Herne.. Die „Rasenteufel“ aus Herne haben sich einem ungewöhnlichen Motorsport verschrieben: dem Rasenmäherrennen. Hierfür verwandeln sich Äcker in Rennstrecken und kleine Trecker zu schnellen sowie ungefederten Fahrzeugen. Dieses Vergnügen ist nicht ungefährlich, Muskelkater und blaue Flecken sind die Folge.
Wenn Tom Hanks im weltbekannten Film „Forrest Gump“ gemachlich über den großen, heimischen Garten in Greenbow/Alabama fährt, sieht man das genaue Gegenteil zu dem Hobby, dem sich die „Rasenteufel“ aus Herne“ mit viel Leidenschaft verschrieben haben. Sie bauen eigene Minitrecker, um mit ihnen mit hoher Geschwindigkeit über Ackerpisten zu flitzen. Zum Mähen sind die Fahrzeuge aber nicht wirklich zu gebrauchen und für den Straßenverkehr sind die Fahrzeuge nicht zugelassen.
Eine spontane Fahrt auf Herner Straßen dürfte die Polizei nicht erfreuen. So finden die lauten Rasenmäherrennen in ländlichen Gebieten auf Äckern statt. Die Renntrecker der Rasenteufel sind derzeit im City Center ausgestellt – derzeit ist sowieso Winterpause angesagt.
Die Trecker sind natürlich nicht so aerodynamisch wie ein Formel-1-Wagen, alles andere als leise und eine Federung für die Rennfahrten auf huckeligen Pisten ist nicht vorhanden. Doch: „Es macht einfach süchtig!“, so Ingo Otte. Hier stimmen alle Rasenteufel überein. Ingo Otte, Marcus Petzokat, Christopher Kaiser und Martin Engeman bilden dieses unkonventionelle Motorsportteam, das schon Auftritte im TV hatte.
Muskelkater und blaue Flecken
Auch wenn ihre Gefährte nicht danach aussehen: Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h sind möglich. Bei den Rennen, wie etwa dem jährlichen Rasenmäherrennen in Waltrop, geht aber auch mal was zu Bruch. Martin Engemann: „Es ist ein teurer Spaß!“ Martin Engemann und Christopher Kaiser, letzterer ist gelernter Industriemechaniker, sind so die beiden Ingenieure des Rennstalls und auch für Reparaturen zuständig.
Die Hochgeschwindigkeitstrecker wirbeln Staub und Erde auf, jede Erschütterung auf dem Boden ist direkt bemerkbar. „Wir hatten auch schon den Fall, dass jemand nur noch das lose Lenkrad in der Hand hielt“, so Ingo Otte. Die Trecker müssen einiges aushalten – genau wie die Fahrer. Muskelkater und blaue Flecken sind da nicht ungewöhnlich. Die Fahrer wechseln während eines Rennens. Einerseits weil man „übermütig und unkonzentriert werde“, andererseits sei die Beherrschung des Fahrzeugs mit viel Anstrengung verbunden.
Notarzt ist bei den Rennen vor Ort
Protektoren, Helme und Nackenschutz müssen getragen werden. Ein Notarzt ist bei den Rennen vor Ort. „Der Sport ist nicht ganz ungefährlich!“ so Martin Engelmann. Doch die Rasenteufel waren alle bei der ersten Fahrt hellauf begeistert und „angefixt“. Die Rennen wie der Sport selber seinen aber natürlich nicht „bierernst“, wie Marcus Petzokat sagt. Rennteams mit Freunden und Familie, Wurst- und Bierstände verleihen dem Ganzen Volksfestcharakter.
Unter den Teams herrsche eine freundliche Atmosphäre. Damit das Team bei Rennen im vorderen Bereich mitmischen kann, sind gute Handwerkskenntnisse gefragt. Es gibt Bauvorgaben und verschiedene Klassen. Die Renntrecker der höchsten und schnellsten Kubikklasse, wie sie die Rennteufel fahren, werden aus dem Nichts gebaut. Örtliche Baumärkte dürften sich also über dieses im Ruhrgebiet seltene Hobby, freuen. „Das einzige was noch Rasenmäher ist, ist die Motorhaube!“, so Martin Engemann. Kosten im vierstelligen Bereich für einen Trecker seien da nicht ungewöhnlich. Über einen Sponsor würde man sich freuen, so die Rasenteufel. Aber die größte Freude dürfte wohl dem nächsten Rennen nach der Winterpause gelten, wenn die Rasenteufel wieder über den Acker flitzen.