Herne. Ein Rentner-Ehepaar will in Herne gegen den Klimawandel demonstrieren – als „Oma und Opa for Future“. Die ersten wollen sich ihnen anschließen.

Warum sollen sich eigentlich nur junge Menschen für die Zukunft unserer Welt einsetzen? Diese Frage stellten sich Jörg Höhfeld und seine Frau Jutta Richter – und beschlossen, ebenfalls aktiv zu werden. Aus Solidarität mit der „Fridays for future“-Bewegung wollen sie in der Herner Innenstadt als „Oma und Opa for future“ demonstrieren.

„Beim letzten Aktionstag ist in Herne nichts gemacht worden“, sagt Jörg Höhfeld. „Deshalb haben meine Frau und ich überlegt, dass wir uns einfach hin stellen.“ Was Greta Thunberg bewegt hat, sei fast wie ein Märchen. „Ich bin jetzt 75 und frage mich schon häufiger, wie die Welt aussehen wird, wenn meine Enkel – sie sind fünf und neun – einmal in meinem Alter sind“, beschreibt er seine Motivation. „Die Aussichten sind ja aktuell nicht so rosig. Deswegen setzen wir uns stellvertretend für unsere Enkel ein.“ Am Freitag, 20. September, 11.59 Uhr, soll ihre Zweier-Demo starten. Dann wollen sie ein Zeichen setzen, kündigen sie an.

Jetzt müssen auch Taten folgen

Das Ehepaar findet die Aktion „Fridays for future“ gut; in Herne hat es bislang nur am 14. Juni 2019 eine Demo gegeben. Die Forderungen seien zwar recht scharf und nicht von heute auf morgen umzusetzen, aber die Politik habe dadurch einen ordentlich Schub bekommen. „Trotzdem müssen jetzt auch Taten folgen“, betont Höhfeld, der seit langem Mitglied der Grünen ist und unter anderem darüber versucht, auf seine Weise zum Klimaschutz beizutragen. In den 90ern war der Sozialwissenschaftler Fraktionsvorsitzender und 2009 Bundestagskandidat der Grünen und hat damals sein Auto abgeschafft. „Ich habe schon länger ein Bärenticket, und auch meine Frau legt viele Strecken mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurück.


Das Ehepaar hat außerdem mit der Tochter die Wohnung getauscht, um so Energie zu sparen. Die Tochter brauche mit den zwei Kindern mehr Platz als das Ehepaar. Nicht einfach sei für Jörg Höhfeld aber der komplette Verzicht auf Fleisch. „Als Nachkriegsgeneration fällt einem das, glaube ich, deutlich schwerer“, sagt er. „Aber ich finde es ohnehin nicht den richtigen Weg, alles radikal zu verbieten. Jeder sollte schauen, an welcher Stelle er etwas für das Klima und die Umwelt tun kann.“

Doppelt so viele wie Greta Thunberg

Für die geplante Demo auf dem Robert-Brauner-Platz haben Jörg Höhfeld und seine Frau Jutta Richter bereits einige Unterstützer gefunden, die sich ihnen anschließen möchten. „Aber selbst zu zweit wären wir schon doppelt so viele wie Greta Thunberg, als sie sich im vorigen Jahr allein vor das Parlament in Stockholm gesetzt hat.“ Sollte die Aktion Anklang finden, könne sich das Paar vorstellen, häufiger aktiv zu werden.