Herne. 32 Apotheken gibt es aktuell in Herne. Die Zahl wird sich noch in dieser Woche verringern - schließt doch eine Traditionsapotheke die Pforten.
Nach zahlreichen Schließungen zwischen 2007 und 2013 ist die Zahl der Apotheken in Herne seit Jahren stabil. Das ändert sich nun: In dieser Woche schließt eine Traditionsapotheke für immer die Pforten. Das Aus für weitere Standorte ist in den kommenden Jahren nicht ausgeschlossen.
Nach 44 Jahren gibt Heribert Lauck seine Horst-Apotheke an der Bielefelder Straße 133 in Holsterhausen auf. Aus nachvollziehbaren Gründen: Er ist inzwischen 72 Jahre alt. „Ich habe das Ende immer wieder hinausgezögert“, sagt Lauck. Einen Nachfolger habe er nicht gefunden.
Weiße Flecken auf der Herner Landkarte
Gut für Holsterhausen: Der Stadtteil wird künftig nicht zum weißen Fleck auf der Herner Landkarte - gibt es doch noch die Aeskulap-Apotheke an der Bielefelder Straße 108. Bickern, Unser Fritz oder Horsthausen können davon nur träumen: Dort müssen Bürger zum Teil weite Wege bis zur nächsten Apotheke zurücklegen.
Zum Ärger des Horsthauser SPD-Stadtverordneten Walter Hanstein: „Alte Menschen sind nicht mehr so mobil.“ Ein Arzt und eine Apotheke sollten deshalb auch fußläufig erreichbar sei. Er hoffe, dass durch die positive Entwicklung in Elpeshof dies nicht nur ein Wunsch bleibt. „Ich werde weiterhin dafür kämpfen“, so Hanstein.
Kammer: Apotheken-Dichte ist in Herne geringer
42 Apotheken gab es noch im Jahr 2007 in Herne, sechs Jahre später waren es nur noch 32. Mit dem Aus für die Horst-Apotheke wird die Zahl erneut reduziert. Heribert Lauck - er ist auch Sprecher aller Herner Apotheken - schließt nicht aus, dass in Zukunft weitere Standorte aufgegeben werden könnten. Mehrere seiner Kollegen hätten die klassische Altersgrenze fast erreicht oder bereits überschritten.
Die Apotheken-Kammer Westfalen-Lippe berichtet, dass die Apothekendichte in Herne schon jetzt geringer sei als im gesamten Kammerbezirk: Während in Herne eine Apotheke 4887 Menschen versorge, liege der Schnitt in Westfalen-Lippe bei 4368 Einwohner pro Apotheke. Noch sei die Versorgung der Bevölkerung gewährleistet, sagt Kammersprecher Sebastian Sokolowski.
Aber: „Das Apothekennetz, das die ordnungsgemäße und hochwertige Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln rund um die Uhr gewährleistet, wird natürlich mit jeder Schließung dünner, die Knotenpunkte rücken weiter auseinander.“ Und im Laufe der Zeit würden dadurch zwangsläufig auch die Entfernungen weiter – vor allem im Nacht- und Notdienst, so Sokolowski.
Nasenspray im Notdienst
„Wenigstens zwei bis drei Arztpraxen“ benötige eine Apotheke im Umfeld, damit es sich rechne, sagt Heribert Lauck. Die Bedingungen hätten sich gerade für kleinere Apotheken verschlechtert - nicht zuletzt durch den Online-Versandhandel, der ihnen stark zu schaffen mache. Kammersprecher Sebastian Sokolowski bringt es so auf den Punkt: „Die goldenen Zeiten sind vorbei.“
Heribert Lauck stört noch etwas ganz Anderes: „Im Notdienst wird es immer schlimmer, die Menschen werden immer unverschämter.“ Einige klingeln in der Nacht an, um einfach nur Nasenspray zu holen.
Zur Person: Heribert Lauck
Heribert Lauck (72) ist gebürtiger Saarländer. Nach dem Abitur habe er Medizin oder Pharmazie studieren wollen, erzählt er. „Ich war ich in den naturwissenschaftlichen Fächern schon immer gut.“ 1967 begann er bereits während des Pharmaziestudiums in Bonn, in einer Apotheke in Bad Honnef zu arbeiten. Nach Abschluss des Studiums wurde er von einem Gelsenkirchener Apotheker eingestellt.
Und wie fand er 1975 den Weg nach Herne? „Das war eher Zufall“, sagt Lauck. Er habe Tennis gespielt und sei dem Verein Rot-Weiß Eickel beigetreten. Dort habe er den Tipp bekommen, dass ein neuer Inhaber für die bereits 1960 eröffnete Horst-Apotheke gesucht werde. Bereut habe er seine Berufswahl nie - auch wenn sich die Arbeitsbedingungen erheblich verändert und die Bürokratie stark zugenommen habe, so Lauck.
Was steht nun an? „Ich werde mich erst einmal erholen“, erklärt der 72-Jährige, der in Unna lebt. Das Thema Urlaub sei in all den Jahren zu kurz gekommen. Und auch sportlich wolle er aktiv bleiben –„zusammen mit meiner Frau“. Das Tennisracket hat Heribert Lauck allerdings inzwischen gegen den Golfschläger eingetauscht.