Herne. Omikron sorgt für viele Ausfälle beim Kita-Personal in Herne. Einige Kitas sind im Notbetrieb, die ersten Träger setzen eigene Maßnahmen durch.
Dass die Omikron-Variante des Coronavirus hochansteckend ist, belegt ein Blick auf die aktuellen Inzidenzen – nie infizierten sich mehr Menschen im Laufe der Pandemie als derzeit. Branchen, die zur sogenannten sensiblen Infrastruktur gehören, haben schon längst Pläne für den Fall der Fälle erstellt; man rechnet mit dem Äußersten. Die Arbeiterwohlfahrt Ruhr-Mitte (Awo) übt indes Kritik. In den Kitas wüte die Omikron-Welle, die Personal-Ausfälle seien kaum noch auszugleichen. Die Forderung: eine landesweit verbindliche Regel für die Betreuung von Kindern.
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Um das Infektionsgeschehen einzudämmen, hat der Unterbezirk des Wohlfahrtverbands nun eine eigene Teststrategie eingeführt, die ab kommender Woche in Kraft tritt. Wie aus einem Elternbrief vom 27. Januar hervorgeht, müssen alle Kinder ab drei Jahren am ersten Betreuungstag einer Woche einen negativen Schnelltest einer offiziellen Teststelle vorlegen (wir berichteten). Zudem verpflichten sich Eltern mit einer Unterschrift, ihre Kinder zusätzlich zwei Mal wöchentlich zu testen. „Sie erhalten von den Fachkräften in den Kitas entsprechend ausreichend Tests für eine Woche ausgehändigt“, heißt es in dem Schreiben, das der WAZ-Redaktion vorliegt. Für genesene oder geimpfte Kinder gelten demzufolge die gleichen Regeln. „Wir werden die getroffenen Maßnahmen temporär begrenzen und je nach Verlauf der Infektionslage in den Einrichtungen aktualisieren“, so die Awo weiter.
In einem erneuten Schreiben an die Eltern rudert die Arbeiterwohlfahrt einen Tag später etwas zurück: Demnach werde es in keinem Fall vorkommen, dass eine Betreuung wegen eines fehlenden Tests versagt werde. Man bitte dennoch darum, dem Wunsch nach regelmäßiger Testung nachzukommen, um so das Personal zu schützen. Die Lage sei brisant, die Belastung extrem.
Herne: Drei von vier Awo-Kitas im Notbetrieb
Von den vier Awo-Kitas in Herne befinden sich aktuell drei im Notbetrieb, wie der Verband auf Nachfrage mitteilt. Seit November 2021 seien vermehrt Impfdurchbrüche zu verzeichnen, obwohl 95 Prozent des Personals vollständig geimpft sei. „Unser Personal ist völlig überlastet, weil es die vielen Ausfälle auffangen muss“, sagt Marc Schaaf, Geschäftsführer der Awo Ruhr-Mitte. Die Erzieherinnen und Erzieher müssten neben der ständigen Angst vor einer Ansteckung mit dem Unverständnis und dem Druck von Eltern zurechtkommen. „Jetzt rächt es sich, dass es keine landeseinheitliche Regelung des Landes NRW im Umgang mit Schließungen gibt“, so Schaaf. Unterschiedliche Vorgehensweisen der Gesundheitsämter führten zum Teil dazu, dass die Träger gezwungen seien, eigene Entscheidungen zu treffen und zu verantworten. „Die Landesregierung scheint hier vollends die Kontrolle über das Geschehen verloren zu haben.“
Wenn jetzt nicht gehandelt werde, sei mit einer Durchseuchung ganzer Einrichtungen zu rechnen. Die Awo Ruhr-Mitte fordert aus diesem Grund eine landesweite Teststrategie, inklusive erweiterter Laborkapazitäten. Alternativ seien auch flächendeckende, regelmäßige Lolli-Schnelltests eine Option. „Unsere Mitarbeitenden sind einer besonderen Gefährdungslage ausgesetzt“, sagt Marc Schaaf.
Katholischer Träger fährt Teststrategie der Stadt Herne
Nicht nur die Kitas der Awo bekommen derzeit die hohen Infektionszahlen zu spüren. So teilt der Katholische Gemeindeverband Kirchengemeinden Östliches Ruhrgebiet auf Nachfrage mit, dass es in der vergangenen Woche insgesamt acht Corona-Fälle in den Herner Kitas des Trägers gab. Wie viele davon Omikron-Fälle seien, ließe sich aktuell noch nicht sagen. Die Teststrategie erfolge hier – im Gegensatz zu den Awo-Kitas – nach wie vor in Absprache mit der Stadt.
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Die teilt auf Nachfrage mit, dass es derzeit in 16 städtischen Kitas Corona-Fälle gibt. Von Einzelfällen bis hin zu mehreren Fällen bei Personal und Kindern sei alles dabei. „Das Infektionsgeschehen hat sich im neuen Jahr verstärkt. Jetzt sind circa drei Viertel der Herner Kitas betroffen“, erklärt Stadtsprecher Michael Paternoga. Vielfach seien symptomlose, positive Kinder und Erziehende zu verzeichnen, ebenso milde Verläufe mit grippeähnlichen Symptomen. In einzelnen Gruppen laufe derzeit der Notbetrieb, die städtische zweigruppige Kita Drögenkamp ist coronabedingt noch bis zum 1. Februar geschlossen. Ob die Teststrategie in den Kitas angepasst wird, werde laut Paternoga aktuell geprüft und im kommenden Krisenstab erörtert.
>>> Teststrategie in Herner Kitas
- Bislang erhalten Familien in Herner Kitas drei Selbsttests pro Woche.
- Die Eltern sind dazu angehalten, die Tests an ihren Kindern eigenständig durchzuführen und positive Ergebnisse an die Kitas zu übermitteln.