Herne.. Thomas Reinke hat seine OB-Kandidatur bisher in keiner Sekunde bereut. In der heißen Wahlkampfphase nimmt der Lehrer unbezahlten Urlaub.

Die OB-Kandidaten Frank Dudda (SPD) und Peter Neumann-van Doesburg (CDU) können einpacken: Die Wahl am 13. September ist bereits gelaufen – zumindest für einige Schüler der Theodor-Heuss-Realschule in Dortmund. Als ihr Deutsch- und Geschichtslehrer Thomas Reinke von den Herner Grünen als OB-Kandidat nominiert worden war, gratulierten Schüler ihm bereits: „Sie hatten ein Foto von mir mit Blumenstrauß gesehen und dachten, dass ich schon Oberbürgermeister bin“, erzählt der 41-Jährige und lacht.

Nach wie vor ernst ist es dem gebürtigen Wanne-Eickeler dagegen mit dem Hinweis, dass er sich gute Chancen gegen den hohen Favoriten Frank Dudda ausrechnet. Zunächst in die Stichwahl – „und dann ist alles möglich“, sagt Reinke.

Ein Freund von Städtereisen

Ob nun guter Verkäufer oder überzeugter Wahlkämpfer: Der Grüne bringt die „Alles ist möglich“-Botschaft vom ersten Tag an mit breiter Brust und überzeugend rüber. Und er lässt keinen Zweifel daran, dass er dafür alles geben wird. Auch nach den Sommerferien, in der heißen Phase des Wahlkampfs: „Ich habe unbezahlten Urlaub genommen“, erzählt er. Das heißt für den Realschullehrer: Drei-Tage-Woche bis zum Urnengang.

Er es habe es bisher kein einziges Mal bereut, sich fürs höchste Amt in Herne beworben zu haben, sagt Reinke. Von Bürgern gebe es viel Zuspruch: „Sie sagen mir: In der Stadt muss sich was ändern.“ Mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung müssten her. Es könne nicht sein, dass allein die SPD bestimme, wo es lang gehe.

Das Parteienbündnis aus Grünen, Linke, FDP, Piraten und AL stehe ebenfalls hinter ihm. „Wir ziehen an einem Strang.“ Nicht ein einziges Mal habe es bisher einen Dissens gegeben. Und nicht zuletzt unterstütze ihn auch seine Lebensgefährtin zu 100 Prozent – eine Lehrerin, mit der er kinderlos in Herne-Mitte lebt und gerne mal auf Städtereisen geht: „Sie weiß: Wenn ich etwas mache, dann richtig.“

Und wenn es doch nicht klappen sollte? Dann freue er sich darauf, jeden Morgen zur Schule zu fahren: „Ich wollte immer Lehrer werden, weil ich gerne mit Jugendlichen arbeite.“

Auch solche Sätze formuliert der frühere Mitinhaber einer Marketingagentur: „Herausforderungen machen das Leben spannend.“ Ob in der Politik oder im Handballverein (DSC Wanne-Eickel) – er habe nie den ersten Schritt getan, sei immer gefragt worden, Ämter zu übernehmen: „Ich bin kein Machtmensch“, betont Thomas Reinke.

Die dunkle Seite der Macht

Umso mehr verwundert es, dass der Filmfreund ein großer Anhänger von „Darth Vader“ ist und in einer Mottowoche zu „Helden der Kindheit“ in der Realschule auch schon mal mit schwarzer Vader-Maske und Lichtschwert erschienen ist. Dass Reinke ausgerechet für diese „die dunkle Seite der Macht“ verkörpernde Figur aus „Star Wars“ schwärmt, die er ja eher bei den Sozialdemokraten verortet, ist für ihn kein Widerspruch. Denn: „Am Ende gewinnt ja immer das Gute.“

Daumen hoch: Kandidat auf Promi-Jagd

Thomas Reinke? Find’ ich gut! Das signalisieren zumindest elf semi- bis mega-bekannte Gesprächspartner aus der deutschen Politik, mit denen sich der Herner Oberbürgermeister-Kandidat im Wahlkampf bereits hat ablichten lassen.

