Herne. Düstere Aussichten für 2020: Die Arbeitgeberverbände der Region sehen pessimistisch in die Zukunft. Welche Branchen betroffen sind.

„Wie gehen Sie das kommende Halbjahr an?“, fragen alljährlich die Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen zum Jahreswechsel ihre Mitgliedsunternehmen. Selten seien die Prognosen so düster gewesen wie für 2020, heißt es. In einer Abfrage der WAZ bei den Herner Unternehmen hatten diese sich unterdessen zu Jahresbeginn mehrheitlich verhalten optimistisch gezeigt.

„Wenn alle abgefragten Parameter wie erwartete Geschäfte, Erträge, Umsätze und Aufträge sowie die Beschäftigungsprognose rückläufig sind, können wir keine guten Nachrichten zum Jahresstart verkünden“, sagte AGV-Hauptgeschäftsführer Dirk W. Erlhöfer.

Krisenjahr könnte durchwachsenem Jahr folgen

Einem durchwachsenen Jahr 2019 könnte den Arbeitgebern zufolge ein echtes Krisen-Jahr 2020 folgen. Nur 12 Prozent der befragten Unternehmen gingen von besseren Geschäften aus, rund 27 Prozent stellten sich auf zurückgehende Geschäftszahlen ein. Ein weiteres Drittel gehe von gleichbleibend schlechter Geschäftslage aus. Eine Mehrheit von fast 60 % der Befragten male somit ein düsteres Konjunkturbild.

Die Metall- und Elektroindustrie, eine wichtige Leitbranche, scheine bereits in der Krise angekommen zu sein. Lediglich 5 Prozent der Unternehmen gehen laut AGV von besseren Geschäften aus, 30 Prozent befürchten eine schlechtere wirtschaftliche Situation. Insgesamt 70 Prozent der Befragten sehen hier negative Konjunkturaussichten. Vor Jahresfrist gingen noch 65 Prozent von gleichbleibend guten bzw. besseren Geschäften aus. „Viele Autohersteller und -zulieferer geraten aufgrund der E-Mobilität unter Veränderungsdruck“, erklärt Dirk W. Erlhöfer. „Hinzu kommen die Herausforderungen der Digitalisierung, unruhige und zum Teil abgeschottete Märkte sowie ungelöste politische Konflikte.“

Unternehmen melden weniger Personalbedarf


Branchenübergreifend sackten Auftragsprognosen aus dem In- und Ausland, Umsatz- und Ertragsprognosen ab. Auch mit Investitionen hielten sich die hiesigen Unternehmen zunächst einmal zurück, was erstmals seit Jahren bei der Beschäftigung durchschlagen werde. „Nicht nur die großen Industrie- und Energie-Konzerne sehen weniger Personalbedarf. Das gilt auch für viele kleine und mittelständische Unternehmen“, so Erlhöfer.

Die nächsten Tarifverhandlungen mit der IG Metall stehen im Frühjahr an.
Die nächsten Tarifverhandlungen mit der IG Metall stehen im Frühjahr an. © FUNKE Foto Services | Martin Möller


Dass in der Metall- und Elektroindustrie die positiven Rückmeldungen deutlich unter der 50-Prozent-Schwelle lägen, sei ein Warnsignal. Mit Blick auf die nächste Tarifverhandlung mit der IG Metall im Frühjahr warnt er vor „exorbitanten Tarifforderungen“. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen seien mit dem zurückliegenden komplexen Abschluss schlicht überfordert gewesen. Erlhöfer: „Wenn wir immer weiter draufsatteln, wird die Akzeptanz des Flächentarifs weiter sinken.“