Herne. Ab dem kommenden Schuljahr sind in Nordrhein-Westfalen grafikfähige Taschenrechner in der Oberstufe verpflichtend. An den Gymnasien in Herne hält sich die Begeisterung darüber in Grenzen. Die Schulen aber bauen vor.
. Mit einem Bleistift sorgfältig die mathematischen Funktionen aufs Papier zeichnen – das werden Schüler ab dem kommenden Schuljahr 2014/15 nicht mehr häufig machen müssen. Grund dafür: Grafikfähige Taschenrechner, die dann für die Zehntklässler verpflichtend sind, zeigen Funktionen einfach auf dem Display an. Doch genau diese Taschenrechner stehen seit Wochen in der Kritik. Kosten von mindestens 60 Euro kommen auf die Eltern zu. Und auch der tatsächlich Nutzen der Rechner ist umstritten.
Die WAZ hat mit einigen Herner Gymnasien über das Thema gesprochen. Fazit: Sie haben sich mit der Situation abgefunden – besonders glücklich sind sie aber meist nicht. „Wir werden nicht drumherum kommen“, sagt Jochen Hornemann, der Schulleiter des Pestalozzi-Gymnasiums. Und auch für den stellvertretenden Schulleiter des Haranni-Gymnasiums, Rainer Hageleit, stellt sich die Frage nach dem Sinn der Taschenrechner nicht. „Wir müssen den Anweisungen des Ministeriums jetzt Folge leisten.“
Schulen bilden Rechner-Pools
Beschwerden wegen der Anschaffungskosten habe es noch nicht gegeben. Trotzdem: „Unsere Eltern sind sicherlich nicht glücklich über diese Bestimmung. Das ist für viele schon eine große Summe“, sagt Magdalene van Mervyk. Schließlich sei auch gar nicht abschließend geklärt, wer das Ganze bezahlen solle. Die Schulleiterin des Gymnasium Eickel ist sich sicher, dass auch die fachliche Diskussion zu diesem Thema noch nicht ausgestanden sei. „Die neuen Taschenrechner werden den Unterricht verändern“, ist sich auch Jochen Hornemann sicher. Allein die Aufgabenstellungen müssten schließlich an die Technik angepasst werden. „Wir werden viel mehr rechnerisch arbeiten.“ Rainer Hageleit ist allerdings skeptisch, wie lange der Grafiktaschenrechner aktuell bleibt. „Wie lange hält sowas?“, fragt sich der stellvertretende Haranni-Chef.
Gute Nachrichten für Schüler in finanziellen Schwierigkeiten gibt es vom Haranni-Gymnasium und dem Pestalozzi-Gymnasium. „Wir haben vor, einen gewissen Pool an Rechnern anzuschaffen. Die können dann verliehen werden“, sagt Jochen Hornemann vom Pestalozzi-Gymnasium. Fünf bis zehn Prozent der Schüler könnten davon profitieren. Auch am Haranni-Gymnasium soll Schülern mit finanziellen Problemen geholfen werden. „Wir wollen eine Grundausstattung an Rechnern anschaffen“, sagt Rainer Hageleit. Finanziert werde das Vorhaben an beiden Schulen ausschließlich durch den Förderverein.