Herne. Gegen Kinderarmut: Verdi fordert Hilfen für Betroffene sowie konkrete Maßnahmen für Herne. Wie die Gewerkschaft die Lage sieht und was sie will.
Verdi macht Druck in Sachen Kinderarmut: Der Ortsvorstand der Gewerkschaft fordert Hilfen für die Betroffenen sowie einen „Runden Tisch“ zu diesem Thema in Herne.
Der Verdi-Ortsvorstand appelliert an politische Mandatsträger in Herne, die Umsetzung einer „schnellen Einführung einer bedarfsgerechten Kindergrundsicherung“ auf allen Ebenen voranzubringen. Unterfüttert wird dies mit aktuellen Zahlen. Im Jahr 2020 lebten mehr als 6400 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Herne von Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch SGB 2 (Hartz IV). Die Gesamtzahl armer Kinder und Jugendliche, auf welche die Armutsdefinition anzuwenden sei, liege aber wohl deutlich über 9000, so die Gewerkschaft. Und: Durch Corona habe sich die Situation weiter verschärft.
Ausschuss und Verwaltung lehnen „Runden Tisch Kinderarmut“ ab
„Das ist nicht akzeptabel“, erklärt der von Beate Wycislok geführte Verdi-Ortsvorstand. Dieser Kreislauf könne nur durchbrochen werden „durch eine auskömmliche, dem Kindesbedarf angepasste Kindergrundsicherung“. Auch Hernes Sozialdezernent Johannes Chudziak hat diese Forderung bereits erhoben. Angesichts der besonders dramatischen Situation in Herne hält Verdi zudem die Einrichtung eines örtlichen „Runden Tisches Kinderarmut“ unter Einbeziehung der mit dieser Problematik befassten Organisationen und Verbände „weiterhin für dringend erforderlich“.
Dafür gebe es zurzeit in Herne in der Politik und auch in der Verwaltung keine Mehrheit, erklärt Daniel Kleibömer (Linke) auf Anfrage. Der jugendpolitische Sprecher der Linke-Ratsfraktion hatte im August 2020 einen Antrag auf Einrichtung eines „Runden Tisches Kinderarmut“ gestellt. Dieser Forderung wollte sich die Mehrheit im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie aber nicht anschließen. Es gebe bereits ein enges Netz an Strukturen und Hilfsangeboten, mehr könne vor Ort nicht geleistet werden, so die Begründung.
Vereinbart wurde stattdessen, das Thema in kleiner Runde - Kleibömer, Jugendamtsleiterin Stephanie Jordan, Ausschussvorsitzender Ulrich Klonki (SPD) - noch einmal zu erörtern. Das Ergebnis war das gleiche: Ein „Runder Tisch“ wäre nicht zielführend, so der Tenor. Um „jedoch der strukturellen Problematik gerecht zu werden“ und aktuelle Entwicklungen zu beleuchten, heißt es, soll Kinderarmut künftig einmal jährlich im Ausschuss mit geladenen Experten diskutiert werden. Der Auftakt könnte im Herbst 2021 erfolgen, erklärt die Verwaltung. loc