In Wanne-Eickel stieg am Samstag ein großes Schlager-Open Air. Was soll man sagen: Die Stimmung auf dem Cranger Kirmesplatz war bestens.
Ein Schlagerfestival auf dem Platz an der Cranger Kirche ist nichts Neues. Nach einer Pause hat nun am Samstag Veranstalter André Kusch den Sprung ins lauwarme Wasser gewagt: Sein Marathon der guten Laune unter dem Titel „Crange feiert“ darf als Erfolg gewertet werden. Und wenn die ein, zwei Schwachstellen ausgebessert werden, könnte man im nächsten Jahr, im Fall einer Neuauflage, von einem Triumph reden.
„Wie ist die Stimmung bei den Kerls? Wie ist die Stimmung bei den Mädels?“ „Gibt’s hier eine Brautpolizei?“ Olaf Henning kennt die Sprache seiner Fans. Und wenn der Mülheimer Entertainer fragt „Wer fliegt dieses Jahr noch nach Malle?“, wissen alle, was gemeint ist: Mallorca, 17. Bundesland Deutschlands und Sehnsuchtsort der rund 4000 Besucher, die sich am Samstag auf Crange versammelt haben.
Leute tanzen, strecken Arme in die Luft
Der Auftritt Hennings lag voll im Zeitplan; mit Liedern wie „Cowboy und Indianer“ oder „Noch ‘ne Runde“ hat sich der 49-Jährige seine eigene Fangemeinde ersungen. Sein Set gegen 17.45 Uhr ist ein Knaller, die Leute tanzen und strecken die Arme in die Luft. Während das Fußballspiel Mönchengladbach gegen Wolfsburg wegen Regen und Gewitter unterbrochen wird, scheint die Sonne über Crange prall. So kann man sich für Malle warmmachen.
Dieses Ding mit dem die-Arme-in-die-Luft-strecken – das ist das allgemeingültige Kennzeichen für den Zustand der guten Laune, des ausgelassenen Feierns. Und wehe, die Luft hat nicht genug Arme: Dann sorgt der jeweilige Unterhalter dafür, dass sich schnell wieder alle am Riemen reißen. „Raise your hands!“ Machen sie gerne.
Fans sind verzückt bis verrückt
Doch es muss auch mal eine Pause geben in diesem Schlager-Marathon, der mit Gästen wie Axel Fischer oder der Hermes House Band bereits um 13 Uhr begonnen hatte. Sabrina und Mareike sitzen am Rand und essen Currywurst; die neue Helene Fischer-Platte kennen sie schon. „Wir sind zum Junggesellinnenabschied von unserer Freundin Annika hier“, sagen sie. „Die ist total Schlager-verrückt.“ Die 37- und 34-jährigen hübschen Frauen kommen aus dem Sauerland, sie haben zwei Stunden Fahrt hinter sich. Sie hören auch gerne Schlager, sind aber nicht soooo verrückt.
Ein paar Meter weiter stehen Christian Lücke und seine Frau Petra aus Recklinghausen und betrachten das Bühnengeschehen aus der Distanz. „Die Schlagermusik ist unserem Alter angemessen“, sagt Christian. Er ist 56, sie 60. Nicht die einzigen, die an diesem Tag den Altersdurchschnitt senken. Petra sagt: „Ich mag Schlagermusik, habe aber keinen Lieblingssänger. Hauptsache, es geht in die Beine.“ Sie loben die gute Organisation mit den vielen Getränkeständen, denen viele Besucher im Verlauf des Festivals noch zum Opfer fallen werden, beklagen aber den vielen Müll.
Viel Müll auf der Cranger Erde
Ja. Müll gibt’s ohne Ende, aber Wumsen muss es trotzdem. Und zwar ordentlich. Bei Anna-Maria Zimmermann wumst es kräftig. Gekleidet in eine silberfarbene Hose und ein schwarzes Oberteil, hat auch die zierliche Gütersloherin das Publikum schnell auf ihrer Seite. „Ist ja der Wahnsinn! Danke, Crange!“ Bitteschön.
Für dankbares Erstaunen sorgt dann R.I.O. feat. U-Jean. Der Amerikaner beschwört die deutsch-amerikanische Freundschaft und singt dann die deutsche Nationalhymne. Das gefällt. Überhaupt ist der Spaß an diesem Tag der große Meister des Geschehens, natürlich auch am Abend, als Mickie Krause auftritt und den Platz rockt. Schade nur, dass sich auch die Zahl der Bierleichen im Laufe des Tages häuft.