Herne. Das inklusive NRW-weite Festival „KulturTandem“ wurde in diesem Jahr in Herne eröffnet. Titel des Abends: zwei Männer, drei Arme, ein Tandem.

Seit 2017 veranstaltet das Kompetenzzentrum Selbstbestimmtes Leben das inklusive Festival „KulturTandem“. An verschiedenen Orten in ganz Nordrhein-Westfalen treffen Künstlerinnen und Künstler mit und ohne Beeinträchtigung aufeinander und gestalten einen Abend. Der Auftakt zum diesjährigen Festival fand am Donnerstag in den Flottmann-Hallen statt.

Unter dem Titel „Zwei Männer, drei Arme, ein Tandem“ trafen sich Christoph Reuter und Martin Fromme. Helmut Sanftenschneider führte durch den Abend. Er begrüßte das eher sparsam erschienene Publikum zu dem „intimen Abend“. Der Berliner Pianist Christoph Reuter, bekannt durch seine Begleitung von Eckart von Hirschhausen, stellte Teile seines Programmes „Alle sind musikalisch (außer machen)“ vor.

Mit zwei Tönen die Musikalität des Publikums testen

Schnell hatte er das Publikum auf seiner Seite und zum Mitmachen überredet. Mit zwei Tönen am Klavier prüfte er zu Beginn dessen Musikalität: „Wissenschaftlich ist festgestellt: Wer die beiden Töne hört, ist musikalisch! … Es gibt natürlich Ausnahmen, Beethoven hat gar nichts gehört, und war doch musikalisch.“ Den Beleg präsentierte Christoph Reuter dann gleich am Klavier: Beethovens Klaviersonate „Pathéique“. Die wurde schnell zur Jazz- oder Pop-Variante.

Einfache musikalische Übungen, wie Lieder anhand der ersten drei Töne erraten, nahm das Publikum gerne lachend auf. Mit verschiedenen Variationen von „Alle meine Entchen“ startete eine Reise nach Asien oder Arabien. Sein virtuoses Klavierspiel und der treffende Wortwitz ergänzten sich wunderbar, sodass er das Publikum mit „Sie sind ab jetzt alle Musiker“ verabschieden konnte.

Martin Fromme präsentierte Teile seines Programms „Besser Arm ab als arm dran“.
Martin Fromme präsentierte Teile seines Programms „Besser Arm ab als arm dran“. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Den zweiten Teil des Abends bestritt Martin Fromme mit Teilen seines Programmes „Besser Arm ab als arm dran“. Die für ihn typische Mischung aus Texten und Gesang ergänzte er durch kleine Videoclips. Gar nicht politisch korrekt drehte sich alles um Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen. Seine Themen fand er in den Paralympischen Spielen oder auch boshaften Umdeutungen von bekannten Märchen und Sprichwörtern.

Zum Abschluss sprachen beide Künstler über ihre Arbeit

Im musikalischen Teil verwandelte er „Let it Be“ in „Epilepsie” oder „Lola” in „Koma“. Kleine, mit versteckter Kamera, gedrehte Szenen waren voller alltäglicher Absurdität. Wenn eine Blinde nach dem Weg fragt, der ihr dann erklärt wird, um sogleich festzustellen, den Weg doch lieber ihrem Blindenhund zu erklären. Oder wenn nach erfolgreicher Inklusion der Polizist im Rollstuhl den Dieb im Rollstuhl durch die Fußgängerzone verfolgt. Martin Fromme spielte mit vollem Körpereinsatz, wobei das Lachen auch schon mal nach kleinem Bedenken einsetzte.

Nach einer kurzen Pause holte Helmut Sanftenschneider beide zu einem kurzen Gespräch auf die Bühne. Christoph Reuter gab bereitwillig Auskunft über seine verschiedenen Aktivitäten vom musikalischen Begleiter über seine kompositorische Arbeit mit großem Orchester bis zu den Solo-Musikkabarett-Programmen. „Ich bin froh, so verschiedene Sachen machen zu können.“ Martin Fromme erzählte von den Anfängen des Comedy-Duos „Der Telök“ in Wanne-Eickeler Szenekneipen. Wo sich vor allem für das Publikum schon immer die Frage stellte, ob man lachen darf oder nicht.

>>> DAS FESTIVAL

■ Das Festival KulturTandem geht im November weiter mit anderen Kombinationen verschiedener Künstler in Schwerte, Essen, Solingen und Oberhausen.

■ Weitere Informationen unterwww.ksl-duesseldorf.de/kulturtandem