Herne.. Hans-Jürgen Hagen bietet jetzt zwei Mal im Jahr Stadtteilspaziergänge durch Herne und Wanne-Eickel an. Zum Auftakt ging es in Börnig durch die Vorzeige-Siedlung und in die alte Maschinenhalle.



Die Frühlingssonne scheint auf das satte Grün am Eingang des Kunstwaldes, der Schnittstelle zwischen Bergbauvergangenheit und postindustrieller Nutzung in Hernes Vorzeige-Stadtteil Teutoburgia. Den Rucksack auf dem Rücken, eine Mappe in der Hand, begrüßt Stadtarchivar Hans-Jürgen Hagen das Grüppchen. Zehn Männer und Frauen wollen mit ihm auf Streifzug durch die Lokalgeschichte gehen, die sich in diesem Fall in der über hundert Jahre alten Siedlung Teutoburgia erschließen soll.

Interesse an Industriekultur

Bei „herrlichem Schneegestöber“ ist Hans-Jürgen Hagen im März schon einmal mit einigen Unerschrockenen durch die selben Straßen gezogen, wegen vieler Absagen wird die Tour jetzt wiederholt. Hagens Route führt durch die Laubenstraße und die Schreberstraße, macht Halt an der Emmauskirche und endet dort, wo sie begann, an der Schadeburgstraße. Der Spaziergang ist Auftakt einer Reihe, in der Stadtarchiv und Volkshochschule die Stadtteile erkunden wollen, immer schön abwechselnd in Herne und in Wanne-Eickel.

Die Truppe folgt Hagen jetzt durch den Kunstwald zur alten Maschinenhalle. Zusammen mit dem Förderturm ist sie das letzte Relikt der Zeche Teutoburgia, erklärt er, die nur bis 1925 eigenständig förderte, bevor sie dem Bergwerk Erin zugeschlagen wurde. Seit Ende der 80er Jahre arbeitet hier der Klangkünstler Christof Schläger. Er ist Besuch gewöhnt und erklärt freundlich seine Maschinen. Die Spaziergänger hören, wie er ihnen Töne entlockt. „Das muss ich meinen Kindern erklären“, staunt eine Teilnehmerin. Sie ist von Dortmund nach Holthausen zu ihrer Familie gezogen. Jetzt will sie ihre neue Umgebung erkunden. Zu viert kommen andere, Bruder und Schwester mit Anhang. Der ehemalige Herner wohnt heute in Castrop-Rauxel und kehrt gerne an die Orte seiner Kindheit zurück. Margret Bannewitz aus Holsterhausen war 1987 das letzte Mal in der Maschinenhalle. Sie interessiert sich für die Industriekultur. „Wir fahren durch die ganze Welt“, sagt sie, „aber die Höhepunkte vor unserer Haustür kennen wir nicht.“

„Natürlich habe ich die Stadtrundgänge nicht erfunden“, stellt Stadtarchivar Hagen klar. Sein Vorgänger Manfred Hildebrand war viel unterwegs, oft auf Anfrage von Vereinen oder Kirchengemeinden. „Wir haben uns jetzt überlegt, wie wir Leute ansprechen können, die keiner Gruppe angehören“, sagt Hagen. Er hat sich im Archiv mit Akten, Lokalliteratur und anderen Quellen präpariert. Anderthalb bis zwei Stunden dauern seine Touren für alle, die gut zu Fuß sind: „Ein paar Meter machen wir schon“.