Bochum/Herne. Ein mutmaßlicher Zuhälter soll in einer Herner Wohnung Frauen zur Prostitution gezwungen haben. Die Anklage skizziert eine gemeine „Liebesfalle“.

Ein mutmaßlicher Zuhälter (33) soll in einer Herner Mietwohnung Frauen zur Prostitution gezwungen haben. Die Anklage skizziert eine gemeine „Liebesfalle“. Vor dem Bochumer Landgericht hat am Freitag ein Prozess gegen einen mutmaßlichen Menschenhändler und Zuhälter begonnen.

Der 33-jährige Angeklagte soll gemeinsam mit zwei Komplizen drei junge Frauen (19, 20, 20) zur Prostitution gezwungen und sexuell ausgebeutet haben. Laut Anklage wurden zahlreiche Freier über ein Internetportal („Ladies.de“) angelockt – die darüber arrangierten Sex-Treffen sollen dann unter anderem in einer Wohnung an der Vinckestraße stattgefunden haben.

Sex-Treffen in Bochum, Herne und Castrop-Rauxel

Laut Staatsanwaltschaft sollen die zwei (gesondert verfolgte) Freunde des Angeklagten von August 2020 bis April 2021 gezielt junge Frauen ins Visier genommen, ihnen erst die große Liebe vorgespielt haben, um sie dann nach und nach unter Vorwänden zur Prostitution zu zwingen. Der Angeklagte soll danach wie von Anfang an geplant Kontaktanzeigen geschaltet, die Frauen mit sogenannten Arbeitsnamen (unter anderem „Lilly“ und „Melissa“) versehen, sie überwacht und auch die finanziellen Angelegenheiten mit den Freiern geklärt haben. Die arrangierten Sex-Treffen fanden dann laut Anklage unter anderem in einer Wohnung an der Vinckestraße statt. Als weitere Treffpunkte mit Freiern nennt die Anklage von Staatsanwalt Marc Krämer ein Bochumer Hotel, außerdem Mietwohnungen in Bochum und Castrop-Rauxel.

Die Verdienste, in der Regel 100 Euro pro Freier und insgesamt offenbar mehr als 75.000 Euro, sollen die Prostituierten nach den Treffen an den Angeklagten abgegeben haben. Eine der Frauen war laut Anklage der deutschen Sprache kaum mächtig und hatte zuvor sogar ihren Personalausweis an den Angeklagten und seine Komplizen abgeben müssen. Eine andere Frau soll von einem der Komplizen des 33-Jährigen einmal auch in den Bauch geboxt und brutal ins Gesicht geschlagen worden sein. Dabei soll der Zeugin, die im Prozess vor der 13. Strafkammer als Nebenklägerin auftritt, ein Schneidezahn abgebrochen sein.

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Die Anklage lautet auf Zuhälterei, Menschenhandel und Zwangsprostitution. Der Angeklagte sitzt seit August 2021 in Untersuchungshaft in der JVA Bochum. Vor seiner Festnahme hatte der ursprünglich aus Osteuropa stammende Mann zuletzt in Oer-Erkenschwick gelebt, davor allerdings auch mehrere Jahre in Herne. Die Vorwürfe, ein Ausbeuter und Zuhälter gewesen zu sein, wies der Angeklagte beim Prozessauftakt zurück. Für den Prozess sind vorerst noch zehn weitere Verhandlungstage bis zum 21. Februar anberaumt.