Herne.. Zwei Theologen, zwei Meinungen: Jürgen Klute (Linkspartei), Mitglied des Europäischen Parlaments, hält nichts vom Kandidaten Gauck. Ganz anders der Diakoniepfarrer Karsten Herbers. Er spricht sich, wie Stimmen aus den großen Parteien vor Ort, für Karsten Herbers Gauck als Bundespräsident aus.
Mit Joachim Gauck soll nun ein Evangelischer Theologe zum Bundespräsident gewählt werden. Für Diakoniepfarrer Karsten Herbers eine sehr gute Wahl. Nicht, weil Gauck ein Kollege sei, sondern weil er glaubwürdig handele. „Er ist ein Mensch, der seinen Weg auch in schwierigen Zeiten konsequent gegangen ist“, lobt Herbers, der auch Geschäftsführer des Diakonischen Werkes in Herne ist. Zudem habe Gauck „die Kompetenz, umfassend zu denken“ Gauck, fasst der Herner Theologe zusammen, sei „ein Bürgermensch“, der die Verantwortung im Staate tragen könne und werde.
Ein weiterer Theologe kann mit Joachim Gauck an der Spitze des Staates dagegen gar nichts anfangen: Jürgen Klute, von 1989 bis 2006 Sozialpfarrer in Herne und heute für die Linkspartei Mitglied des Europäischen Parlaments. Gauck besitze kein Format und schlimmer: Er spalte statt versöhne. Schon als Beauftragter für die Stasi-Unterlagen habe er Menschen angegriffen statt Unrecht aufzuarbeiten. Und zuletzt habe Gauck die Friedensbewegung gegen den Afghanistan-Einsatz kritisiert und sich über die Occupy-Bewegung lustig gemacht. Kurz: Gauck, schimpft Klute, sei „ein Vertreter der Desintegration“.
Ansonsten gibt es in der Politik viel Zustimmung. Horst Schiereck etwa war zwar überrascht. Dass sich CDU, FDP, SPD und Grüne auf einen Konsenskandidaten würden einigen können, hatte der OB nicht erwartet. „Gauck war mein Favorit“, so Schiereck. Auch sein Parteifreund, SPD-Fraktionschef Frank Dudda, lobt Gauck. Dessen Biografie biete „viele beeindruckende Momente“, so dass es folgerichtig gewesen sei, dass die Kanzlerin Gauck akzeptierte: „Sie hat jetzt zweimal nicht so gut gelegen mit ihrer Wahl, da konnte sie sich jetzt nicht gegen den Willen der Nation stellen.“
Für Hernes CDU-Chefin Renate Sommer war die Kandidatenkür „absehbar“. Nach dem Wulff-Rücktritt sei für sie klar gewesen, dass es keiner aus der Regierungsriege machen würde. Nach zwei Präsidenten-Rücktritten fordert sie: „Jetzt muss Einigkeit her.“