Herne. In Herne soll im kommenden Sommer eine Quinoa-Schule starten. Welche Schüler der Träger unterrichten und was er mit ihnen erreichen will.
An der künftigen Quinoa-Schule in Herne sollen Schüler aus schwierigem Umfeld oder mit Lernschwierigkeiten besser gefördert und intensiver unterstützt werden, sagt Ulrike Senff, Geschäftsführerin des Trägers Quinoa-Bildung, zur WAZ. Die private weiterführende Schule soll im kommenden Sommer mit jeweils einer Klasse in Jahrgang 5 und 7 starten. Die Quinoa-Schule sei „damit eine sehr gute Ergänzung der Herner Schul- und Bildungslandschaft“. Und: Sie habe „das Potenzial, mehr Schülerinnen und Schülern zu einem Abschluss zu verhelfen“.
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Der Rat hat vor den Herbstferien den Weg frei gemacht für den Aufbau der Quinoa-Schule in Herne. Sie zieht ins Gebäude der ehemaligen Grundschule Drögenkamp in Baukau-West, das dafür umgebaut und an den Träger vermietet wird. Unterrichtet werden sollen die Schülerinnen und Schüler dort von der Klasse 5 bis zur 10 nach dem Vorbild Berlin.
Dort wurde die Quinoa-Schule 2014 im Wedding gegründet. Erfolgreich, betont Senff: „Mit unseren Abschlussquoten können wir belegen, dass die Arbeitsweise, die pädagogische Haltung an der Quinoa-Schule und die Rahmenbedingungen zu signifikant mehr Schulabschlüssen führen im Vergleich zu anderen Schulen in unserem Bezirk.“ Konkret hätten im vergangenen Schuljahr 94 Prozent der Schülerinnen und Schüler einen Abschluss geschafft, zwölf Prozent mehr als im Bezirk Berlin-Mitte. Auch seien deutlich höhere Abschlüsse erreicht worden.
Herne: Basis für den Erfolg sei die „Beziehungsarbeit“
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Zielgruppe der Schule seien „chancenbenachteiligte Kinder und Jugendliche in multiplen Risikolagen“. So hätten rund 80 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund, 75 Prozent bezögen Transferleistungen. „Diese Zielgruppe ist noch immer am häufigsten von Schulabbruch und schulischem Misserfolg bedroht“, sagt Senff. Das sei darauf zurückzuführen, dass das deutsche Bildungssystem kaum durchlässig sei und der soziale Status weitgehend „vererbt“ werde. „Diese herkunftsbedingte, ungerechte Chancenverteilung ist gerade im Ruhrgebiet besonders ausgeprägt“, so die Quinoa-Chefin. Mit eigenem Bildungskonzept gehe die Schule speziell auf die Bedürfnisse dieser Kinder und Jugendlichen im sozialen Brennpunkt ein.
Basis des Konzepts sei „Beziehungsarbeit“: So führten die Pädagogen unter anderem tägliche Gespräche, um Schülerinnen und Schüler zu beraten. Außerdem gebe es unter anderem eine individuelle Hilfe durch Tutoren, Familienarbeit, Sprachförderung, Verhaltensmanagement und Vermittlung der Grundwerte. Darüber hinaus sei Berufsorientierung ein Pflichtfach ab Klasse 5 und interkulturelles Lernen ein Wahlpflichtfach. Nicht zuletzt gebe es nach der Schulzeit eine Anschlussbegleitung durch Einzelberatung, Unterstützung bei Bewerbungen oder Ausbildungsplatz- und Schulplatzsuche.
Gestartet werden soll mit 26 Schülerinnen und Schülern
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Dieses Bildungskonzept will der Träger nun bei der Gründung seiner zweiten Schule auf Herne übertragen. „Uns ist wichtig zu betonen, dass die Quinoa-Schule alle landesspezifischen Regeln einhält und staatlich anerkannt ist.“ Geplant seien in Herne 26 Schülerinnen und Schüler pro Klasse. Neben den Lehrerinnen und Lehrern soll ein Team mit Schulsozialarbeit, Lerntherapie und Anschlussbegleitung aufgebaut werden.
Anmelden könnten sich die Schülerinnen und Schüler an der Quinoa-Schule zum selben Zeitpunkt wie an den anderen Schulen auch. Allerdings könne der Träger auch Aufnahmen bis zum Schulstart im August 2022 garantieren. „Wir wollen bei unserer Schülerschaft eine ausgewogene Mischung erreichen, sowohl bezüglich Geschlecht als auch individueller Bedürfnisse“, sagt Senff. Schulgebühren werde es nicht geben. Die Finanzierung setze sich zusammen aus der Ersatzschulfinanzierung des Landes sowie Stiftungsgeldern zur Deckung der Mehrkosten: „Die RAG-Stiftung ist Hauptförderer des Projekts und unterstützt die Ansiedlung der Quinoa-Schule von Anfang an.“
>> WEITERE INFORMATIONEN: Deshalb trägt die Schule den Namen „Quinoa“
Die Quinoa-Pflanze wachse auf kargem Boden und habe das Potenzial, den Welthunger zu besiegen, erklärt Ulrike Senff, Geschäftsführerin von Quinoa-Bildung, den Namen von Träger und Schule.
„Im Sinne dieser Metapher sehen wir auch das Potenzial unserer Schülerinnen und Schüler – bei uns werden sie ihre Potenziale kennen und nutzen lernen.“