Herne/Wanne-Eickel.. Am 13. Mai ist Landtagswahl, doch der Kampf um die Wählergunst hat längst begonnen - was sich nicht zuletzt an der zunehmenden Zahl der Wahlplakate ablesen lässt. Unterwegs mit den Plakatklebern der CDU.
Die Konkurrenz war schon da, ausgerechnet die Linken! Mitten in Bickern hängt eines von deren roten Plakaten. CDU-Frau Andrea Oehler schaut an der Laterne hoch, ein kurzer Blick nur, dann greift sie entschieden zur Leiter. Jetzt wird zurückplakatiert. Sie und ihre vier Parteifreunde zurren ein Schild fest, darauf ein Bild der Wanne-Eickeler Landtagskandidatin. Nun lächelt sie gütig auf ihre Konkurrenten herab. In Bickern ist sie wieder in Ordnung, die christdemokratische Welt.
Am 13. Mai ist Landtagswahl, und der Kampf um die Wählergunst hat längst begonnen. Ob die Bürger das wollen oder nicht, die Parteien hängen ihre Plakate fleißig an jeden Baum. Unterwegs mit Andrea Oehlers Wahlkampf-Team oder: das Wer-Wie-Warum der Wahlplakate.
Wer?
Andrea Oehlers Helfer sind flexibel. Am Vortag erst haben sie die ganzen Werbematerialien aus Düsseldorf bekommen, Kulis, Prospekte und eben Schilder. Auch ihre beiden erwachsenen Töchter sind zum Helfen gekommen, und die erleben nun, dass sie von quasi jeder zweiten Laterne in Bickern ihre Mutter anschaut, darunter das CDU-Logo und der Satz „Unser Land verdient das Beste“. Komisch findet Sarah Erk (26), die Tochter, das nicht: „Ich bin stolz auf meine Mama. Und sie kann sich doch auch noch sehen lassen, für 53, oder?“ Oehlers Unterstützer freuen sich auf diesen Wahlkampf. „Das ist mal wieder ein bisschen Abwechslung“, sagt Jürgen Hausmann (55), tagsüber Kfz-Meister und abends „Wahlkampfleiter“ im Team Oehler. Er und seine Parteifreunde schmeißen Post in Briefkästen, stehen mit einem Stand vor Geschäften, machen also klassischen Wahlkampf. Und das schon seit Jahren. Wer für die CDU etwas zu sagen hat in Herne, dem haben Hausmann und Kollegen schon geholfen. „Schlüter, Fischbach, Sommer – die haben wir alle schon aufgehängt.“
Wie?
Die Parteien sind lernfähig. Im Gegensatz zu früher setzen sie nicht mehr auf Holzaufsteller, sondern auf das „Hohlkammersystem“. Das ist relativ neu, sie befestigen die Plakate mittels Kabelbindern. Das geht erstens etwas schneller, und zweitens ist es für die Helfer leichter, sie weit oben an einer Laterne festzubinden. Denn welcher Kandidat will schon, dass irgendwelche Spaßvögel ihm Hasenohren anmalt? Oehler und die Herner CDU haben extra ein Foto ausgewählt, auf dem sie nicht lächelt. „Sonst malen die einem einen schwarzen Zahn“, sagt die Stadtverordnete. Überhaupt hat sie nichts dem Zufall überlassen: Das Bild ist in der CDU-Landesgeschäftsstelle in Düsseldorf entstanden, eine Stylistin hat vorab kritisch ihre Frisur begutachtet, und in weiser Voraussicht hatte Oehler gleich drei Blusen zum Fototermin mitgebracht. Auf eines legt sie allerdings Wert: „Es ist nichts retouchiert.“
Warum?
Auf die Sinnfrage wissen auch Oehler und ihre Helfer keine allgemeingültige Antwort. Ob all die Mühen wirklich etwas bringen, ob die Plakate den Bürgern eine wichtige Entscheidungshilfe sind, oder ob die Menschen ihre Kreuzchen auch ohne an der gleichen Stelle machten – das weiß niemand. „Ich würde gerne mal zwei Ergebnisse miteinander vergleichen“, sagt Wahlkampfleiter Hausmann, „eines mit und eines ohne Plakate.“ Aber niemand will es drauf ankommen lassen, das Risiko scheint zu groß. Auch Andrea Oehler selbst ist Anhängerin bewährter Werbemittel. Indes: Seit letzter Woche hat sie eine Facebook-Seite. Und, wie sie stolz berichtet, auch „schon einige Freunde und Gefällt-mir-Klicks“.