Herne. Alisha (7) wurde aus dem Marienhospital Herne entlassen, erst in Gelsenkirchen wurde ein Blinddarmdurchbruch erkannt. Eine Not-OP rettete ihr Leben.
Aus seiner „Quasselfott“, wie Volker Wieke seine Tochter nennt, ist ein stilles, verschüchtertes Mädchen geworden. Alisha liegt auf dem Sofa und macht Mathe-Aufgaben. Sie darf vorsichtig aufstehen, aber die 30 Zentimeter lange Narbe auf dem Bauch der Grundschülerin schmerzt dabei sofort. Volker Wieke ist wütend: „Alisha wurde in zwei Krankenhäusern falsch behandelt, beinahe ist sie an den Folgen einer Blinddarmentzündung gestorben!“ Er klagt an: Auch im Marienhospital Herne habe man die lebensbedrohliche Erkrankung nicht erkannt.
Die Leidensgeschichte beginnt vor drei Wochen: Alisha, erzählt der Vater, habe zu Hause in Oer-Erkenschwick über Bauchschmerzen geklagt. Als diese auch zwei Tage später nicht weg sind, fahren die Wiekes zum Kinderarzt. Diagnose: Scharlach. Die Siebenjährige bekommt Medikamente, doch die Schmerzen werden schlimmer. Dienstag fährt die Familie in die Kinderklinik nach Datteln. Wieke macht sich große Sorgen: „Alisha bekam einen Einlauf, hat geschrien vor Schmerzen.“
Wieder nach Hause geschickt
Die Bauchschmerzen seien danach allerdings deutlich besser gewesen, sagt eine Kliniksprecherin zur WAZ. Eindeutige Hinweise auf eine Blinddarmentzündung habe es bei der Untersuchung nicht gegeben. Die Ärzte der Kinderklinik hätten Alisha deshalb nach Hause geschickt. Weil die Grundschülerin immer noch Bauchweh hat, seien die Wiekes dann ans Herner Marienhospital verwiesen worden.
Doch auch in Herne geht es Alisha nicht besser. Wieder ein Einlauf, wieder Schmerzen. Ein Arzt habe per Hand Flüssigkeit aus dem Magen-Darm-Trakt absaugt, erzählt der Vater. „Eine Blinddarmentzündung ist untersucht worden, keines der Ergebnisse bestätigte den Verdacht“, heißt es auf Anfrage vom Marienhospital. Volker Wieke wundert sich: Scharlach, Noro-Virus und Blinddarmreizung hätten die Ärzte diagnostiziert – und Alisha gleich am nächsten Tag entlassen. „Bei der Behandlung auf einen Magen-Darm-Infekt hatte sich der Zustand des Mädchens deutlich verbessert“, sagt Daniela Lobin, Sprecherin des Marienhospitals.
Wieder zu Hause zieht sich Alisha zurück, tut, als ginge es ihr gut. Mehr als eine Woche nach dem ersten Bauchweh ist Wieke auf dem Sprung zur Arbeit, als er hört, wie sie in ihrem Zimmer vor Schmerzen schreit. Nun geht’s ins Bergmannsheil nach Gelsenkirchen. Dort kommt die Zweitklässlerin sofort in den OP. „Der Blinddarm war bereits durchgebrochen und mit einem Eierstock verschmolzen, der Bauch voller Flüssigkeit“, sagt Wieke. Die Ärzte in Gelsenkirchen hätten der Siebenjährigen das Leben gerettet.
Ob Alisha jemals Kinder bekommen kann, sei nicht sicher. Das Bergmannsheil wollte sich zu dem Fall nicht äußern.