Herne.. Die Gartenstadt Teutoburgia in Börnig gilt als Hernes Vorzeigesiedlung. Im Jahr 1909 zogen hier die ersten Bergleute ein.


Teutoburgia? Karlheinz Friedrichs ist mal bei einer Begehung der Siedlung regelrecht ins Schwärmen geraten: „Wer hier wohnt, der ist vom Schicksal geküsst“, sagte der Herner Baudezernent. Die ganz besondere Herner „Liebesgeschichte“ begann vor über 105 Jahren.

Im Oktober 1909 bezogen Bergleute die ersten Häuser der nach dem Konzept einer englischen Gartenstadt gebauten Siedlung. Jene Siedlung, die fast parallel zum Aufbau der gleichnamige Zeche Teutoburgia errichtet wurde. Für die Kumpel war bereits im September 1925 Schicht im Schacht. Der Name Teutoburgia ist aber dank der Vorzeige-Kolonie bis heute ein Begriff auch weit über die Stadtgrenzen Hernes hinaus.

Siedlungsidylle: die Börniger Kolonie Teutoburgia in den 50er Jahren.
Siedlungsidylle: die Börniger Kolonie Teutoburgia in den 50er Jahren. © Stadt Herne | Unbekannt






120 Familien zogen im Herbst 1909 in die ersten fertig gestellten Neubauten auf der Lauben- und Baarestraße ein. „Zu den Häusern der Siedlung gehörten große Nutzgärten zur Selbstversorgung mit Obst und Gemüse, und – unverzichtbar für die Bergleute und ihre Familien – ein Stall für die Kleintier-, Ziegen- und Schweinehaltung“, berichtet der Herner Jan Zweyer in einem Beitrag für Ralf Piorrs Buch „Vor Ort. Geschichte und Bedeutung des Bergbaus in Herne und Wanne-Eickel“.

Zweyer schreibt nicht nur über, sondern er tickt auch für Teutoburgia – wohnt der Krimi-Autor doch seit über 22 Jahren selbst in der Siedlung und macht diese immer wieder mal zum Schauplatz beziehungsweise Tatort in seinen Romanen.

Der 61-Jährige ist heute einer von rund 1400 Hernern, die frei nach Friedrichs „vom Schicksal geküsst“ sind. Möglich machte es der Wachstum der Siedlung, die erst 1923 mit der Errichtung der Wohnanlage Teutoburgiahof abgeschlossen worden ist. Unter den Neubauten waren auch Häuser für die Zechenbeamten und die Steiger, die an der Schadeburgstraße etwas großzügiger wohnen durften. Insgesamt 136 Häuser mit rund 530 Wohneinheiten zählen zu Teutoburgia, der größten Zechensiedlung Hernes.

Einen eigenen Polizeibeamten – er wurde einst von der Zeche finanziert – hat die Kolonie heute zwar nicht mehr. Aber denkt man sich bei einem Spaziergang durch die Siedlung die Autos weg, so fühlt man sich in einigen Straßenzügen um 100 Jahre zurückversetzt.

Privatisierung begann 2005

Einen ordentlichen Modernisierungsschub haben die Teutoburgia-Wohnungen ab Ende der 80er Jahre erhalten; einige waren damals sogar noch ohne Bad. Ins Rampenlicht rückte die Siedlung kurz darauf durch die Internationale Bauausstellung Emscher Park (IBA), die auch viele neue Fördertöpfe unter anderem für die Rekonstruktion von Fassaden öffnete. Insgesamt rund 65 Millionen Mark DM flossen nach Börnig.

2005 hat die Eigentümerin Deutsche Annington zunächst an der Schadeburgstraße mit der Privatisierung der Siedlung begonnen. 2009 konnte feste gefeiert werden: 100 Jahre Teutoburgia! Spätestens seit diesem Jubiläum ist es sozusagen amtlich, dass in Börnig etwas ganz Besonderes entstanden und bewahrt worden ist – sagte Oberbürgermeister Horst Schiereck damals doch: „Die Stadt Herne ist stolz auf dieses Vorzeigeobjekt!“