Herne. Schäden durch Bäume beschäftigen erneut die Herner Politik. Warum die CDU der Stadt und anderen Parteien vorwirft, Bürger im Stich zu lassen.

Die Auseinandersetzung über Schäden durch Straßenbäume nimmt an Schärfe zu. Die CDU und Anwohner erheben nach einem Ortstermin in Horsthausen schwere Vorwürfe gegen die Verwaltung und den politischen Gegner. Tenor: Betroffene Bürger in Horsthausen und auch in anderen Stadtteilen werden seit Jahren im Stich gelassen.

Durch die Wurzeln von Straßenbäume sei der Kellerboden angehoben worden (Bild), berichten Anwohnern der Blücherstraße beim Ortstermin mit der CDU und der Stadt.
Durch die Wurzeln von Straßenbäume sei der Kellerboden angehoben worden (Bild), berichten Anwohnern der Blücherstraße beim Ortstermin mit der CDU und der Stadt. © Unbekannt | CDU

An der Blücherstraße traf sich die CDU jetzt mit Anwohnern, Umweltdezernent Karlheinz Friedrichs und einem Vertreter des OB-Büros. Fazit von CDU-Ratsfrau Barbara Merten nach dem Termin in Horsthausen: Die Schäden durch die Platanen seien noch größer als bisher bekannt. Die Wurzeln der Bäume hätten teilweise die Kellerböden angehoben und den Untergrund der Häuser angehoben. In einem Extremfall rage eine massive Wurzel durch den Boden in den Keller hinein.

CDU klagt über Beschimpfungen

„Da fehlen einem wirklich die Worte“, erklärt Barbara Merten – und findet sie dann doch noch: Die Anwohner in der Blücherstraße und auch in weiteren Herner Straßen wie zum Beispiel in der Rolandstraße, Viktoriastraße, Mittel-/Eckstraße und Gerichtsstraße würden seit Jahren im Stich gelassen. Doch damit nicht genug: In der Öffentlichkeit würden sie noch als Umweltfrevler und Baumhasser beschimpft, weil sie Angst und Sorge hätten, dass sie ihre Wohnungen verlieren könnten.

Der CDU-Stadtverordneten Barbara Merten fehlen (nicht) die Worte.
Der CDU-Stadtverordneten Barbara Merten fehlen (nicht) die Worte. © Unbekannt | CDU

Hinzu käme, dass Anwohner die hohen Summen für die Beseitigung von Schäden nicht zahlen könnten, weil Versicherungen nicht mehr hafteten. Und: „Auch wir als CDU durften uns in den vergangenen Monaten nicht selten anhören, wir würden die Natur zerstören wollen“, so die Stadtverordnete der Union. Die Stadtverwaltung und die anderen Parteien nähmen die Problematik einfach nicht ernst.

Thema soll erneut im Bezirk behandelt werden

SPD, Grüne und Linke hätten in der für die Blücherstraße zuständigen Bezirksvertretung Sodingen gegen den Willen der CDU entschieden, dass die Platanen erhalten bleiben sollen. Die CDU empfehle der Verwaltung und den anderen Parteien, sich die Schäden vor Ort mit eigenen Augen anzusehen, so der CDU-Bezirksverordnete Hermann Weidenbach. An der Blücherstraße sei Dezernent Friedrichs mit der Fassungslosigkeit der Betroffenen konfrontiert worden.

Die Stadt kündigt derweil auf Anfrage der WAZ an, vor Ort eine erneute Baumkontrolle durchzuführen. Außerdem erfolge noch ein Gespräch mit der Familie, die sich über das Einwachsen von Wurzeln in das Kellergeschoss beschwert habe. Die Stadtentwässerung Herne werde eine Befahrung der Kanäle (Kamerafahrt) vornehmen , um zu kontrollieren, ob durch Wurzelwerk Schäden an der Kanalisation hervorgerufen worden seien. Die Erkenntnisse aus diesen Maßnahmen würden dann in der ersten Sitzung der Bezirksvertretung Sodingen im September vorgestellt, so Dezernent Friedrichs.

Klare Absage an Fällung und Rückschnitt

Der Bezirk hatte sich bereits in seiner Dezember-Sitzung mit dem Thema befasst. Nach einem Ortstermin an der Blücherstraße entschied sich die Politik mehrheitlich für die Fällung nur eines Baumes. Die ursprüngliche Verwaltungsvorlage hatte noch die Fällung von drei weiteren Platanen beinhaltet. Dafür gebe es jedoch keine Notwendigkeit, erklärte SPD-Fraktions-Chef Ernst Schilla damals.

Im Dezember traf sich die Bezirksvertretung Sodingen zu einem Ortstermin auf der Blücherstraße in Horsthausen.
Im Dezember traf sich die Bezirksvertretung Sodingen zu einem Ortstermin auf der Blücherstraße in Horsthausen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Keine Mehrheit gab es zudem für einen starken Rückschnitt bei weiteren 17 Platanen, die nach Angaben von Anwohnern Dächer verschmutzten und Dachrinnen verstopften. Obwohl die Verwaltung diese Maßnahme als Beschlussvorschlag in die Vorlage für den Bezirk - offenbar auf Druck der CDU - aufgenommen hatte, sprach sich Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl beim Ortstermin und in der Sitzung vehement dagegen aus. Ein Zurückschneiden der 17 Bäume auf Höhe des 1. Stockes würde zunächst zu „massiven Schädigungen“ und später unausweichlich zur Fällung führen, so seine Warnung. Ähnliches sei ihnen vor rund 18 Jahren an der Gräffstraße in Herne-Mitte passiert.