Herne.. 13 Stellen von Schulsozialarbeitern laufen zum 1. Januar 2015 in Herne aus; betroffen sind davon 21 Schulen. Die Herner Parteien wollen den Druck auf Land und Bund erhöhen, um doch noch eine Anschlussfinanzierung zu erhalten.


Während sich Land und Bund nach wie vor gegenseitig die Verantwortung für die Finanzierung der Schulsozialarbeit zuschieben, spitzt sich die Situation für die Betroffenen in Herne zu: Bis Ende September müssen sich die an 21 Schulen eingesetzten 13 Sozialarbeiter beim Arbeitsamt gemeldet haben, weil ihr Vertrag 2014 ausläuft. Die Herner Politik kämpft derweil händeringend um den Erhalt der Stellen – und scheut offenbar nicht die direkte Konfrontation mit der Bezirksregierung und Parteifreunden.

Im Raum steht ein Vorschlag, den Jörg Höhfeld (Grüne) spontan im Schulausschuss gemacht hat: Wenn sich Bund und Land weiterhin aus der Verantwortung stehlen, sollte die Stadt den Konflikt mit der Bezirksregierung suchen, sprich: trotz der Haushaltssicherung zusätzliche Mittel für Sozialarbeiter in den Haushalt einstellen. „Dann soll man es uns eben verbieten“, so Höhfeld. Er sei zwar gegen „Schauanträge“, aber Herne müsse deutlich machen, wie wichtig das Anliegen sei.

SPD und CDU signalisierten im Schulausschuss ihre Bereitschaft, mit einem solchen Vorgehen ein klares Zeichen zu setzen. In den Fraktionen wolle man über Höhfelds Vorschlag sprechen, hieß es. Einstimmig stellte sich der Ausschuss hinter den zur Sitzung gestellten Antrag von SPD und CDU. Darin wird die Stadt aufgefordert, „Handlungsoptionen“ für die Fortführung der Schulsozialarbeit zu erarbeiten.

So defensiv der Antrag formuliert ist, so offensiv gaben sich die Genossen im Ausschuss. Es reiche nicht mehr aus, nur Unterschriften zu sammeln, sagte Thomas Spengler (SPD). „Wir müssen den Druck auf das Land und auch auf den Bund erheblich erhöhen.“ Die rot-grüne Landesregierung habe hier „keine gute Arbeit geleistet“, so Spengler. Die Stadt wolle das Signal der Herner Politik mit in die Gespräche mit dem Land nehmen, kündigte Schuldezernentin Gudrun Thierhoff an.

Nückel: Finanzierung ist möglich

Die Rolle ihrer eigenen Landtagsfraktion sprach die SPD im Ausschuss nicht an. Auf WAZ-Nachfrage erklärte der in der öffentlichen Diskussion bisher nicht präsente Herner SPD-Abgeordnete Alexander Vogt, dass er die Schulsozialarbeit für eine wichtige Aufgabe halte und dies auch in der Landtagsfraktion vertrete. Die Landesregierung sehe die Finanzierung als Bundesaufgabe an. Es werde kurzfristig Gespräche seitens der SPD-Fraktion im Land mit der Bundestagsfraktion geben, so Vogt.

Aus Sicht von FDP-MdL Thomas Nückel hat das Land trotz der Haushaltslage sehr wohl die Möglichkeit (und die Pflicht), die Schulsozialarbeit zu sichern – und zwar aus Mitteln, die 2015 durch die komplette Übernahme der Bafög-Kosten durch den Bund frei würden.


Realschule Crange will Sozialarbeiterin nicht missen

Ein Schulleben ohne Sozialarbeiterin? „Das kann ich mir nicht mehr vorstellen“, sagt Reiner Jorczik, Leiter der zurzeit von 552 Schülern besuchten Realschule Crange.

Seit 2011 ist Stephanie Kirsch Sozialarbeiterin an der Realschule, die sie einst selbst besucht hat. Ein Vertrauensverhältnis habe sie zu Schülern und Eltern aufgebaut, mache eine tolle Arbeit, so Jorczik. Vom Kollegium werde sie voll akzeptiert.

Das Thema „Mobbing“ sei ein Schwerpunkt, sagt die 29-Jährige, die nach wie vor in Crange lebt. Weitere Aufgaben sind u.a. Konfliktlösung, Sozialtraining, Elterngespräche oder Angebote für Mädchen.

Die Hälfte ihrer (Vollzeit-)Stelle finanziert die Schule, hat dafür eine halbe Lehrerstelle abgegeben. Die Umwandlung einer vollen Lehrerstelle scheiterte an der Bezirksregierung. So hat Kirsch zwar anders als ihre Kolleginnen die Sicherheit, ab dem 1. Januar zumindest eine halbe Stelle zu haben. Ihre Existenz könne sie damit aber nicht sichern, sagt sie. Auch für Jorczik ist das Halbe nichts Ganzes: „Wir brauchen einen volle Sozialarbeiterstelle.“ Und sie bräuchten Stephanie Kirsch.