Diese schaltete sich ein. Der Flugbetreiber sei von der Stadt Herne gebeten worden, die Route der Hubschrauber-Rundflüge zu verändern, um die Lärmbelästigung möglichst gering zu halten. Ebenso habe die Stadt angeregt, die Taktung der Flüge zu verringern und den genehmigten Zeitraum für die Flüge von 14 bis 21 Uhr „nicht komplett auszuschöpfen“. Gerade das sei wegen der großen Beliebtheit der Flüge aber nicht möglich gewesen, so Winfried Claßen.

Er bestätigt, dass das Team sogar versucht habe, die Boardingzeiten zu verkürzen, um noch mehr Menschen mit den Flügen „glücklich zu machen“. Auch bei der Flugroute habe das Unternehmen „kaum Spielraum“ gehabt. „Wir konnten die Route nicht großartig verändern“, sagt er Organisator. Ein Mitarbeiter schildert, dass versucht worden sei, links über den Emscherbruch in Herten zur Kirmes zu fliegen, über das Horizontobservatorium zurückzukehren und beim nächsten Flug die Route zu tauschen. Sprich: rechts am Horizontobservatorium vorbei und über den Emscherbruch zurück. Ob das was gebracht habe, bezweifelt Claßen.

Über die A2 flog der Hubschrauber samt Besatzung zurück zum Startplatz an der ehemaligen Zeche Ewald in Herten.
Über die A2 flog der Hubschrauber samt Besatzung zurück zum Startplatz an der ehemaligen Zeche Ewald in Herten. © Louisa Regelmann | Louisa Regelmann

Positive Resonanz von Fluggästen

Darüber hinaus habe der Flugbetreiber auch Doppelflüge angeboten, bei denen Fluggäste den gesamten Helikopter für die doppelte Flugzeit (circa 16 Minuten, regulär circa acht) gemietet haben. Dabei seien unter anderem auch Flüge über die Veltins-Arena in Gelsenkirchen möglich gewesen, was ebenfalls eine Lärmbelastung für die dortige Bevölkerung dargestellt haben müsste.

Winfried Claßen zieht trotz der großen Aufregung um die Flüge eine positive Bilanz: „Wir haben viele Menschen glücklich gemacht, jedoch mussten wir auch einige enttäuschen, die keinen Platz mehr bekommen haben.“ Besonders am letzten Tag der Cranger Kirmes, am Sonntag, und somit auch der letzte Tag, an dem der Helikopter startete, sei der Andrang groß gewesen. Diese WAZ-Redaktion war am Freitagabend selbst vor Ort und hat eine Vielzahl an Menschen angetroffen, die erst durch die Medien auf die Hubschrauber-Attraktion aufmerksam wurden und sich selbst ein Bild machen wollten. „Dann mussten wir erst recht fliegen, um zu schauen, wie das ist“, erzählt eine Passagierin gegenüber der WAZ. Kunden seien, laut Winfried Claßen, durchweg begeistert gewesen.

Das Medienaufsehen um die Helikopterflüge über die Cranger Kirmes lockte einige Menschen an, selbst einmal über den Rummel zu fliegen.
Das Medienaufsehen um die Helikopterflüge über die Cranger Kirmes lockte einige Menschen an, selbst einmal über den Rummel zu fliegen. © Louisa Regelmann | Louisa Regelmann

Claßen spricht davon, dass wohl viele Menschen enttäuscht sein werden, wenn im nächsten Jahr keine Genehmigung erteilt werde. Der letzte Würfel sei allerdings noch nicht gefallen. Bei der Spendenübergabe an das Herner Lukas-Hospiz hofft er auf lockere Gespräche, auch mit der Stadt Herne. Fünf Euro aus dem Verkauf jedes Tickets spendet der Flugbetreiber an das Lukas-Hospiz. Wie viel insgesamt zusammengekommen ist, möchte der Organisator noch nicht bekanntgeben.