Herne. Tausende Dollar für ein Konzert von Taylor Swift? Viele Amerikaner fliegen lieber nach Deutschland - ein Herner Air BnB dient als Unterkunft.
Die drei Konzerte von Taylor Swift in Gelsenkirchen treiben den Tourismus im Ruhrgebiet an - auch in Herne: Die Casa Teutoburgia dient gerade als Unterkunft für zwei Mütter mit ihren Töchtern. Sie sind aus Portland in Oregon gekommen, um am Mittwoch in Gelsenkirchen den Weltstar zu sehen.
Kaila und Kelly Aebi, Schwägerinnen, sind selbst gar nicht die extremen Swifties - allerdings ihre Töchter Audrey (9) und Quinn (7). Sie bekamen die Tickets zu Weihnachten geschenkt. Audrey hat schon am Morgen das passende Outfit für das Konzert am Abend angezogen, allerdings ist sie beim Besuch der Herner WAZ-Redaktion offenbar schon so aufgeregt, dass sie kein Wort herausbringt. „Wir hören ihre Musik und mögen ihre Texte gerne, aber wir sind nicht die extremen Fans“, erzählen die Mütter. Doch auch sie tragen T-Shirts mit einer Textzeile von Taylor Swift...
„In den USA sind die Ticketpreise völlig außer Kontrolle geraten“
Ihre bisherigen Eindrücke von Deutschland und speziell von der Siedlung Teutoburgia: „Es sieht aus wie bei uns Zuhause, alles ist so grün.“ Allerdings werden sie nicht nur im Ruhrgebiet bleiben, nach dem Konzert würden sie weiterfahren nach Baden-Baden, in den Schwarzwald und nach Straßburg. „Wir kombinieren das Konzert mit einer ganzen Reise“, erzählt Kaila. Der Grund: Die Tickets für die Konzerte in den USA seien „verrückt teuer, das ist völlig außer Kontrolle geraten“. Locker mehr als tausend Dollar.
Und die vier hätten von Portland noch nach Seattle hätten fliegen müssen, um Taylor Swift zu sehen, und zusätzlich für eine Unterkunft hätten zahlen müssen. Das sei alles genauso teuer wie das Konzert in Gelsenkirchen - plus eine neuntägige Rundreise mit einem Mietauto. Zumal die Preise in Deutschland - auch durch den Umrechnungskurs - sehr günstig seien. „Wir zahlen deutlich weniger als Zuhause.“ Allerdings hätten sie auch einige Monate gespart, um ihren Töchtern das Erlebnis zu bieten, das sie ihr Leben lang wohl nicht vergessen werden.
Diese Rechnung haben offensichtlich tausende Amerikaner gemacht, denn es gebe Facebook-Gruppen mit mehr als 8000 Mitgliedern nur für die Konzerte in Gelsenkirchen und in anderen deutschen Städten. Die Mitglieder würden sich gegenseitig Tipps geben und Hilfe anbieten. Zum Beispiel, wie man zum Stadion kommt. „Auch im Flugzeug von Portland nach Frankfurt haben wir Swifties gesehen, die es genauso machen wie wir und noch herumreisen.“
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Wenig Zeit für Sightseeing in Herne
In Deutschland sind Kaila und Kelly zum ersten Mal, allerdings hätten sie schon einige andere Länder in Europa bereist: Frankreich, Spanien, England oder Österreich. Deshalb sei es ein sehr angenehmer Nebeneffekt, neben dem Konzert nun ein wenig von Deutschland kennenzulernen. Für das Ruhrgebiet bleibe allerdings wenig Zeit. Schon am Donnerstag gehe es weiter. Vor dem Konzert am Mittwoch wollen sich die vier noch in die Swift-Feierlichkeiten in der Gelsenkirchener Innenstadt werfen. Im US-Fernsehen hätten sie bereits gesehen, dass Gelsenkirchen sich für ein paar Tage in Swiftkirchen umbenannt und extra entsprechende Ortsschilder angefertigt hat. „Vielleicht machen wir damit ein Selfie.“
Die beiden Mütter und ihre Töchter sind ein Beispiel dafür, welchen Einfluss Taylor Swift hat - zum Beispiel auf den Tourismus. Zahlreiche Unterkünfte sind ausgebucht. Und: „Ich hatte vorher noch nie von Gelsenkirchen gehört“, erzählt Kelly - was nicht außergewöhnlich ist für jemanden von der US-Westküste. Doch nun sei die Stadt bekannt - wegen der Konzerte.