Der Insolvenzverwalter kündigt den Verkauf der gewinnbringenden Töchter an. Er stellt aber in Aussicht, dass alle Mitarbeiter übernommen werden. Auch das Gelände an der Langekampstraße in Eickel soll verkauft werden.

Auf dem Schildchen am Büro steht Geschäftsführung. Drin sieht’s karg aus: Schreibtisch, Besprechungstisch, Stühle, keine Deko. Dirk Andres will ja auch nicht für immer bleiben. Der 41-Jährige hat als Insolvenzverwalter die Geschicke von Heitkamp in der Hand. Das Ziel heißt, für die Gläubiger so viel wie möglich aus dem einstigen Baugiganten herauszuholen.

Genau 29 Tage ist es her, da stellte die Heitkamp-Mutter Insolvenzantrag beim Bochumer Amtsgericht. Der Richter rief bei Andres an. Von einer Sekunde auf die nächste war der Jurist der neue starke Mann in Eickel. „Sie kommen von außen in ein bis dato unbekanntes Unternehmen ‘rein und müssen umschalten“, sagt Andres über seine Arbeit als Insolvenzverwalter. Heitkamp kannte er vorher vor allem von den Bauschildern an der A 40. Die Region kenne er aber gut: „Viele unserer Mitarbeiter sind in der Ecke gut verdrahtet.“

Heute steckt er mittendrin in den Verhandlungen. Das Unternehmen steht vor der Zerschlagung. „Wir sind zum Teil schon sehr weit mit dem Verkauf der Tochtergesellschaften“, sagt Andres. Investoren prüfen gerade die selbstständigen Heitkamp-Abkömmlinge, wälzen Zahlenwerke und sichten die Auftragslage. Der Insolvenzverwalter verkündet stolz: „Es gibt für alle operativ tätigen Gesellschaften von Heitkamp Interessenten.“

Bis Ende Februar sollen alle Verkäufe über die Bühne sein

Unter den Verkaufskandidaten sind Goldstücke wie die Bergsicherung Ilfeld, ein nordthüringischer Bergbauspezialist. Grundsätzlich nicht ganz einfach zu vermarkten sei der personalstarke Kraftwerksbau, gibt Andres zu. Man kennt ja die Atomkraft-Perspektive. Aber: „Beim Kraftwerksbau sind wir mit den Verkaufsverhandlungen am weitesten.“ Interessenten-Namen will Andres nicht nennen. Aber er gibt Perspektiven vor: Bis Ende Februar sollen alle Verkäufe über die Bühne sein.

Ob die großen Töchter nach dem Verkauf noch ihren Sitz in Wanne-Eickel haben, sei noch offen. „Es kann sein, dass wir das auch nach dem Verkauf noch nicht wissen.“ Für das Gelände zwischen Lange­kampstraße und den Bahngleisen sucht Andres schon einen Käufer. Die ehemalige Unternehmervilla steht sowieso leer.

Von der Heitkamp-Familie hat der neue Entscheider noch keinen gesehen. Gründer-Urenkel Jürgen Thumann ist weiter Mehrheitsgesellschafter, sitzt in Düsseldorf. Der Atomlobbyist übernahm 2009 von seinem Cousin Engelbert Heitkamp die Mehrheitsanteile an Heitkamp. Andres stellt nicht in Aussicht, dass der Verkauf Thumann nützt. „Es nicht zu erwarten, dass die Gesellschafter Geld aus der Insolvenzmasse erhalten.“

Für die gut 1000 Mitarbeiter der Tochtergesellschaften sehe es gut aus

Darauf warten gut 100 Gläubiger. Das sei vergleichsweise wenig. Andres bescheinigt dem Unternehmen trotz der Krise ein geschicktes Wirtschaften. „Es war eine weise Entscheidung, keinen Cashpool zu bilden.“ Heißt: Die Töchter verfügen über eigene Finanzkreisläufe und mussten nicht alle Gewinne sofort an die Mutter abdrücken.

Für die gut 1000 Mitarbeiter der Tochtergesellschaften sehe es gut aus. „Es ging in keinem Gespräch um Personalabbau.“ Sogar für die 40 Angestellten der insolventen Mutter gebe es vorsichtige Entwarnung. Vielleicht seien die Käufer der Töchter bereit, Personal zu übernehmen. „Das, was von der Mutter erbracht wird, brauchen die Töchter ja nach wie vor.“ Die Holding war unter anderem für Personalverwaltung, Recht sowie Soft- und Hardware zuständig.

Auch wenn es zum Abschied von Eickel kommt, wird der Name Heitkamp wohl nicht ganz verschwinden. Die Investoren hätten Interesse, die Marke weiterzuführen. „Der Name Heitkamp ist noch etwas wert.“