Herne. Am Rande des Cranger Kirmesumzugs hat ein Mann andere Besucher rassistisch beleidigt und bespuckt. Er wurde wegen Volksverhetzung angezeigt.

Tausende Menschen haben am vergangenen Samstag ausgelassen beim Cranger Kirmesumzug gefeiert. Doch nicht überall herrschte nur gute Stimmung, wie jetzt eine Hernerin der WAZ berichtet. Auf der Hauptstraße in Höhe der Karlstraße in Wanne-Nord seien sie und ihr Freund rassistisch beleidigt und bespuckt worden.

Doch von vorne: Alles habe damit begonnen, dass beim Kirmesumzug das Lied „L‘amour toujours‘“ gespielt worden sei. Zur Erinnerung: Das Lied hat in den vergangenen Monaten für viel Aufsehen gesorgt, nachdem ein Video von der Insel Sylt in den sozialen Medien an die Öffentlichkeit gelangt war, in dem einige Menschen das Lied mit der Zeile „Ausländer raus“ umdichteten. Seitdem gab es viele Diskussionen darüber, ob das Lied generell verboten werden sollte.

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Auch am Rande des Cranger Kirmesumzugs sei das Lied von einem Mann mit der Zeile „Ausländer raus“ gesungen worden, berichtet die Hernerin. „Die Menschen drumherum haben darauf meines Erachtens nicht empört geschaut, sondern es handelte sich um Menschen, die anscheinend ebenfalls dieser Ansicht waren und keine Zivilcourage leisten wollten.“ Als dann ein Wagen mit türkischstämmigen Frauen und türkischer Musik vorbeigefahren sei, habe der Mann gerufen, dass sie sich in ihr Land „verpissen“ sollen.

Cranger Kirmesumzug: Polizei nimmt Personalien auf

Daraufhin habe ihr Freund den Mann darauf aufmerksam gemacht, dass das nicht in Ordnung sei und er das unterlassen solle. Anschließend sei der Mann aggressiv geworden und gemeinsam mit seinen Freunden auf den Freund der Hernerin losgehen wollen. Sie selbst sei rassistisch beleidigt und bespuckt worden, erzählt sie. „Die Polizei war Gott sei Dank vor Ort und hat seine Personalien aufgenommen. Es war sehr erschreckend für uns.“

Die Polizei bestätigt auf Nachfrage der WAZ den Vorfall. Es sei eine Anzeige wegen Beleidigung und Volksverhetzung gestellt worden, sagt eine Pressesprecherin der Polizei. Bei dem Mann handele sich um einen 35-jährigen Herner, der ausländerfeindliche Parolen gerufen habe. Der 27-jährigen Hernerin habe er zudem vor die Füße gespuckt. Zu Handgreiflichkeiten sei es nicht gekommen.

Dem Stadtmarketing Herne - dem Veranstalter des Cranger Kirmesumzugs - sei nicht aufgefallen, dass das Lied „L’amour toujours“ beim Umzug gespielt worden sei, sagt Stadtmarketing-Sprecher Alexander Christian auf Nachfrage der WAZ. „Für den Bereich um die Tribüne herum kann es ausgeschlossen werden.“ Auch andere rassistische Vorfälle seien ihm ebenfalls nicht bekannt.

„Mit Verboten ist es immer schwierig“, sagt Stadtmarketing-Sprecher Alexander Christian - hier bei der Vorstellung der diesjährigen Crange-Souvenirs.
„Mit Verboten ist es immer schwierig“, sagt Stadtmarketing-Sprecher Alexander Christian - hier bei der Vorstellung der diesjährigen Crange-Souvenirs. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Und auch auf dem Kirmesplatz seien die Schaustellerinnen und Schausteller sehr umsichtig, was das Thema angehe. Sie hätten vorab gesagt, dass sie ein Auge darauf haben werden. Ein offizielles Verbot des Liedes gebe es aber auf der Cranger Kirmes nicht. „Mit Verboten ist es immer schwierig“, so Christian.

Herne sei der Mittelpunkt des Ruhrgebiets. In diesem größten Ballungsraum Europas leben Menschen aus über 150 Ländern. Die Cranger Kirmes sei eine weltoffene Familienkirmes, die von Menschen aus vielen Ländern besucht wird. „Rassismus hat hier definitiv keinen Platz“, betont der Sprecher.