Herne.. Für die Selberpflücker beginnt jetzt die heiße Phase: In den nächsten vier Wochen reifen auf den Feldern die Erdbeeren. So auch an der Wiescherstraße in Herne-Süd.
Sie sind klein, sie sind rot, sie sind süß – Erdbeeren zählen wohl zu den beliebtesten heimischen Früchten in Deutschland. Jedes Jahr zu Beginn des Sommers füllen sie die Obst- und Gemüseabteilung der hiesigen Supermärkte, doch die wahren Erdbeerfans sind woanders anzutreffen, nämlich auf den Feldern selbst.
Erdbeerfelder, auf denen selbst gepflückt werden kann, erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit. Dafür muss man noch nicht einmal weit raus aufs Land fahren: selbst inmitten des Ruhrgebiets gibt es sie, die säuberlich angelegten Felder, auf denen die süßen Früchtchen in Reihe wachsen. Wer in Herne seine Beeren selbst sammeln möchte, kann das zum Beispiel auf den Feldern des Landwirts Wilhelm-Heinrich Schulte-Göcking tun. Seit dem ersten Juni werden an der Wiescherstraße wieder Erdbeeren angeboten, sowohl zum Selberpflücken als auch in der schon gut gefüllten Papp-Schale.
„Etwa vier Wochen lang dauert die Erdbeerernte“, erklärt Ursula Orzessek, die schon seit 16 Jahren zur Saison im Verkaufshäuschen steht. „Es ist natürlich immer vom Wetter abhängig, wann die Beeren reif werden. Dieses Jahr war es ja lange kalt, da dauerte es etwas länger.“ Auch der Besucherandrang ist vom Wetter abhängig, weiß die 73-Jährige. „An sonnigen Tagen stehen sie schon mal Schlange am Häuschen, vor allem am Wochenende und an Feiertagen. Die Stammkunden lassen sich allerdings auch von Regen nicht abhalten.“
Karl-Heinz und Rosi Paetzoldt sind solche Stammkunden. Mit gleich drei Körben mit insgesamt sieben Kilogramm Erdbeeren beenden sie ihren ersten Besuch des Jahres auf dem Erdbeerfeld. „Eigentlich sind die Beeren schon überreif“, meint Karl-Heinz Paetzoldt, „die hätte man schon früher pflücken können.“ Das Paar geht gewissenhaft an seine Erdbeerernte heran: Ordentlich haben sie ihre Beute nach hellen und dunklen Beeren sortiert. „Die helleren eignen sich besser zum Einfrieren“, erklärt Rosi Paetzoldt, „aus den dunklen machen wir Marmelade. Die brauchen auch nicht so viel Zucker, weil sie süßer sind.“
Unterschiedliche Erdbeersorten also? Wilhelm-Heinrich Schulte-Göcking erklärt: „Wir pflanzen verschiedene Erdbeersorten an, die im Abstand von etwa 14 Tagen reif werden. Die dunkleren, süßeren Beeren sind von der Sorte Daroyal. Sie sind allerdings auch verderblicher, man muss sie am selben Tag noch essen, an dem man sie gepflückt hat.“ Die Erdbeeren, die in den Papp-Schalen am Verkaufshäuschen und auch am Stand des Landwirts in der Sodinger Straße verkauft werden, sind von einer anderen Sorte: „Wir pflücken momentan die Elsanta-Beeren, sie sind transportstabiler und eignen sich deshalb besser zum Verkauf.“ Außerdem gibt es noch die Sorten Sonata und Florenz.
Seit 18 Jahren betreibt Schulte-Göcking seine Erdbeerfelder auf insgesamt zweieinhalb Hektar Fläche in Herne und Castrop: Dafür müssen die Gewächse im April des Vorjahres einzeln eingepflanzt werden. Durch Pilzbefall, Schnecken und Tauben kann viel von dem Ertrag verloren werden, erklärt der Landwirt, doch dieses Jahr sei die Witterung der größte Feind gewesen. „Auf einem Feld haben wir 90 Prozent Verlust gehabt. Auf einem anderen dagegen nur 30 Prozent. Das weiß man aber erst, wenn die Blüten sich öffnen. Wenn in dem Blütenkelch alles schwarz und verrottet ist, hatte die Pflanze nicht ausreichend Wärme.“
Bis voraussichtlich Ende Juni kann man auf den Erdbeerfeldern des Landwirts an der Wiescherstraße in der Zeit zwischen 8 und 19 Uhr selbst gepflücken: eine eigene Schüssel und Gummistiefel mitzubringen, ist dabei empfehlenswert.
Wer selbst seine Erdbeeren pflückt, kann nicht nur seine eigenen Lieblingsbeeren aussuchen, sondern spart obendrein Geld: Ein kg selbst geernteter Beeren sind für 2,90 Euro zu haben, ab fünf kg kosten sie 2,50 Euro pro kg. Wer die roten Beeren in der Papp-Schale will, muss tiefer in die Tasche greifen: Die bereits gepflückten Früchte kosten pro Kilo fünf Euro.