Herne. Zum Auftakt von Piano- Klassikfakten im Rahmen des europäischen Klassikfestivals gastierte die junge Pianistin Anna Karácsonyi in Herne.

Zum Auftakt von Piano-Klassikfakten im Rahmen des europäischen Klassikfestivals gastierte am Dienstagabend die junge Pianistin Anna Karácsonyi im Shamrockeye.

Sie ist erst neunzehn Jahre alt und doch bereits ein vielfach ausgezeichneter Profi: Erst vor einem Monat hat Anna Karácsonyi , die noch an der Musikhochschule Zürich studiert, beim Internationalen Dvarionas Klavierwettbewerb im litauischen Vilnius den zweiten Preis sowie den Sonderpreis der European Union of Music Competition for Youth gewonnen. Ihr Spiel zeichnet sich nicht nur durch technische Brillanz und Virtuosität aus, sondern überzeugt mit seinen durchdachten Interpretationen und berührt unmittelbar durch seine Tiefe und Ausdruckskraft.

Diese Eigenschaften stellt sie nach dem Präludium und Fuge f-Moll BWV 857 von Johann Sebastian Bach (1675-1750) vor allem in Ludwig van Beethovens (1770-1827) Sonate D-Dur op. 10 Nr. 3 unter Beweis. Voller Temperament und Leidenschaft wühlt sie sich in die Musik hinein oder versinkt in dunklen, schicksalsschweren Passagen, die sie wie eine Ballade ohne Worte voll latenter Spannung gestaltet. Der eindringliche Klang ihres Spiels geht unter die Haut, in nachdenklichen Episoden steht jeder Ton wie eine eigene Welt da.

Junge Pianistin zeigt erstaunliche Reife

Frappierende Reife zeigt die junge Pianistin auch in den Variations sérieuses op.54 von Felix Mendelssohn (1809-1847). Im Hauptthema fesselt Anna Karácsonyis Interpretation durch ihre nuancenreich ausgestalteten Steigerungsprozesse ebenso wie durch den innigen Ausdruck lyrischer Momente. In ganz andere Klangwelten taucht die junge Musikerin mit Claude Debussys (1862-1918) „Estampes“ aus dem Jahr 1903 ein. In „Pagodes“, „La Soirée dans Grenade“ und „Jardins sous la pluie“ greift der französische Komponist indonesische und spanische Elemente auf, die er bei den Pariser Weltausstellungen kennen lernte. Spannung und Ausdruck gewinnen diese impressionistischen Miniaturen durch feinfühlig gestaltete Farbigkeit und Frische.

Spanische Folklore inspirierte auch Franz Liszt (1811-1886) zu seiner „Rhapsodie espagnole“, in der Anna Karácsonyi nochmals voller Elan ihre Zuhörer mitreißt. Mit einem Werk des litauischen Komponisten Balys Dvarionas und dem Nocturne c-Moll op.48 von Frédéric Chopin als Zugaben verabschiedete sich die junge Pianistin von ihrem begeistert applaudierenden Publikum.