Herne.. Wer es richtig scharf mag, der muss sich die Heidstraße 28 in Wanne-Eickel im Navi markieren – am besten mit feurigem Rot. Denn dort gibt’s „Die Currywurst“, einen Kult-Imbiss für die Freunde der rattenscharfen Schnibbelwurst.


Hüter der teuflischen Genüsse ist eine Art Saucen-Adels-Dynastie: die Herzogs. Und die halten Hof am 13. September, laden dann ganztätig ein zur extrascharfen Jubiläumsparty, schließlich wird der Laden 20 Jahre alt.

Die Herzogs, das sind Scheffe Gerhard Herzog (60) mit Gattin Gabriele (63), die Junior-Generation mit Daniel (32) und Larissa Herzog (27) sowie ganz frisch und noch nicht hinter der Brutzel-Theke: der zwei Monate alte Henry. Wie Gerhard munter sagt: „Der Einzige, der noch nicht probiert hat.“

Die scharfe Wurst – zehn Härtegrade gibt’s und beim letzten hängt noch ein Pluszeichen dran – entwickelte sich zum Geheimtipp für Kunden von nah und fern. Gabriele: „Wir hatten schon einen Gast aus Australien, und regelmäßig reist am Wochenende eine Familie aus dem Sauerland an.“ Die Kunden haben, je nach Verbrennungsexzess, anschließend mächtig was zu sagen. Allein fünf Gästebücher sind seit dem Start in die feurige Zeit entstanden. Heftiges Lob und Dank für die Feuerqualen füllen die Blätter. Dabei fing alles harmlos an.

Ganz Wanne-Eickel war scharf drauf

Der gelernte Textileinzelhandelskaufmann Gerhard wollte immer schon einen Kiosk haben. Und im Haus der Schwiegereltern gab’s gefühlt schon immer einen Imbiss. Das muss passen: Als der Mietvertrag auslief, schlugen die Herzogs zu. Getreu dem Motto: „Wenn die das können, dann machen wir das auch“, nahmen die beiden Anlauf und „sprangen in die kalte Fritteuse“. 2006 dann gab’s den Schnitt, also den scharfen. Kunden verlangten nach Tabasco, Cayenne Pfeffer – und waren hinterher doch enttäuscht. „Wo war das denn scharf?“, hieß es muffelig, und Gerhard packte den Stier bei den Hörnern.

„Mein Ehrgeiz war geweckt.“ Er experimentierte mit seiner ersten Habanero-Sauce und dachte nur: „Ach du scheiße, das kannste gar nicht essen.“ Den Zettel „Scharfe Sauce“ hängte er trotzdem ins Fenster - und siehe da: Wider Erwarten lief die Sache super: „Ganz Wanne-Eickel war scharf drauf.“

Die Rezepturen für die Saucen sind geheim

Seitdem „läuft der Schneeball weiter“, freut sich Gabriele, spricht vom Donnerhall des Feuerrufs. Fünf verschiedene Currysaucen sind im Programm, selbstverständlich allesamt selbst gemacht. Die Rezepte für die Saucen sind geheim, da halten die Herzogs still. Weitersagen gilt nicht. „Die sind total unterschiedlich, nicht eben einmal nur aufgepimpt“, verrät die Chefin.

Wer die Schärfegrad-Liste abarbeiten will, muss trainieren. Dann bilden sich die Schmerzrezeptoren Stück für Stück zurück, weiß Herzog, der Genusssuchern eher den Appetit verdirbt: „Irgendwann ist der Punkt erreicht, da kann es nicht mehr schmecken. Das ist dann eine Herausforderung.“ Deshalb ist auch bei „den Graden 10 oder gar 10+ bei 99 Prozent der Leute nichts mehr mit Geschmack“.

Ab Schärfegrad 10 ist nix mehr mit Geschmack

Gerhard winkt übrigens schon bei der 7 ab, laut Speisezettel die „Gnadenlose“. „Das war schlimm genug.“ Schlimm? Nun ja, die Folgewallungen haben es bei diesen Kalibern in sich. Die Stufen des Grauens lesen sich so: weiche Knie, Schluckauf, das Sprechen fällt schwer, Druck auf dem Ohr, heftiges Schwitzen. „Der Körper sagt da ganz klar, das will ich nicht haben. Da hilft nur noch, eine Stufe zurückschalten.“ Oder Fett wie Milch oder Kakao. Den gibt’s selbstverständlich auch in der Bude.

Noch einen Kracher hält Gerhard parat, der die schärfste Currywurst der Welt herstellen könnte. Er zeigt ein Gefäß, das wie eine von Dali im Rausch kreierte Parfümflasche aussieht: „Blair’s 16 Million Reserve“. 999 Stück wurden davon angeblich hergestellt. An der Heid­straße stehen zwei Flakons. Drin sind reine Capsaicin-Kristalle, Chemie pur. Auf der Messskala für Schärfe liegt das Teufelszeug bei 16 Millionen Scoville. Zum Vergleich: Tabasco hat um die 3000. Herzogs Härtegrad 10 fackelt die Münder mit 310 000 Scoville ab. Das geht nur mit Rezept, auf eigenes Risiko: Die Kunden müssen die 8 und 9 getestet haben, älter als 18 sein und eine Verzichtserklärung unterschreiben. Der Schärfe-Guru: „Das braucht eigentlich kein Mensch.“

Scoville-Challenge startet am 13. September


Scharfe Jungs und Mädels mit äußerst widerstandsfähigem Magen sollten sich den 13. September vormerken. Dann startet zum 20-jährigen Bestehen der „Currywurst“ an der Heidstraße 28 ab 18.30 Uhr eine Scoville-Challenge mit buntem Unterhaltungsprogramm, u.a. Graf Hotte.




Bislang liegen sieben Anmeldungen vor, 15 Feuerschlucker können mitmachen. Aus Wanne-Eickel hat sich noch keiner gemeldet. Gerhard Herzog warnt: „Eine Challenge ist nichts zum Lecker-Essen.“


Mister Scoville dürfte sich das auch gedacht haben. Das Grinse-Skelett steht in der Ecke der Pommesbude und erhielt den Namen, weil „er öfter scharf gegessen hat. Der fand das gut und wollte eben hierbleiben“, erzählt die Produzentin der Höllensauce, Gabriele Herzog. Informationen und Anmeldung unter WAN 7 77 76.