Herne.. Studentinnen aus Belgorod in Russland waren zu Gast in Herne. Dabei lernten sie unser Bildungssystem kennen – und machten manche Überraschung.
Fünf Germanistik-Studentinnen aus der russischen Partnerstadt Belgorod sind für drei Wochen in Herne gewesen. Einmal jährlich organisiert die Sektion Belgorod des Herner Partnerschaftsvereins diesen Austausch zwischen den Partnerstädten.
Die Teilnehmerinnen wurden wie üblich bei Gastfamilien untergebracht – was manchmal zu Problemen führt: „Wir müssen den Organisatoren immer im März fest zusagen, dabei fehlte uns zu dem Zeitpunkt noch eine Gastfamilie. Die habe ich erst im Mai gefunden“, berichtet Ulrich Klonki, Sprecher des Vereins.
Der Hintergrund: Im März gebe es noch günstige Flüge – für Visum und Flüge müssten die Teilnehmer selbst aufkommen.
Gäste sind bald fertig mit ihrer Ausbildung
„Ich habe dafür etwa 300 Euro bezahlt“, erzählte Viktoriia Sheludchenko beim Besuch in der WAZ-Redaktion. Das sei etwa das durchschnittliche Monatseinkommen in Belgorod: „Viele sparen jahrelang dafür.“ Neben dem Geld gebe es eine weitere Hürde: „Nur die Studenten mit den besten Noten und Sprachkenntnissen dürfen mit.“ Die Gäste seien bald fertig mit ihrer Ausbildung – und möchten danach als Deutsch-Lehrerinnen arbeiten, sagen sie in flüssigem Deutsch. In Herne wollten sie sich daher einen Eindruck insbesondere vom Bildungssystem machen und natürlich auch Kultur sowie Land und Leute kennen lernen.
Dafür besuchte die Gruppe verschiedene Kitas und Schulen wie beispielsweise die Kita Regenkamp und das Haranni-Gymnasium – um die Eindrücke mit in die Heimat zu nehmen. „Gerade junge Lehrer sind in der Lage, alteingesessene Systeme zu verändern“, meint Patenschaftsvereinschef Ulrich Klonki, der auch SPD-Ratsherr ist.
Hoffnung: Es macht „klick“ bei den Russinnen
So mache es häufig „klick“, wenn die Teilnehmerinnen Vergleiche zögen. Der moderne deutsche Schulunterricht habe beispielsweise zuerst chaotisch auf die Gruppe gewirkt, so der 63-Jährige. Denn: „In Russland herrscht ja nach wie vor strenger Frontalunterricht. Hände auf den Tisch und zuhören.“ Die Frauen hätten dann aber realisiert, dass der Unterricht hier doch gut funktioniere.
Auch an den russischen Universitäten sei vieles anders als in Deutschland: „Deutsche Studenten erarbeiten sich den Stoff selbstständiger, und die Ausbildung ist praxisorientierter, das finde ich gut“, sagt Polina Melikhova. Insgesamt sei in Deutschland vieles liberaler und in Belgorod vieles hierarchischer, meint die 22-Jährige.
„Eine Teilnehmerin war ganz schockiert, dass sich auch unser Oberbürgermeister in einer Reihe anstellt“, berichtet Klonki schmunzelnd. In Russland sei es üblich, dass sich die Elite vordrängele. Begeistert zeigten sich die fünf Besucherinnen über die Menschen in Herne: „Sie lächeln mehr und sind hilfsbereiter als die Menschen in Belgorod“, lobt Viktoriia Sheludchenko.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Gastgeber für drei Wochen gesucht
- Belgorod liegt im europäischen Teil von Russland, dort leben knapp 370 000 Einwohner.
- Der Partnerschaftsverein Belgorod sucht jährlich Gastfamilien für den Austausch. Wer Gast sein will: Ulrich Klonki, HER 380520
- Zwischen 2018 und 2021 soll insbesondere der kulturelle und sportliche Austausch gefördert werden – sowie auch das Vernetzen verschiedenster Firmen aus den Partnerstädten.