Beim Azubi-Speed-Dating im Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung kommen Schüler mit Vertretern von Ausbildungsunternehmen ins Gespräch.
Zwei Dating-Partner sitzen sich gegenüber. Die Zeit läuft. Ein paar Minuten lang haben die beiden Gelegenheit, sich kennenzulernen, zu schauen, ob man auf einer Wellenlänge liegt. Irgendwann ertönt eine Glocke und es heißt: Partnerwechsel. Eine neue Konstellation für die nächsten paar Minuten, neue Fragen, neue Gespräche, sich ein Bild von einer weiteren Person machen – bis jeder jeden kennengelernt hat.
So funktioniert normales Speed-Dating. Beim Azubi-Speed-Dating des Berufskollegs für Wirtschaft und Verwaltung läuft’s ein wenig anders. Hier treffen Vertreter von Ausbildungsunternehmen auf Schüler, die einen Ausbildungsplatz suchen. Auch beim Azubi-Speed-Dating geht’s darum, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Zeit stoppt allerdings niemand.
Das Berufskolleg veranstaltet in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Herne erstmals eine solche Aktion. Zwölf Unternehmen beteiligen sich. 40 Schüler haben sich im Vorfeld angemeldet.
Am Dienstag waren Vertreter von sieben Unternehmen vor Ort, Mittwoch nehmen weitere fünf am Speed-Dating teil. Jedem Unternehmen steht ein Zeitfenster von zweieinhalb Stunden zur freien Verfügung. Währenddessen können sie den Schülern im Einzelgespräch Fragen stellen. Die Schüler haben Gelegenheit sich zu präsentieren und direkt eine Bewerbung abgeben.
„Hier haben wir sofort einen persönlichen Eindruck von den Bewerbern“, stellt Volker Müller, Geschäftsführer der p.a.c. Gasservice GmbH heraus. „Jemand, der bei schriftlichen Bewerbungen schnell aussortiert worden wäre, hat hier die Chance, durch einen guten persönlichen Eindruck zu punkten“, sagt er.
Auch sein Kollege David Merz betont: „Bei den Noten gibt’s oft nur minimale Unterschiede. Hier erfahren wir, was der Bewerber privat macht.“ Wichtig sei, sich von anderen zu unterscheiden, zum Beispiel durch außerschulisches Engagement. „Toll an der Veranstaltung ist, dass man den Bewerbern gegenüber völlig unvoreingenommen ist und keine Vorauswahl trifft wie sonst“, so Merz.
Begeistert vom Azubi-Speed-Dating ist auch Carsten Wollschläger, verantwortlich für die Personalentwicklung bei der Wollschläger GmbH und Co. KG. „Wir kommen mit wenig Aufwand in kürzester Zeit mit ganz vielen Leuten in Kontakt“, freut er sich. In diesem Jahr vergibt der Betrieb zwar keine Ausbildungsplätze. 2012 sollen jedoch acht bis zehn junge Menschen einen kaufmännischen Beruf oder den Beruf der Fachkraft für Lagerlogistik erlernen können. „Diejenigen, die uns besonders auffallen, laden wir zu unserem Tag der offenen Tür ein“, verspricht Wollschläger.
Olfa Chaabane (18) ist eine derjenigen, die beim Azubi-Speed-Dating ihr Glück versuchen. Ihr Traumberuf ist Industriekauffrau. Eine Lehrstelle hat sie noch nicht. „Es geht vielen so wie mir. Für uns ist so eine Chance total super“, sagt sie. Für die Unternehmen, die sie im Laufe des Tages speed-daten wird, hat sie im Vorfeld Bewerbungen angefertigt.
Auch Carina Pech (18), Zekiye Toprak (17), Firat Aydin (19) und Christin Feldberg (20) haben sich bereits bei mehreren Unternehmen vorgestellt. Nervös, sind sie sich einig, brauche man gar nicht zu sein. „Die Leute sind alle sehr nett. Die Gespräche sind sogar amüsant“, so Feldberg. „Das ist doch eine tolle Sache“, sagt Aydin, „man kommt sonst immer so schwer an Bewerbungsgespräche ran.“