Herne. Familie Fey aus Herne nimmt an der bundesweiten „Expedition Erdreich“ teil. Sie vergräbt Teebeutel für die Forschung. Was dahinter steckt.
Mit Eifer schaufelt Leo (7) ein Loch in die Begrünung um den Ginkgobaum an der Haydnstraße in Wanne. Sein Bruder Ben (9) überprüft mit einem Maßband, ob das Loch tief genug ist. Ein kleines bisschen Erde muss noch raus, dann kann der Teebeutel im Loch versenkt werden. Was im ersten Moment etwas seltsam wirkt, hat durchaus Methode. Denn die Familie Fey nimmt an der „Expedition Erdreich“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung teil, die bundesweit läuft.
„Wir fanden die Idee ganz spannend und haben uns deshalb beworben“, erklärt Daniel Fey. Davon erfahren haben er und seine Frau in einem Newsletter des Umweltinstituts München. Bei der Mitmachaktion „Expedition Erdreich“ erkunden Teilnehmer mit wissenschaftlichen Methoden den Boden vor ihrer Haustür.
Daten aus Herne werden in europäische Datenbank eingespeist
Diese Ergebnisse werden anschließend auf einer Website hochgeladen, wo sie ausgewertet und mit den Ergebnissen anderer verglichen werden können. Am Ende der Aktion werden die Daten in die europäische Datenbank eingespeist und von Wissenschaftlern für die Verbesserung von Boden- und Klimamodellen verwendet.
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Doch wie sieht das konkret aus? Es gilt, an zwei Standorten je sechs Teebeutel (Grün und Rooibos) in bestimmtem Abstand zueinander zu vergraben. Drei Monate sollen sie dort im Boden bleiben. „Es sollten Standorte sein, die möglichst nicht bearbeitet oder bespielt werden“, erklärt Daniel Fey. „Deshalb haben wir uns für dieses Baumbeet und einen Platz an der Hecke im nahe gelegenen Park entschieden. Wir sind hier in Wanne damit auch eine Besonderheit, weil wir die Teebeutel nicht im Garten vergraben.“
4500 Test-Kits deutschlandweit
Familie Fey ist eine von 4500 Personen in Deutschland, die das Expeditions-Kit erhalten haben. „Da ist alles mögliche drin“, sagt der 42-Jährige und zeigt auf Schaufel, Maßband, digitale Waage, Teststreifen, Teebeutel und einen umfangreichen Flyer. Letzterer soll Schritt für Schritt Anleitungen geben. „Bis man da durchblickt, dauert es allerdings eine Weile“, sagt Fey und schaut kritisch auf die Zeichnung, die veranschaulicht, wie die Teebeutel in den Boden gebracht werden sollen.
Akribisch messen Leo und Ben die Abstände, versenken die Beutel im Loch und schaufeln die Erde wieder drauf – das Schildchen der Beutel bleibt aber oberhalb der Erde. Jeder vergrabene Beutel wird mit einem Stöckchen markiert. Der Standort sogar mit einem extra beigelegten Fähnchen auf dem „Expedition Erdreich – Standort 1“ steht.
Vor dem Vergraben haben Daniel Fey und seine Söhne jeden einzelnen Teebeutel gewogen und die Werte notiert. In drei Monaten buddeln sie sie wieder aus und wiegen erneut. „Die Differenz, der sogenannten Tea-Bag-Index, soll Auskunft darüber geben, wie gut der Boden mit Kleinstlebewesen und Mikroorganismen bestückt ist“, sagt Fey. Ist die Zusammensetzung des Bodens gut, sollte im Forschungszeitraum recht viel vom Teebeutel zersetzt werden. „Ich bin wirklich gespannt, ob der Boden im Schwarzwald beispielsweise besser ist als unserer hier in Wanne.“
>>>WEITERE INFORMATION: Expedition Erdreich
• Die Expedition Erdreich wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bonares und vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung organisiert.
• Neben der Bestimmung des so genannten Tea-Bag-Index können die Bürgerforscher pH-Wert-Tests sowie Finger- und Spatenprobe zur Bestimmung der Bodenart und -farbe sowie der Durchwurzelung und des Vorkommens von Bodentieren durchführen.
• Weitere Infos gibt es unter www.expedition-erdreich.de.