Herne. In grauer Vorzeit wurde im Kaisersaal in Eickel Kleidung genäht. Nun ist er eine exklusive Eventlocation. Die Betreiberin ist eine Powerfrau.
Der Kaisersaal hat eine bewegte Geschichte: Diente er früher als Nähfabrik, so wird das Gebäude seit Jahren als Veranstaltungsort genutzt - und ist dabei durch verschiedene Hände gegangen. Seit 2020 ist Peri Zadeh Besitzerin und Betreiberin. Sie hat das Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Evonik-Werk zu einer Event-Location entwickelt, die weit über die Grenzen Hernes bekannt ist - nur in der eigenen Stadt maximal ein heimlicher Star ist.
Langjährige Erfahrung als Hochzeitsplanerin
Die 42-Jährige kennt den Kaisersaal allerdings schon seit mehr als zehn Jahren, denn nach ihrem Marketing- und Eventmanagement-Studium hat sie sich als Hochzeitsplanerin spezialisiert. Mit ihrer langjährigen Erfahrung kenne sie inzwischen alle möglichen Eigenheiten und Bräuche in zahllosen Ländern rund um den Globus. „Ich kenne alles, außer Nordkorea“, sagt sie mit einem Lachen.
Also macht die WAZ beim Besuch im Kaisersaal die Probe aufs Exempel: die Eigenheiten marokkanischer Hochzeiten? Die Antwort kommt sofort: Marokkaner würden nach Männern und Frauen getrennt heiraten. Es gebe ein Drei-Gänge-Menü, das müsse allerdings von einer bestimmten Cateringfirma geliefert werden, weil es sonst so aussähe, als ob die Familie kein Geld investiert habe. Marokkanische Bräute würden sich während der Hochzeit zwei- bis dreimal umziehen. Dabei würden auch die Haare und das Make-up umgestylt. Das Essen wird erst gegen 23.30 Uhr serviert, sonst habe die Braut nicht genug Zeit, ihre Kleider zu präsentieren. Nach dem Abendessen verabschieden sich die Gäste.
Peri Zadeh spircht fünf Sprachen
„Man muss mir nur die Nationalität nennen, und ich weiß genau, was zu tun ist.“ Vom Essen über die Farbe der Dekoration, bis zur Frage, ob Tauben fliegen sollen, oder ob ein Willkommensschild aufgehängt werden soll: Peri Zadeh kümmert sich um alle Details. Und wenn die Braut eine Woche vor der Hochzeit ihre Meinung ändert: Kein Problem, dann ändert die Powerfrau eben die Pläne. Sie könne mehrere Hochzeiten an einem Tag organisieren. Als Hochzeitsplanerin kommt ihr entgegen, dass sie fünf Sprachen spricht: türkisch, kurdisch, persisch, deutsch und englisch. „Arabisch konnte ich auch mal, das habe ich aber verlernt.“ Aber auch afrikanische Hochzeiten habe sie schon organisiert oder gleichgeschlechtliche.
Mit dem Kauf des Kaisersaals kann die gebürtige Iranerin neben der Organisation nun auch die entsprechende Lokalität anbieten. Für sie stand beim Kauf fest: „An der Struktur des Saals wollten wir nichts ändern, der Kaisersaal ist einfach etwas Besonderes mit seinen Stuckelementen, den Kronleuchtern und dem barocken Stil.“
Der Anspruch: Eleganz und Luxus anbieten
Bis zu 250 Gäste könne sie im Kaisersaal unterbringen - in dem sie Eleganz und Luxus anbiete. „Die Gäste sollen genießen und feiern. Dafür will ich ein erstklassiges Ambiente und erstklassiges Essen anbieten“, betont Zadeh. Dieser Anspruch spreche sich herum, die Buchungen kämen inzwischen aus ganz Nordrhein-Westfalen: Bielefeld, Münster, Siegen oder Düsseldorf und zahlreiche Städte. Bis Jahresende sind längst alle Samstage ausgebucht. Viele Bräute wollten unbedingt im Kaisersaal heiraten - aber so gut wie keine aus Herne. „Ich glaube, in Herne kennt man mich gar nicht.“ Dafür kenne man sie inzwischen im Ausland. „Wir hatten schon Brautpaare aus England, Indien und den USA.“
Auch wenn die Festgäste aus Herne noch rar sind: Bei der Organisation versuche sie, Partner aus Herne zu finden, unter anderem kooperiere sie mit dem wenige hundert Meter entfernten Brautmodenladen Traumfabrik. Bei den Cateringfirmen komme es immer auf die Nationalitäten der Brautpaare an. Dabei achte sie streng auf Qualität. „Mit halben Hähnchen zum Essen kommt man nicht weit.“ Wenn das Essen und der Musiker schlecht seien, sei der Abend verdorben. Für alle wichtigen Dinge kann Peri Zadeh Empfehlungen geben. „Es ist das Wichtigste, dass wir unseren Kunden die beste Qualität anbieten können.“ Dafür sorge auch ihr eigenes Team mit fünf Festangestellten und drei Teilzeitmitarbeitern.
Auch Abi-Bälle oder Firmenveranstaltungen
Allerdings sei der Kaisersaal - den Peri Zadeh als „mein Baby“ bezeichnet - alles andere als ein reiner Hochzeitssaal. „Wir veranstalten Abi-Bälle, Weihnachtsfeiern oder Firmenveranstaltungen.“ Und Zadeh blickt längst über den Saal hinaus: Vor dem Gebäude steht ein Glaspavillon. Das Dach kann bei schönem Wetter aufgemacht werden, dort will Zadeh in Zukunft ein Frühstückscafé für die Öffentlichkeit etablieren.