Herne. Ein junger Mann aus Herne überfällt mitten in der Nacht eine Tankstelle an der Bahnhofstraße. Vor Gericht spricht er von purer Verzweiflung.

Eine Wollmütze auf dem Kopf, ein wuchtiges Messer in der Hand: So hat ein junger Mann aus Herne vor einem Jahr die Shell-Tankstelle an der Bahnhofstraße überfallen. Seit Dienstag steht er in Bochum vor Gericht – und spricht von purer Verzweiflung.

„Ich erkenne mich selbst nicht wieder“, sagte der 23-Jährige den Richtern. Er habe einfach nicht mehr weitergewusst. „Ich hatte einfach Hunger.“

Es war der 11. Juni 2021, um kurz nach 4 Uhr. Die Tankstellen-Angestellte muss große Angst gehabt haben. Rund 190 Euro soll der Angeklagte damals mitgenommen haben – plus zwei Schachteln Zigaretten. „Entschuldige, ich habe meinen Kopf verloren und brauche das Geld.“ So oder so ähnlich soll er sich damals ausgedrückt haben. Der 23-Jährige hatte rund zwei Monate vor der Tat seinen Job verloren. Seinen älteren Bruder hatte er vorher schon einmal um Hilfe gebeten und war abgeblitzt. Jetzt war er zu stolz, um erneut zu fragen. Versager sollen sie ihn in der Familie genannt haben. „Das hat mich verletzt.“ Arbeitslosengeld hat er damals noch nicht erhalten.

Herner hatte Depressionen vor der Tat

Viel erreicht hat der Herner in seinem Leben noch nicht. Er hat die Schule ohne Abschluss verlassen, um Geld zu verdienen und seiner Mutter zu helfen. Die Eltern hatten sich getrennt. Wie er auf die Idee mit dem Überfall gekommen ist, kann er offenbar gar nicht mehr sagen. „Das bin ich eigentlich nicht.“ Es hatten sich bereits Depressionen eingestellt, die Medikamente hatte er einige Wochen vor der Tat allerdings abgesetzt. Um zu überprüfen, ob der 23-Jährige zur Tatzeit überhaupt voll schuldfähig war, wollen die Richter am Bochumer Landgericht nun einen Psychiater hinzuziehen. Die Anklage lautet auf schweren Raub. Der Prozess wird fortgesetzt.