Herne. Auf der Plattform Kununu können Mitarbeiter anonym ihr Unternehmen bewerten. Auch zahlreiche Herner Firmen erhalten Kommentare. So reagieren sie.
Dem Chef die Meinung geigen, über das Gehalt sprechen oder über die geleistete Arbeit diskutieren: Was früher persönlich stattfand, hat sich ein Stück weit ins Internet verlagert. Zum Beispiel auf die Plattform Kununu. Dort können Mitarbeiter ihr Unternehmen anonym bewerten. Auch eine Reihe von Herner Firmen erhalten dort Noten. Der Umgang mit diesen Bewertungen ist recht unterschiedlich, wie eine Umfrage der Herner WAZ offenbart.
Verschiedene Kategorien für Bewertungen
Zunächst ein Blick auf die Plattform selbst: Dort kann man für sein Unternehmen anonym, allerdings mit Nennung der Position, die man innehat, in verschiedenen Kategorien bewerten: Arbeitsatmosphäre, Image, Gehalt und Sozialleistungen, Umwelt- und Sozialbewusstsein oder Vorgesetztenverhalten. Man kann einen Text schreiben und ein bis fünf Sterne vergeben werden. Daraus gibt sich eine Gesamtbewertung, in die auch Bewertungen einfließen, die schon Jahre alt sein können.
Das Herner IT-Unternehmen rkuit kommt bei 116 Bewertungen auf 4,3 Sterne und eine Weiterempfehlungsquote von 82 Prozent. Das Unternehmen beobachtet die Bewertungen auf Kununu genau. So bedankt sich das Unternehmen für manche Bewertung. „Die persönliche Reaktion ist uns sehr wichtig, da wir hier unsere Unternehmenskultur und wie wir gemeinsam miteinander umgehen wollen, auch nach außen kommunizieren möchten“, teilt rkuit auf Anfrage mit. Kununu spiele auch eine Rolle bei der Gewinnung von Fachkräften. In Gesprächen mit Bewerbern höre das Unternehmen heraus, dass Bewerber den potenziellen Arbeitgeber googeln und sich in Bewertungsportalen wie Kununu informierten. Positive Bewertungen könnten den Bewerbungseingang positiv beeinflussen.
Auch Anja Willich, beim NWB Verlag verantwortlich für das Personal, misst Kununu ein große Bedeutung bei. Sie glaube, dass manche Bewerber wegen der Bewertungen ihre Unterlagen an NWB geschickt haben. Kununu sei für Bewerber inzwischen eine wichtige Entscheidungshilfe. Auf der anderen Seite könne NWB auf dieser Plattform Einblicke in die Kultur des Unternehmens geben und so als Arbeitgeber etwas für die eigene Marke tun. Dazu gehöre, eine Plattform wie Kununu bei den eigenen Mitarbeitern bekannt zu machen, damit diese NWB dort bewerten.
Eine Kritik: Unzufriedene Mitarbeiter schreiben eher - schlechte - Bewertungen
Der Hintergrund: Es gibt die verbreitete Wahrnehmung, dass eher unzufriedene Mitarbeiter Bewertungen schreiben. Kununu weist das zurück. Eine Untersuchung der Hochschule Fresenius und der Hochschule München zeige, dass weniger als 20 Prozent ihre Unternehmen negativ oder sehr negativ bewertet hätten.
Der Herner Industriedienstleister Ifürel hat Kununu seit einigen Jahren im Blick, gerade bei den schlechten Bewertungen antworte das Unternehmen. Bei Ifürel sieht man ein Problem der Plattform darin, dass man nicht weiß, wer sich geäußert hat. „Schön wäre ein persönlicher Austausch von Mensch zu Mensch, um ein echtes Feedback zu erhalten. Im Internet ist alles nebulös und anonym. Ich führe mit jedem Mitarbeiter, auch ausgeschiedenen, gerne Gespräche“, so Patrick Wachtarz, Leiter des Personalwesens bei Ifürel. Bei der Fachkräftegewinnung spiele Kununu keine Rolle, Bewerber hätten die Plattform bislang nicht erwähnt. Bei manchen Bewertungen fragt sich Wachtarz, ob dieser Mitarbeiter tatsächlich im Unternehmen war.
Bei Kununu kennt man diese Problematik: Findet ein Unternehmen eine unwahre Tatsachenbehauptung, dürfe und solle es diese melden. Die Verfasserin oder der Verfasser der Bewertung werde von Kununu informiert, dass die betroffenen Passagen geändert werden müssen, damit die Bewertung wieder aktiviert wird. Ähnliches gelte für den Fall, dass generell Zweifel an der Authentizität der Bewertung als Ganzes vorherrschen. Hier bitte Kununu die Verfasser, einen Tätigkeitsnachweis zuzusenden.
Zwischen Geschäftsschädigung und Stimmungsbarometer
Der IT-Dienstleister Isap AG beschäftigt sich mit der Plattform intensiver, seit man auf die ersten schlechten Bewertungen aufmerksam gemacht worden sei, so Isap-Chef Norbert Assen. Teilweise seien die Bewertungen geschäftsschädigend, gerade mit Blick auf die Mitarbeitergewinnung. Gerade jüngere Menschen würden sich über diese Plattformen informieren, wenn ein Unternehmen dort schlecht wegkomme, sei das ein Problem. Für Laura Dieckmann, verantwortlich für das Personal bei Isap, können die Bewertungen aber auch eine Chance sein - als Stimmungsbarometer. Sie habe Mitarbeiter gefragt, ob sie nicht Lust hätten, Isap bei Kununu zu bewerten. Auch würde sie jetzt die Bewertungen kommentieren. Ein Ergebnis: Es seien über Kununu Ideen eingebracht worden, die nun im Unternehmen diskutiert würden.
>>> AUCH DIE STADT HERNE SCHAUT AUF KUNUNU
Die Stadt Herne teilt mit, dass sie Kununu seit mehreren Jahren im Blick habe. Grundsätzlich sei die Stadt in der aktuellen Arbeitsmarktsituation immer an den Kanälen/Plattformen interessiert und sehe es als zwingend notwendig an, dort präsent zu sein, um Schritt zu halten mit Konkurrenten aus dem öffentlichen und auch privaten Sektor.
Kununu allein sei nicht unmittelbar hilfreich bei der Gewinnung von Mitarbeitenden, hier seien es eher Plattformen wie StepStone oder Xing. Bei der nachgelagerten Recherche der interessierten Bewerberinnen und Bewerber über den Arbeitgeber Stadt Herne könne diese jedoch auf Kununu positiv oder negativ beeinflusst werden. Die Stadt werde daher zeitnah eine Verbesserung der dort hinterlegten Bewertungen anstreben. Die negativen Inhalte auf Kununu, sofern sie überhaupt so konkret zuzuordnen sind, würden selbstverständlich thematisiert.