Herne. Auch nach Überarbeitung der Pläne für ein neues Herner Wohngebiet gibt es Widerstand: Worum es bei dem Konflikt geht, wie es weitergeht.
Die Stadt hat ihre Pläne für eine Wohnbebauung am Zechenweg/Gelsenkircher Straße in Wanne auf Druck von Anwohnerinnen und Anwohnern sowie aus der Politik deutlich abgespeckt: Statt 95 Wohneinheiten sollen dort „nur“ 55 Wohneinheiten entstehen. Und: Die maximale Geschosshöhe soll von vier auf drei reduziert werden. Trotzdem lehnt die Bürgerinitiative Zechenweg (BI) das Bauvorhaben weiterhin ab.
Das signalisierte die BI bei einer Informationsveranstaltung der SPD-Ratsfraktion im Mondpalast, bei der die Verwaltung den überarbeiteten Entwurf vorstellte. Im Nachgang zu der Veranstaltung legte die Initiative in einer Pressemitteilung und einem Brief an ihre Mitglieder nach - mit zahlreichen Kritikpunkten an den Plänen und dem Fazit, dass ein Gefühl der „Ohnmacht und Enttäuschung“ bleibe.
Herner Bürgerinitiative vermisst „echte Mitsprache“
SPD-Fraktionsvorsitzender Udo Sobieski kann die BI-Ablehnung der überarbeiteten Pläne nicht nachvollziehen. Die SPD habe zahlreiche Gespräche mit der Verwaltung geführt, berichtet Fraktionsvorsitzender Udo Sobieski im Gespräch mit der WAZ. Das ursprüngliche Konzept sei schließlich stark verändert, zahlreiche Kritikpunkte aufgenommen worden. Die Stadt habe sich große Mühe gemacht, was aber nicht anerkannt worden sei, so der Sozialdemokrat.
Was die BI um Sprecher Peter Mahlberg zumindest anerkennt: Die SPD-Veranstaltung, der von der Stadt eingerichtete „Bürgerdialog“ sowie eine spontane Einladung des Planungsausschussvorsitzenden Ulrich Syberg zur nächsten öffentlichen Ausschusssitzung seien erste Schritte hin zu einem „konstruktiven Dialog“ mit Bürgerinnen und Bürgern. Allerdings bestehe aufgrund der bisherigen Erfahrungen der Eindruck, dass es nur Informationsveranstaltungen seien, „wo man über ,beschlossene‘ Dinge informiert wird“. Eine echte Mitsprache und Mitgestaltung durch Bürgerinnen und Bürger sei immer noch nicht erkennbar, kritisiert die BI. Und: In einem Brief an ihre Mitglieder bezeichnet der BI-Vorstand die Fraktionsveranstaltung im Mondpalast gar als „SPD-Bühnenshow“.
Herner SPD-Fraktion verweist auf große Nachfrage nach Wohnraum
Angesichts der unterschiedlichen Vorstellungen über die Zukunft der Fläche am Zechenweg stellt sich die Frage, ob dieser Konflikt überhaupt zu lösen ist. Der Druck, Wohnraum zu schaffen, sei groß, erklärt SPD-Fraktions-Vorsitzender Udo Sobieski. „Wir müssen uns vor Menschen stellen und ihnen sagen: Du kommst aus dieser Stadt, du willst in dieser Stadt leben, aber wir haben keinen Wohnraum für dich.“ Die SPD-Fraktion wolle deshalb keinen „absoluten Stillstand“ in Herne, so Sobieski zur WAZ. Ähnlich argumentiert bislang die Stadt.
Die Bürgerinitiative fordert dagegen weiterhin die komplette Rücknahme des Bebauungsplans für den Bereich Gelsenkircher Straße/Zechenweg. Die BI führt dafür zahlreiche Gründe an - allen voran negative Auswirkungen aufs lokale Klima und die Gesundheit sowie ein „zu erwartendes“ Verkehrs- und Parkchaos. Und die Bürgerinnen und Bürger beklagen, dass „liebevoll hergerichtete Privatgärten“ mit altem Baumbestand den Interessen von privaten Investoren geopfert werden sollen.
Nachrichten aus Herne - Lesen Sie auch:
- Unwahrheit oder Unwissenheit? Stadt gibt Rätsel auf
- Shamrockpark: Viel Nachfrage von Mietern und Investoren
- Hauptbahnhof Wanne-Eickel: So läuft die Renovierung
Am 27. August will die Verwaltung die überarbeiteten Pläne im Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung vorstellen. „Daran anknüpfend werden wir für das Bauleitplanverfahren einzelne Fachgutachten überarbeiten lassen und den Bebauungsplanentwurf ändern“, so Stadtsprecherin Carina Loose auf Anfrage. Positive Beschlüsse vorausgesetzt, sei dann in der ersten Jahreshälfte 2025 mit einer erneuten Offenlage des Bebauungsplanentwurfs zu rechnen. Bei diesem Planungsschritt kann sich die BI dann auch formell durch Einwendungen ins Verfahren einbringen.
Initiative sagt Teilnahme am „Bürgerdialog“ der Stadt ab
- Für Donnerstag, 8. August, lädt die Stadt Herne zu einem „Bürgerdialog“ zur geplanten Bebauung am Zechenweg ein (ab 17 Uhr im Stadtforum, Bahnhofstraße 65). Die BI hat ihre Teilnahme jedoch bereits abgesagt und die Stadt um eine Verschiebung gebeten. Begründung: Der Termin liege mitten in der Ferien- und Kirmeszeit.
- Die Stadt wolle den Termin nicht absagen, so BI-Vorstandsmitglied Peter Mahlberg. Sie habe dies damit begründet, dass es eine Veranstaltung für alle Bürgerinnen und Bürger und nicht nur für die Initiative sei. Die Stadt habe aber ein Gespräch außerhalb der Ferienzeiten angeboten, das die BI gerne annehmen werde.