Herne. Die Stadt Herne übernimmt freiwillig einen Teil der Trägerkosten von Kitas in Herne. So soll die Schließung von Kitas verhindert werden.

Die Stadt Herne übernimmt in den kommenden vier Jahren freiwillig einen höheren Teil der Kosten der freien und kirchlichen Träger von Kindertageseinrichtungen. Im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie stimmten alle Träger der Beschlussvorlage zu.

Bereits vor gut einem Jahr hatte der Evangelische Kirchenkreis Herne nachdrücklich betont, dass sich der Träger-Anteil reduzieren müsse. Nach kurzfristigen Überbrückungshilfen seien langfristige Lösungen nötig, sonst drohten 320 Kita-Plätze wegzubrechen – allein bei den evangelischen Kitas, betonte die damalige Geschäftsführerin der Kindergartengemeinschaft im Evangelischen Kirchenkreis, Elisabeth Weyen, gegenüber der WAZ. „Der Trägeranteil muss auf fünf Prozent gesenkt werden“, so die Forderung in 2021. Das ist etwa die Hälfte des gesetzlichen Eigenanteils, der bei den kirchlichen Trägern bei 10,3 Prozent liegt.

Stadt Herne übernimmt vier Jahre rund 2,36 Mio. Euro

Rund ein Jahr später gibt es nun die Lösung: Zusätzlich zu dem gesetzlichen Anteil von mehr als 20 Millionen Euro übernimmt die Stadt Herne allein im Kita-Jahr 2022/23 freiwillig von allen Trägern insgesamt 2,36 Millionen Euro der Kosten. Allein bei der evangelischen Kirche sind es 787.417 Euro, die die Stadt übernimmt. Es bleibt für den Kirchenkreis ein Kostenpunkt von 564.316 Euro. Das sind 4,3 Prozent, also noch weniger als die vor einem Jahr geforderten fünf Prozent.

Ulrich Klonki, Vorsitzender des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie in Herne, befürwortet, Träger längerfristig komplett von den Eigenanteilen bei der Kita-Finanzierung zu entlasten.
Ulrich Klonki, Vorsitzender des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie in Herne, befürwortet, Träger längerfristig komplett von den Eigenanteilen bei der Kita-Finanzierung zu entlasten. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

„Die Anteile bei den Trägern sind unterschiedlich hoch“, erläutert der Ausschuss-Vorsitzende Ulrich Klonki. „Die katholische Kirche übernimmt etwas mehr als die evangelische Kirche, weil uns der Träger gesagt hat, dass sie für die nächsten vier Jahre das Geld noch haben.“ Die Träger mussten hierbei gegenüber der Kommune ihre Zahlen offenlegen. Neben der evangelischen Kirche haben sich auch die anderen Träger mit der Stadt auf folgende Eigenleistungen geeinigt: Die katholische Kirche trägt im Kita-Jahr 2022/23 mit rund 687.000 Euro 6,3 Prozent der Kosten, die freien Träger 475.000 Euro (2,4 Prozent) und Elterninitiativen 0,2 Prozent, insgesamt 6200 Euro.

Klonki: „Müssen von Träger-Finanzierung weg“

„Die Vereinbarung wird für einen Zeitraum von vier Kindergartenjahren abgeschlossen“, heißt es in der Beschlussvorlage, der zugestimmt wurde. Für Neubauten werde für die Zukunft der Trägeranteil in voller Höhe übernommen. Die Zahlung der Fördersumme ist an die Einhaltung festgelegter Qualitätsstandards gebunden, auf die sich alle Beteiligten geeinigt haben. Dazu gehören etwa die Reduzierung der Anzahl der gemeindefremden Kinder sowie der Schließtage und auch die Nutzung eines gemeinsamen Beobachtungsverfahrens zur Entwicklung der Kinder.

Längerfristig, davon ist Ulrich Klonki überzeugt, müsse es eine neue Gesetzeslage geben: „Ich glaube, dass wir in vier Jahren ein neues Kita-Gesetz haben werden“, so der Ausschussvorsitzende. „Man wird ganz wegkommen müssen von der Trägerfinanzierung.“