Herne. Beim Alumni-Treffen im Herner Journalistenzentrum ziehen die Ausbilder eine positive Bilanz. Sie sagen: Neustart nach Aus in Hagen ist geglückt.

Zugegeben: Ob es wirklich gelingen würde, da war sich Christian Schlichter nicht immer sicher. Die Sorge: Würden Zeitungen, Presseabteilungen und Medieninstitutionen, die ihren Nachwuchs in Volontariats-Kursen überbetrieblich ausbilden lassen, sie auch nach Herne schicken? 

Schließlich hatte das Hagener Haus Busch, in dem zuvor Generationen von Journalisten ausgebildet wurden, eine Menge Vertrauen aufgebaut, galt als das älteste Institut der redaktionellen Aus- und Weiterbildung in Deutschland. Das aber hatte Ende 2019 aufgrund finanzieller Schwierigkeiten geschlossen. Der gemeinnützige Trägerverein „Neue Gesellschaft für publizistische Bildungsarbeit“ startete in Herne den Versuch einer neuen Auferstehung

Volo-Kurse des Herner Journalistenzentrums im Zoom-Format

„Heute kann ich sagen: Es hat funktioniert“, bilanzierte der Geschäftsführer Christian Schlichter beim Treffen zwischen Alumni und Dozenten am Samstag, 11. September. Hatten sich Volontäre und Ausbilder im vergangenen Jahr nur in Zoom-Meetings getroffen, konnten sie sich nun am Shamrockpark endlich „in echt“ begegnen. Live-Musik, Buchvorstellung und Fotoausstellung gehörten ebenso dazu wie die Verabschiedung des Studienleiters Thomas Müller, der lange Jahre Haus Busch in Hagen leitete und maßgeblich am Wechsel von Hagen nach Herne 2020 beteiligt war.

„Es ist schöner, sich nun persönlich zu sehen. Online fehlt die zwischenmenschliche Kommunikation. Ich war aber überrascht, wie gut die Online-Kurse funktioniert haben“, sagte die ehemalige Volontärin Norina Wieners. Als eine von etwa 180 Volontärinnen und Volontären wurde sie im vergangenen Jahr am Herner Journalistenzentrum ausgebildet. Heute arbeitet Wieners in der Presseabteilung der Stadt Wünnenberg. „Besonders die Seminare zum Reden schreiben haben Spaß gemacht“, so die Alumni. 

Auch aus Sicht des Dozenten Arne Pöhnert, der Nachwuchs in Sachen Fotografie ausbildet, sind die insgesamt vierwöchigen Kurse auch bei Zoom gut gelaufen. „Natürlich kann ich beim praktischen Arbeiten nicht so gut auf die Volontäre eingehen, wie üblich. Aber dafür haben wir Lösungen gefunden“, so der Fotograf, der schon im Haus Busch unterrichtete. 

Modernisierte Inhalte sind Aushängeschild für Herner Journalistenzentrum

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Journalist Werner Hinse sieht den Neustart in Herne ebenfalls als geglückt: „Die Verkehrsanbindung ist günstiger“, sagte er. Natürlich sei das Flair im Hagener Rittergut im Vergleich zur ehemaligen RAG-Besprechungsetage ein anderes. Aber: „Wir bieten eine top-moderne Ausbildung und gehen auch auf Trends ein - etwa Newslettering oder Podcasting“, so Hinse. Modernisierte Inhalte von berufserfahrenen Dozenten sowie ein unabhängiger Trägerverein seien ein gutes Aushängeschild für das Herner Journalistenzentrum, meinte auch Schlichter.

Eine der besonders prominenten Alumni aus den Zeiten im Hagener Haus Busch kam ebenfalls zu Besuch: SPD-Politikerin Michelle Müntefering absolvierte einst ein Volontariat bei der Vorwärts-Verlagsgesellschaft und war bis zu ihrem politischen Mandat als freie Journalistin tätig. „Ich bin stolz, dass wir in Herne ein Journalistenzentrum haben und dazu beitragen, dass kritische, gute und qualitative Journalisten ausgebildet werden.“ 

>>> Mehr als 50 Dozenten

Das Journalistenzentrum Herne bietet journalistische Aus- und Weiterbildung an und ist dabei verlags- und senderunabhängig.

Grundlagenseminare für Volontäre zählen ebenso dazu wie Weiterbildungen für Journalisten und Mitarbeiter in Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und der Unternehmenskommunikation.

Das Team besteht aus mehr als 50 Dozenten, alle arbeiten mit und in Medien, in Verlagen, Sendern und Unternehmen.