Herne. Ulrich Witkowski bemängelt hohen Staubanteil der angelieferten Deputatkohle von der RAG. Der Schwerbehinderte muss den Brennstoff durchsieben, damit er ihn nutzen kann. Auch mit der Kommunikation bei seiner Beschwerde ist er unzufrieden. Doch das Herner Unternehmen weist jegliche Kritik zurück.
Ulrich Witkowski bezieht Deputatkohle von der RAG. Als ehemaliger Bergmann besitzt der 60-Jährige einen Bergmannversorgungsschein, durch den er ein Leben lang Anspruch auf Kohle hat – 3,5 Tonnen jährlich.
Seit mehr als 30 Jahren liefert ein Fuhrunternehmer die Kohle zu Ulrich Witkowski und lagert sie in dessen Keller ein. „Die letzten beiden Lieferungen waren allerdings so stark mit Dreck versetzt, dass ich die Kohle erst durchsieben musste, bevor ich sie verfeuern konnte“, klagt der Ex-Kumpel.
Kohlestaub muss gefiltert werden
Der Staub, auch Unterkornanteil genannt, müsse unbedingt aus der Kohle herausgefiltert werden, da es ansonsten zu Verpuffungen kommen könne. „Dann würde mein Haus in die Luft fliegen“, weiß der ehemalige Bergmann sehr genau und stellt daher klare Anforderungen an die RAG: „Der Dreck müsste aus meinem Keller geholt und neue Kohle geliefert werden“, meint er.
„Beim Naturprodukt Steinkohle kommt es zu Qualitätsschwankungen“, erklärt Christof Beike, RAG-Pressesprecher auf Anfrage der WAZ. Ein Unterkornanteil von fünf Prozent sei zulässig. 20 bis 30 Prozent betrage dieser jedoch laut Ulrich Witkowskis Schornsteinfeger in der gelieferten Kohle. Die schließlich an die RAG gerichtete Deputatreklamation wurde von einem Mitarbeiter begutachtet.
Hilfe von Nachbarn benötigt
Das Ergebnis: Eine halbe Tonne Kohle wurde Witkowski daraufhin gutgeschrieben, bei der zweiten Reklamation noch einmal 250 Kilogramm.
Erschwerend hinzu kommt, dass Witkowski schwer krank ist. Er ist nicht in der Lage, die Kohle eigenständig durchzusieben. Dabei bekommt er jetzt Hilfe von seinem Nachbarn. Dirk Musial kann den Ärger Witkowskis gut nachvollziehen: „Gerade wenn man unter Tage gearbeitet hat, weiß man doch, dass es so nicht sein darf“, meint auch Musial.
Kritik an der Kommunikation
Das Schlimmste jedoch sei, dass er mit seinen Beschwerden bei der RAG nicht für voll genommen werde, meint Witkowski, der die Kommunikation mit einem Qualitätsprüfer anprangert. Dieser habe ihm mitgeteilt, dass er sich in dieser Sache nicht mehr äußern werde, nachdem Witkowski die Umstände mehrfach kritisiert hatte. Auch ein Vorgesetzter war für Witkowski nicht zu erreichen, da ihm kein Ansprechpartner genannt worden sei. „Die RAG nimmt sich einfach nichts davon an“, beklagt sich der ehemalige Bergmann.
„Die Deputatreklamationen von Herrn Witkowski sind mit jeweils einer halben Tonne und 250 Kilogramm Kohle, also einer durchaus üblichen, dem Mehraufwand geschuldeten Kulanzmenge entschädigt worden“, sagt Unternehmenssprecher Beike auf WAZ-Anfrage. Für Ulrich Witkowski ist der Konflikt damit nicht beigelegt, schließlich muss er weiter dafür sorgen, dass die Kohle jedes Mal ordentlich durchgesiebt wird.