Herne. Reiner Lorey beendet nach über 30 Jahren seine Arbeit als Schornsteinfeger in Herne. Seine Arbeit hat sich im Laufe der Zeit stark verändert.
Einmal schnell auf die Schulter klopfen – das soll schließlich Glück bringen. Daran hat sich in all den Jahren nichts geändert, die Reiner Lorey als Schornsteinfeger unterwegs ist. Doch nun hängt er seinen Zylinder für immer an den Nagel – nach 52 Berufsjahren, davon 31 als bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger im Kehrbezirk Herne 12 übergibt er sein Amt an Sebastian Schulte.
„Wir sind froh, dass sich die Bezirksregierung Arnsberg für Sebastian als meinen Nachfolger entschieden hat“, sagt Lorey. Denn eigentlich kommt es sehr selten vor, dass ein Schornsteinfeger, der bereits im Kehrbezirk gearbeitet hat, die Stelle als bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger übernehmen kann. „Ich habe 1994 meine Ausbildung bei Reiner gemacht und arbeite seitdem an seiner Seite“, sagt Sebastian Schulte. „Es ist wirklich ein Geschenk, dass ich mir die Kundenbindung so erarbeiten konnte und dadurch die Objekte schon bestens kenne.“ Die Tagesabläufe seien dadurch einfacher.
Beruf des Schornsteinfegers ist technischer geworden
Der Beruf habe sich über die Jahrzehnte massiv verändert. „In den Siebzigern haben wir nur Schornsteine gereinigt, da hatte wir fünf bis sechs Kehrungen am Tag“, erinnert sich der 67-Jährige, der 1975 seine Meisterprüfung ablegte. Sie ist Voraussetzung für das Amt des bevollmächtigten Bezirksschornsteinfegers. „Wenn wir damals gekehrt haben, hat keine Hausfrau ihre Wäsche rausgehängt“, sagt er und schmunzelt, „da flog der Ruß nur so.“ Mit den Jahren sei der Beruf immer technischer geworden, immer mehr Messungen wurden zur täglichen Aufgabe.
„Das reine Besen rauf, runter ist heute eher selten geworden.“ Dadurch habe sich auch das Verhältnis zu den Kunden verändert. Früher kehrte der Schornsteinfeger vier bis fünf Mal im Jahr den Kamin: „Wir hatten intensiven Kontakt und zu vielen ein freundschaftliches Verhältnis.“ Heute heizten nur noch wenige mit einem Kamin, und inaktive Kamine müssten nur einmal im Jahr geprüft werden. Dadurch sei das Verhältnis nicht mehr ganz so eng. „Aber wir werden trotzdem noch herzlich begrüßt“, sagt Sebastian Schulte. Das Vertrauen in ihre Arbeit sei ebenfalls groß. „Viele überlassen uns ihre Schlüssel, so dass sie nicht immer zu Hause sein müssten. Man entwickelt da eine gewisse Emotionalität, das ist mehr als nur Kundschaft.“
Laptop und Messgerät bestimmen die Arbeit
Ab 1. Juli verwaltet nun also Sebastian Schulte den Kehrbezirk 12, zu dem Teile von Crange, Baukau und Wanne zählen. Der 45-Jährige kommt aus Bochum, ist verheiratet und hat eine Tochter. „Ich habe es zum Glück nicht weit in den Bezirk.“ Ab 1. August wird er von einem Gesellen unterstützt. Im Gegensatz zu Reiner Loreys Anfängen bestimmen bei ihm heute Laptop und Messgeräte einen Großteil seiner Arbeit. Aber hin und wieder muss er doch noch aufs Dach, was gerade im Sommer eine Herausforderung ist.
Einig sind sich beide aber darin, dass der Beruf eher Berufung ist als bloße Arbeit. Deshalb geht Reiner Lorey mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Ich habe es immer gerne gemacht“, betont er. Der 67-Jährige geht aber nicht nur in den Ruhestand, sondern kehrt Herne komplett den Rücken. „Ich komme gebürtig aus Unna und bin immer ein Dorfkind geblieben.“ Deshalb zieht er mit seiner Frau und seinen drei Töchtern nach Unterfranken. Von seinen Kunden verabschiedet er sich mit seiner eigenen Wortkreation: „Die Schornsteinfegerei Reiner Lorey sagt Servus!“
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