Herne. Vom Schreibmaschinen- bis zum Russischkurs: Die Teilnehmer der Volkshochschul-Angebote kommen häufig wieder. Manche seit mehr als 50 Jahren.

Von der Grundbildung bis zu Gesundheit und Bewegung, von EDV bis zur kulturellen Bildung – die Volkshochschule bietet seit 100 Jahren eine Fülle an Kursen. Angeregt werden Veränderungen oft durch die Teilnehmer. Manche besuchen die VHS nur einmal und bei anderen ist die VHS ein fester Bestandteil ihres Leben. So wie bei Wolf Eckert, der seit mehr als 50 Jahren regelmäßig Kurse besucht und bei Gisela Michalik, die Anfang der 1980er den Weg dorthin fand.

„Mein erster Kurs war ein Schreibmaschinenkurs. Da war ich 16“, erinnert sich Wolf Eckert. Etwas älter war er, als er einen Russischkurs besuchte. „Der Dozent war ein alter Knabe, nach und nach kamen weniger, bis ich schließlich alleine da saß.“ Im Studium habe er dann Steno an der VHS gelernt: „Das hat mir aber nicht so viel geholfen, deshalb habe ich mir eigene Abkürzungen ausgedacht.“ Seither hat der mittlerweile 74-Jährige an zahlreichen Kursen teilgenommen und sich oft Vorträge in der VHS angehört.

Sprachkurse in Niederländisch, Griechisch und Türkisch


Wolf Eckert machte zunächst eine Bankenlehre, arbeitete später 30 Jahre bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Für seine Arbeit musste er häufiger in die Niederlande, genauer nach Amsterdam. „1973 war ich das erste Mal dort und habe mich direkt in die Stadt verliebt.“ So lag es nahe, an der VHS Niederländisch zu lernen.

Auch heute besucht er noch den Kurs Niederländische Konversation. „Es ergab sich damals die Gelegenheit, ein Haus in Amsterdam zu kaufen.“ Regelmäßig fährt der Pensionär dorthin. Demnächst möchte er auch „sein Mündel“, wie er den ihm anvertrauten Mamadou Barry liebevoll nennt, mitnehmen. Der 21-Jährige flüchtete mit 15 Jahren für eine bessere Zukunft aus seiner Heimat Guinea.

VHS lehrt Deutsch für den Einbürgerungstest

Mamadou Barry lernte an der VHS Deutsch und bereitete sich dort für den Einbürgerungstest vor. „Wir machen vieles zusammen“, erklärt der junge Mann, der im letzten Lehrjahr seiner Kochlehre ist. Vor allem Kochkurse wie Kochen für Männer, arabische Küche und mehr haben sie gemeinsam besucht. Aber auch Afrikanische Tänze und zum Specksteinschnitzen haben sich die Beiden angemeldet. „Wir gehen sehr gerne zum interreligiösen Dialog.“

Wolf Eckert hat in den über 50 Jahren schon Verschiedenstes ausprobiert: „Ich habe immer das gemacht, was mich interessiert hat.“ Griechisch lernte er, weil er dort Freunde hat. Türkisch probierte er aus Interesse aus. „Die Konstruktion der Worte ist so toll gemacht, aber wirklich merken konnte ich mir die Sprache nicht.“ Eckert besuchte alle möglichen EDV-Kurse, Kochkurse und Einzelvorträge. „Nur Yoga und Co sind nicht so mein Ding“, verrät er.

Mit Yoga hält sich 83-Jährige fit

Das ist bei Gisela Michalik anders. Yoga ist zurzeit der einzige Kurs, den die 83-Jährige noch an der VHS besucht. „Ich muss mich fit halten“, verrät die gebürtige Wanne-Eickelerin. „Meine Kinder wohnen alle außerhalb und die will ich ja oft besuchen.“ Angefangen hat sie in der VHS mit Nähkursen. Zuvor hatte sie im Radio gehört, dass auch Moderne Kunst angeboten würde. Den ersten Kurs belegte sie 1984: „Da waren die Kinder aus dem Haus und ich hatte Zeit, meinen Hobbys nachzugehen.

Gisela Michalik hält sich bei einem Yoga-Kurs in der VHS fit. Den ersten Kurs belegte sie 1984.
Gisela Michalik hält sich bei einem Yoga-Kurs in der VHS fit. Den ersten Kurs belegte sie 1984. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche


“Seither hat sie alles Mögliche gemacht, was mit Kunst zu tun hat – Blaudruck, Malen, Seidenmalerei. Eine Zeitlang besuchte sie dazu nicht nur die VHS in Herne, sondern auch die in Bochum. „Meistens hatte ich mehrere Kurse pro Semester.“ Vor 20 Jahren hat sie mit Patchwork angefangen und ist seither immer noch mit viel Freude dabei. Zwar nicht mehr an der VHS – aber die fünf Frauen, mit denen sie sich alle vier Wochen trifft, um sich auszutauschen, hat sie alle über die VHS kennengelernt. „Es macht mir viel Spaß, die Stoffe zu kaufen und Unterschiedliches auszuprobieren.“

Freunde finden in der Volkshochschule

Gisela Michalik schätzt aber nicht nur die Angebote der VHS, sondern auch die Möglichkeit, rauszukommen und neue Menschen kennenzulernen. „Man freundet sich an. Das macht einfach Spaß.“ Auch Sprachkurse hat die 83-Jährige belegt: Englisch und Portugiesisch. Letztere weil ihr Sohn mit seiner Frau und den drei Enkeln in Portugal lebt. „Frau Mertmann hat damals zwei Mal pro Jahr Fahrten organisiert, um uns auf Kurse neugierig zu machen. Das war immer sehr schön.“ So war Gisela Michalik erst vor kurzem wieder in Cornwall, England. Dieses Mal allerdings ohne die VHS.


Eine bestimmte Thematik hat die Wanne-Eickelerin in der VHS eigentlich nie vermisst. „Ich hatte viele Möglichkeiten, meinen Hobbies nachzugehen“, sagt sie strahlend und fügt hinzu: „Ich brauche das.“