Herne. Herner Schüler haben die Unterführung am Wanne-Eickeler Hauptbahnhof mit Graffiti umgestaltet. Unterstützt wurden sie von einem Essener Künstler.

Viel zu dunkel und nicht schön – so lautete das Urteil vieler Bürger zur Unterführung der Hauptstraße unter den Bahngleisen am Hauptbahnhof Wanne-Eickel. Das soll sich ändern: Im Rahmen des Projekts „Ruhrgebiet besser machen“, das die Brost-Stiftung (Essen) in Zusammenarbeit mit der Körber-Stiftung (Hamburg) auf den Weg gebracht hat, gestalten Schüler des Emschertal Berufskollegs mit Künstler Martin Domagala die Wände mit Graffiti um.

„Wir haben zuerst Ideen und Entwürfe gesammelt“, erklärt Klassenlehrerin Antje Knepper. Die Frage lautete: Welche Motive verbindet ihr mit Herne und dem Ruhrgebiet? Den 19 Schülern, die gerade ihre zweijährige Berufsfachschule im Bereich Gestaltung absolvieren, fiel dazu einiges ein. Eine Schülerin hatte die Idee, einzelne Motive als Polaroids darzustellen. Und so zieren die eine Seite der Unterführung unter anderem ein Förderturm, ein Windrad, das Rathaus und das Herner Wappentier, alle in weißen Polaroidrahmen.

Um den Hygienebestimmungen zu entsprechen, arbeiten die Schüler in Teams. Sie sollen die Umgestaltung der Unterführung mit Fotos und Videos festhalten, aus denen ein kleiner Film entstehen soll. „Es ist wirklich ein schönes Projekt, das die Schüler in Zeiten von Corona auch mal wieder zusammenbringt.“

Essener Künstler unterstützt Herner Schüler bei der Umgestaltung

Darüber freuen sie sich sehr: Benjamin und Janis, beide 17, haben sich seit letztem Jahr nicht mehr gesehen. „Es ist schön, dass wir etwas zusammen machen können“, sind sich die Schüler einig. Von Janis stammt die Idee, die eine Seite der Unterführung in eine Galaxie zu verwandeln. „Mir ist der Mondpalast in den Kopf gekommen und so kam ich darauf.“

Über den schwarzen Untergrund sprayen die Jugendlichen farbenfrohe Spiralen: „Wir versuchen mit den verschiedenen Farben unsere Galaxie so gut wie möglich aussehen zu lassen“, erklärt Benjamin. Einen Mond und einen Astronauten sowie Schriftzüge der Stadt sollen ebenfalls zu sehen sein. Für fast alle ist es das erste Mal, dass sie mit einer Spraydose arbeiten. „Es ist ein neues Medium“, sagt Benjamin. Zuhause hatten die Schüler ihre Motive in klein vorgemalt und nicht damit gerechnet, dass sie so groß würden.

Künstler Martin Domagala hilft hier und da, lässt die Jugendlichen aber machen. „Das Sprayen macht wirklich Spaß“, sind sich die Jungs einig. So in der Öffentlichkeit zu arbeiten, sei ungewohnt – habe aber schöne Seiten: „Viele Leute bleiben stehen und stellen Fragen.“ Die Resonanz sei gut. „Es ist wirklich toll, schließlich werden wir die Wände auf unserem Schulweg immer sehen.“

Schüler brauchen nur wenig Hilfestellung

Die Bilder der Schüler in der Unterführung zeigen Herner Motive.
Die Bilder der Schüler in der Unterführung zeigen Herner Motive. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Der Essener Künstler Martin Domagala war bereits vor acht Jahren an der Umgestaltung der Unterführung beteiligt. So sei auch der Kontakt zur Brost-Stiftung zustande gekommen. „Die haben den Schriftzug vom letzten Projekt gesehen und mich ausfindig gemacht“, erklärt der Kunstpädagoge. Aus verschiedenen möglichen Kooperationspartnern entschied er sich bewusst für eine Schule.

„Ich wusste, dass viele keine Erfahrung mit dem Sprayen haben und habe deshalb mit ihnen die Motive so vereinfacht, dass sie es gut umsetzen können.“ Manche trauen sich mehr zu und wendeten eine Mischtechnik aus Pinsel und Sprühdose an – das Pferd ist ein gutes Beispiel dafür.

Insgesamt brauchten die Schüler nur wenig Hilfestellung. Die neuen Motive seien so angelegt, dass sie lange schön bleiben. Beim Alten seien Schmutz und die deutlich sichtbaren Wasserflecken der maroden Brücken das Problem gewesen. „Mit der neuen Gestaltung wollen wir das umgehen“, sagt Martin Domagala. Im diffusen Kosmos fielen Flecken nicht so schnell auf. „Auf der Polaroidseite haben wir die grünen Ranken gezielt dahin gemalt, wo vorher Flecken sichtbar waren.“

>>>Eine von drei Pilotkommunen

Herne ist eine von drei Pilotkommunen des Projekts „Ruhrgebiet besser machen“. In sieben Kneipengesprächen vor Corona beteiligten sich 200 Bürger und diskutierten, was besser gemacht werden kann.

Neben der Verschönerung der Unterführung soll für Wanne ein digitaler interkultureller Stadtführer erarbeitet werden.