Herne. Parkwächter auf der Kirmes: Beim Familienbetrieb von Guido können Kirmesbesucher seit Jahren parken. Da gibt es auch mal anzügliche Angebote.
Gekonnt cruist er mit seinem E-Roller durch die Autoreihen, zeigt jedem, der neu ankommt, einen Parkplatz. Guido Geismann betreibt mit seiner Sicherheitsfirma drei Parkplätze an der Cranger Kirmes. Während andere auf dem Kirmesplatz die Fahrgeschäfte ausprobieren oder es sich kulinarisch gut gehen lassen, ist der gebürtige Herner an allen elf Tagen im Dauereinsatz. Aber er sagt: „Ich könnte mir keinen besseren Job vorstellen.“
Guido ist ein kleines Cranger Urgestein. 1997 hat der heute 58-Jährige das Unternehmen R&G Security gegründet. Seit der 2000er Jahre bewirtschaftet er Parkplätze an der Cranger Kirmes. Mittlerweile hat er um die 100 Mitarbeiter. Und auch die ganze Familie ist im Einsatz. Seine Frau Janine macht die Buchführung, die beiden Söhne Julian (17) und Leonard (13) helfen in den Schulferien, wo sie nur können. „Crange ist immer wieder ein Highlight“, sagt Guido. Mit seinen Geschichten könne er ein Buch füllen.
Parkwächter auf der Cranger Kirmes: „Elf Tage im Einsatz, nicht einmal die Kirmes gesehen“
Wir treffen Guido mit Sohn Julian am (ehemaligen) Sportplatz an der Franzstraße, wo er die elf Kirmestage im Einsatz ist. Zusammen sind die beiden ein eingespieltes Team. Während Julian das Geld von den einfahrenden Menschen kassiert und den Parkschein verteilt, flitzt der Papa auf seinem E-Roller los in Richtung Sportplatz, um die Autofahrer in die Parklücken einzuweisen. Wenn es richtig voll wird, kann es auch mal sein, dass man neben einem Fußball-Tor auf dem Ascheplatz parkt. Vor allem an den Wochenenden und Abenden haben die beiden gut zu tun.
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Für etwas ruhigere Phasen haben die Parkwächter einen Campingstuhl dabei, da wird gequatscht und sich ausgeruht. Oder auch mal auf der Kirmes vorbeigeschaut? „Ich glaube, ich bin der Einzige, der elf Tage auf Crange arbeitet und an den Tagen nichts von der Kirmes gesehen hat“, sagt Guido lachend. Ob ihn das stört? „Nein“, sagt er sofort. „Auch ‚hinter den Kulissen‘ zu arbeiten, das ist einfach immer wieder toll. Die Menschen, die Stimmung – was will man mehr.“
Auch einige bekannte Gesichter seien jedes Jahr dabei. „Da macht man auch mal ein Späßchen zusammen“, sagt der 58-Jährige. Eine besondere Begegnung hatte er vor einigen Jahren mit einem Anwohner. Der sei irgendwann einfach herübergekommen, habe Kaffee gebracht und ein bisschen mit Guido geplaudert. „So ist das halt auf Crange, man ist wie eine Familie.“ Seitdem dürfen die Geismanns auch bei ihm zur Toilette gehen. Denn auch das muss an den langen Arbeitstagen mal sein.
„Jeden Tag, wenn die Kirmes öffnet, dann sind wir da“, sagt er. Das ist jeden Tag ab 13 Uhr, an den Sonntagen ab 11 Uhr. Bis in die späten Abendstunden werden dann Parkplätze verteilt. „Nachts kommt dann nur noch mal jemand zum Abschließen“, erklärt Guido. Natürlich sei das auch mal anstrengend, aber so sei eben der Job. „So lange das Positive überwiegt, habe ich alles richtig gemacht.“
Cranger Kirmes: „Da bekommt man auch mal anzügliche Angebote“
Sechs Euro kostet das Parken an den Parkplätzen von R&G Security. Neben dem Sportplatz an der Franzstraße kann man auch noch an der Laurentiusschule und der Josefschule einen Parkplatz für einen Besuch auf der Cranger Kirmes finden. Es komme auch mal vor, dass Autofahrer über den Preis diskutieren oder versuchen, ihn herunterhandeln. Eine besonders kuriose Geschichte hat Sohn Julian zu erzählen. An einem Abend seien ihm von drei jüngeren Frauen sexuelle Handlungen angeboten worden, damit sie umsonst dort parken können. Er habe natürlich abgelehnt.
„So etwas kommt schon mal vor“, sagt Vater Guido. „Aber friedlich geht es hier eigentlich immer zu.“ Und wenn es doch mal zu brenzligen Situationen kommt – wie hält man sich als Chef einer Security-Firma fit? „Mein Sohn und ich gehen ins Fitnessstudio“, sagt der Herner lachend. Neben der Parkplatz-Bewirtschaftung ist er hauptsächlich im Objektschutz, im Pfortenempfangsdienst und seit einigen Jahren auch in der Sicherheitstechnik (Videoüberwachung) tätig.
Und will der älteste Sohn das Familienunternehmen irgendwann übernehmen? „Ich kann es mir durchaus vorstellen“, sagt Julian. Um den Beruf besser kennenzulernen, helfe er so oft es geht aus. Noch gehe er allerdings zur Schule, überlegt danach eine Ausbildung zu machen oder zu studieren. „Meine Eltern unterstützen mich aber in allem, was ich tue.“ Dafür sei er sehr dankbar. Deswegen versuche er, den beiden auch so viel wie möglich unter die Arme zu greifen. „Und Crange macht auch immer richtig Spaß.“ Ein Kirmesbesuch zwischendurch darf für Julian und seinen Bruder Leonard nämlich nicht fehlen.