Wanne-Eickel.. Erst die Hilfe von Fachleuten ließ das Bier fließen. NRW-Minister Groschek will die NRW-Kirmessen, allen voran die Cranger, als Unesco-Weltkulturerbe adeln lassen.
Das ist Liebe: Trotz gefühlter 50 Grad strömten gestern am frühen Nachmittag Hunderte Kirmesfans in das Bayernzelt, um die 578. Cranger Kirmes zu eröffnen. „Willkommen im Saunaclub“ begrüßte Oberbürgermeister Horst Schiereck denn auch Besucher und Ehrengäste aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Viele hatten vorgesorgt, um den tropischen Temperaturen zu trotzen: Noch nie war die Fächerdichte im Bayernzelt so groß, nicht nur die Damen wedelten sich Kühlung zu.
Zehn Tage Ausnahmezustand
Dem Publikum einzuheizen, war deshalb eigentlich gar nötig, aber Moderator Helmut Sanftenschneider ließ doch vorsichtshalber die Besucher den dreistufigen Applaus üben, bevor die Revierkönige des vergangenen Jahres, H1 & MQStylez, mit einer Rap-Ballade das Programm eröffneten. Danach ging’s dann ganz traditionell weiter: Mit dem Einzug des Bergmannsorchesters und dem Steigerlied, mit den Abordnungen der verschiedenen Schaustellerverbände mit ihren historischen Fahnen, die Schaustellerpräsident Albert Ritter mit launigen Worten vorstellte und die von den Zuschauern stehend begrüßt wurden.
„Heute beginnt die fünfte Jahreszeit“, beschrieb Horst Schiereck den Ausnahmezustand der nächsten zehn Tage in Crange und dankte ausdrücklich den Anwohnern für ihr Verständnis und ihre Toleranz. Aber die Cranger Kirmes ist eben etwas ganz Besonderes, und das sieht auch NRW-Verkehrsminister Michael Groschek so, der gestern die Ehre hatte, mit Oberbürgermeister Horst Schiereck das Fass anzuschlagen: „Nordrhein-Westfalen“, so Groschek, „ist das Kirmesland Nummer Eins, und unter allen Kirmessen im Land ist Crange die größte und schönste“, ließ er keinen Zweifel. Und deshalb wolle er sich auch dafür einsetzen, dass die Kirmessen im Land als Unesco-Weltkulturerbe anerkannt werden - mit der Cranger Kirmes vorneweg.
Horst Schiereck, inzwischen routiniert beim Fassanstich, überließ den Schlägel dem Minister, der auch nicht lange zögerte und beherzt dreimal zuschlug - doch das Fass, es wollte nicht. Statt kühles Bier aus dem Hahn fließen zu lassen, spritzte es oben heraus. Etwas ratlos schauten da die Herren Groschek und Schiereck drein, ein bisschen Drehen am Hahn und ein Nachschlag brachten auch nichts, lediglich ein kleines Pfützchen Bier verlor sich im Krug. Die Fachleute der Brauerei eilten zu Hilfe und drückten hier und zogen da und dann floss es endlich, das Bier, und Oberbürgermeister Horst Schiereck konnte im Konfettiregen erklären: „Die 578. Cranger Kirmes ist eröffnet. Piel op no Crange!“