Herne. Die Stadt hat trotz eines BGH-Urteils ein Verbot erteilt. Rocker aber klagen beim Verwaltunsgericht. Die Richter wollen rechtzeitig urteilen.
Man sieht die Herner Bandidos jetzt wieder in voller Montur mit ihren Motorrädern über die Straßen brettern, was sie seit dem BGH-Urteil Anfang Juli auch wieder dürfen. Ob der Besucher der Cranger Kirmes Rockergangs in ihren Kutten ertragen muss, steht aber derzeit in den Sternen. Die Stadtverwaltung setzt zwar trotz des Richterspruches weiterhin auf ein Kuttenverbot, es ist aber eine Klage dagegen eingereicht worden. Und so schwebt die Polizei derzeit in einer „Hängepartie“, wie es der Herner Wachleiter Uwe Hillen am Dienstag bei einem Pressegespräch im Rathaus ausdrückte.
Spätestens beim Auftakt der Cranger Kirmes am 7. August wird die Polizei aber wohl mehr wissen, wie die WAZ im Gespräch mit dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen erfuhr: „Es ist unser festes Ziel, vor der Cranger Kirmes fertig zu werden“, sagte Pressedezernent Karsten Herfort.
Organisatorisch ist für die Begleitung der Rockerclubs über das Kirmesgelände traditionell die Landespolizei zuständig, die, so erlebten es die Besucher in der Vergangenheit, Bandidos, Hell’s Angels und Co. auf ihrem Weg zu Boxbude und Hau-den-Lukas „standesgemäß“ eskortierte. Im vergangenen Jahr war erstmals Schluss damit, rund 20 Gangs mussten in zivil antreten, weil die Stadt ein Verbot aussprach.
Polizei hält Hundertschaften bereit
Die Polizei wird wieder mit Hundertschaften in Bereitschaft stehen, wie viele Beamte im Einsatz sind, will sie aus taktischen Gründen nicht sagen. Bei der Feuerwehr gibt es keine Geheimniskrämerei: 14 Beschäftigte seien hier ständig im Einsatz, wie Brandoberamtsrat Ralf Radloff bekannt gab.
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Gefährliche Feuer hat es in der Vergangenheit, abgesehen von einem Fritteusen- und Gully-Brand, nicht gegeben. Aber die Feuerwehr ist ja auch für den Rettungsdienst zuständig. Rund 50 Mal kümmerte sie sich um Kirmesbesucher, die sich verletzt oder zu sehr betrunken hatten oder beides zusammen.
Schildkröte gerettet
Helfer, so machte Kirmessprecher Timo Krupp deutlich, gibt es jede Menge und für alle möglichen Fälle. So habe man vor Jahren eine Schaustellerin zur kurzfristigen Entbindung ihres Babys ins Krankenhaus gefahren, drei Tage später habe sie wieder in ihrer Bude gestanden. Auch die Geschichte von der Schildkröte notierten sich die Journalisten gestern auf alle Blöcke. Die Schildkröte, die jemand in der Nähe eines China-Imbisses fand. Sie wurde selbstverständlich nicht geröstet, sondern gerettet.
Auch wenn elternsuchende Kinder gefunden werden, gibt es Helfer. „Das passiert allerdings immer seltener“, wusste Krupp und verwies auf die roten Armbändchen, die es im Kirmesbüro, an allen Souvenirbuden und Kinderfahrgeschäften gibt: „Da kann man seine Handynummer draufschreiben.“
Und wenn es stürmisch werden sollte, wie bei der Rheinkirmes am Samstag, ist Crange ebenfalls gewappnet. Dann heult eine Mastsirene auf, und die Besucher müssen sehen, dass sie Land gewinnen.