Herne. Die SPD hatte es schon 2020 angeregt, nun soll die Umsetzung erfolgen: Wo in Herne die erste Kita mit waldpädagogischem Ansatz entstehen soll.
Die Gelsenkirchener Engler-Gruppe hat von der Stadt das Gebäude Auf dem Stennert 9 erworben. In den bereits 2020 von Stadtgrün freigezogenen Räumlichkeiten am Südfriedhof soll nach einem Umbau eine Kindertagesstätte mit waldpädagogischem Konzept – ein Novum für Herne - eingerichtet werden.
Nach einem Umbau soll am 1. August 2024 der Vollbetrieb starten. Und wer wird Träger? Er habe aktuell zwei, drei Gesprächspartner, erklärte Steven Engler. Er gehe davon aus, dass schon in den nächsten Wochen Vollzug gemeldet werden kann. Die neue Kita soll im Erdgeschoss und im ersten Stock eingerichtet werden. Im Geschoss darüber kann sich Engler eine Nutzung vorstellen, die ebenfalls mit Kinder- und Jugendarbeit zusammenhängt. Eine Wohnungsnutzung schließt der 37-Jährige aus: „Das machen wir dort auf keinen Fall.“
Thema Nachhaltigkeit soll eine große Rolle spielen
Der Rat der Stadt hat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause grünes Licht für den Verkauf an Englers Eurovia Grundstücks GmbH gegeben. Am vergangenen Freitag, 1. Juli, sei der Kaufvertrag mit der Stadt unterzeichnet worden, sagt Engler. Nach WAZ-Informationen hat die Stadt Grundstück und Gebäude Auf dem Stennert für eine mittlere sechsstellige Summe verkauft.
Es ist nicht das erste Kita-Projekt dieses Investors: Am 2. August wird an der Kreuzkirche eine neue Kita in dem von der Engler-Gruppe errichteten Komplex „Europagarten“ eröffnet. Und in unmittelbarer Nachbarschaft soll am ehemaligen Standort der Elsässer Stuben das Gebäude „H III“ entstehen, in dem ebenfalls eine Kindertagesstätte entstehen soll.
Schwierige Suche nach geeignetem Personal für Wald-Kita
Das Thema Nachhaltigkeit soll Auf dem Stennert – wie bei der Engler-Gruppe üblich - auch jenseits des waldpädagogischen Kita-Konzeptes besonderes Gewicht erhalten. Nach der Kernsanierung werde das Haus entweder mit einer Geothermie-Heizung oder einem Eisspeicher ausgestattet. Außerdem würden sie dort – „wie bei allen Projekten“ – mit Photovoltaik-Anlagen arbeiten: „Es wird sehr energieautark sein.“
Der SPD-Stadtverordnete UIrich Klonki begrüßt die Pläne für das ehemalige Verwaltungsgebäude. „Eine Kita mit waldpädagogischem Konzept war von Anfang an unser Ansatz. Wenn es in Herne irgendwo möglich ist, dann an diesem Standort“, sagt der Vorsitzende des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie unter Verweis auf das grüne Umfeld.
Vor einer Inbetriebnahme müssten aber noch einige Hürden genommen werden – auch jenseits einer Abnahme des Konzepts sowie der Einigung von Investor, Träger und Jugendamt. „Man muss eine Erzieherin finden, die die notwendige Zusatzausbildung hat“, so Klonki. Stadt, Evangelischer Kirchenkreis und Arbeiterwohlfahrt hätten in ihren Reihen bisher vergeblich nach einer Fachkraft mit dieser Spezialqualifikation gesucht.
SPD-Jugendpolitiker sieht für Kitas weiteren Handlungsbedarf
Die Pläne für zusätzliche Betreuungsplätze am Südfriedhof reiht sich ein in eine lange Liste weiterer Neu- und Ausbauprojekte in der Herner Kita-Landschaft. Ulrich Klonki glaubt trotz der großen Anstrengungen allerdings nicht, dass alle Lücken geschlossen werden können.
„Wenn Sie vor 20 Jahren gesagt hätten: Mein Kind ist zwei und soll jetzt einen Kindergartenplatz bekommen, dann hätten alle gesagt: Das Kind ist noch zu jung. Inzwischen ist zwei Jahre das Alter, bei dem viele sagen: Ja, das macht Sinn“, sagt der Ausschussvorsitzende. Er gehe deshalb davon aus, dass sich das Einstiegsalter für den Kitabesuch weiter nach unter entwickeln werde und dieser Trend die Einrichtung zusätzlicher Kita-Plätze erfordern werde.
>>> WEITERE INFORMATIONEN: Ehemaliges Heim für Berglehrlinge
Das Gebäude Auf dem Stennert 9 ist Anfang der 50er Jahre als Heim für Berglehrlinge errichtet worden. Zuvor befand sich an diesem Standort eine Großküche der Zeche Mont Cenis.
Die Stadt hat Haus und Grundstück im Jahr 1978 von der Ruhrkohle AG für ihr Grünflächenamt (Verwaltung und Bauhof) gekauft. 2020 zog die Verwaltung das Gebäude leer.