Die eindrucksvolle Daumen-hoch-Parade ist auf Reinkes Facebook-Seite und auf seiner eigens für den Urnengang am 13. September eingerichteten Homepage zu sehen. Fürs gemeinsame Foto reckte Linken-Ikone Gregor Gysi ebenso den Daumen wie Grünen-Promi Claudia Roth, der Piraten-Bundesvorsitzende Stefan Körner oder Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Reinke hatte sie alle!

Besuch bei Kubicki in Kiel

Daumen hoch! Auch die FDP-Größe  Wolfgang Kubicki (re.) signalisierte in Kiel Unterstützung für Thomas Reinkes OB-Kandidatur in Herne.
Daumen hoch! Auch die FDP-Größe Wolfgang Kubicki (re.) signalisierte in Kiel Unterstützung für Thomas Reinkes OB-Kandidatur in Herne. © Reinke | Unbekannt

Und wenn politische Hochkaräter nicht den Weg nach Herne finden -- und das tun sie bekanntlich sehr selten –, dann macht sich der 41-Jährige Wahlkämpfer eben selbst auf den Weg zum Daumen. So stattete er zum Beispiel dem Linke-Bundesparteitag in Bielefeld einen Besuch ab. Und jüngst erhielt sogar FDP-Bundesvize Wolfgang Kubicki in Kiel Besuch aus Herne. Der Liberale ließ sich nicht lumpen und präsentierte für den Schnappschuss mit Reinke gleich beide Daumen.

Und hier stellt sich der Kandidat im Internet selbst vor: thomasreinke.kulturblau.de

Fragebogen: Brennende Betten, schlimme Schandflecke

Meine erste Amtshandlung als Oberbürgermeister: Ich werde mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern persönlich vorstellen.
Meine wichtigste Aufgabe als Oberbürgermeister: Den Bürgerinnen und Bürgern zeigen, dass ich für Sie da bin und nicht für die Parteien.

Mein ganz persönlicher Lieblingsort in Herne: In Herne das Schloss Strünkede, in Wanne-Eickel die Cranger Kirmes.
Der schlimmste Schandfleck von Herne: Das alte Stadtwerke-Haus am Robert-Brauner-Platz müsste dringend mal weg.
Ein passender Slogan für Herne: Frei nach Helmut Sanftenschneider, Friedel Hensch und den Cyprys: Ich wohne so gerne in Herne und nichts ist so schön wie der Mond von Wanne-Eickel.

Schalke 04 oder Borussia Dortmund? Als Handballer bin ich eher für den THW Kiel.
Politisches Vorbild: Ich habe kein Vorbild, schätze aber Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren.

Meine größte Stärke: Ich kann mich gut durchsetzen und bin trotzdem sehr ausgleichend.
Meine größte Schwäche: Weingummi und ich rede oft zu viel.

Thomas Reinkes liebstes Lied: „Beds Are Burning“ von Midnight Oil, der australischen Band um Sänger Peter Garrett.
Thomas Reinkes liebstes Lied: „Beds Are Burning“ von Midnight Oil, der australischen Band um Sänger Peter Garrett. © peter garrett | peter garrett

Mein Lieblingsbuch: Ken Folletts „Die Säulen der Erde“, ein absoluter Klassiker.
Mein Lieblingsfilm: „Star Wars Episode V: Das Imperium schlägt zurück“, noch ein Klassiker.
Mein Lieblingssong: „Beds Are Burning“ von Midnight Oil, meiner Lieblingsband.
Meine Lieblingsfarbe: Braun, aber nicht politisch!
Mein Lieblingstier: Katzen aller Art, vom Löwen bis zur Hauskatze.

Mein persönlicher Traum vom Glück: Noch mindestens 50 Jahre so glücklich mit meiner Frau zusammenzuleben wie bisher.

Die Herner OB-Kandidaten bei Abgeordnetenwatch:

OB-Wahl