Herne. Im Autobahnkreuz Herne hat der unterirdische Vortrieb für den Tunnel Baukau begonnen. Warum das eine große Herausforderung für die Arbeiter ist.

Im Autobahnkreuz Herne läuft seit knapp einem Jahr eine „Operation am offenen Herzen“: Alle Fahrspuren werden verbreitert oder verlegt, Tausende Kubikmeter Boden müssen dafür abgetragen, Tausende Kubikmeter Beton gegossen werden – alles für den Ausbau der A 43 von vier auf sechs Spuren. Nun hat ein kleiner, aber wichtiger Teil der Arbeiten unterirdisch begonnen: der Vortrieb für den Tunnel Baukau.

Der Tunnel soll künftig den Verkehr, der von der A 43 aus Richtung Bochum kommt, zweispurig auf die A 42 in Richtung Duisburg führen. Das unterirdische Stück ist über 500 Meter lang und wird zum Großteil in offener Bauweise gebaut. Heißt: Es wird viel gebaggert, die Fahrbahn kommt unter die Erde und oben ein Deckel drauf. Dieser Lindwurm aus Trägerwänden, Verschalungen und Betonwänden frisst sich seit vergangenem Jahr immer tiefer ins Autobahnkreuz und ist vor allem aus der Luft gut zu erkennen. Seit Montag nun wird auch unterirdisch gebaut: Ein 60 Meter langer Abschnitt führt unter Bahngleisen durch – da muss gebuddelt werden.

Der „Berg“ wurde „schnittfest“ gemacht: Guido Meinzer, Projektleiter für den Ausbau der A 43.
Der „Berg“ wurde „schnittfest“ gemacht: Guido Meinzer, Projektleiter für den Ausbau der A 43. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Und das, sagt Guido Meinzer, Projektleiter Ausbau A 43, sei keine einfache Aufgabe: „Da kann man nicht so einfach durch wie in den Alpen mit einem Vortrieb.“ Gegraben werde nämlich nicht in einem natürlichen Gestein, sondern in einer Halde, die nach dem Krieg aus unterschiedlichen Materialien dort aufgeschüttet worden seien.

Damit der Tunnel beim Vortrieb hält und sich zugleich die Bahngleise darüber keinen Zentimeter senken, sei der Berg „schnittfest“ gemacht worden: So wurden in den vergangenen Monaten 20 rund 65 Meter lange Rohre mit einem Durchmesser von 1,60 Meter ins Erdreich geschoben. Die Rohre wurden mit Beton verfüllt – und bilden künftig Tunneldecke und Tunnelwände: Unter diesem „Rohrschirm“ wird jetzt die Erde weggebaggert. Damit zwischen den Rohren auch alles stabil ist, sei zusätzlich flüssiger Beton ins Erdreich gepresst worden.

16 Monate sollen die unterirdischen Arbeiten dauern

Langsam, Stück für Stück frisst sich der Bagger in den kommenden 16 Monaten unter dem Autobahnkreuz Herne durch.
Langsam, Stück für Stück frisst sich der Bagger in den kommenden 16 Monaten unter dem Autobahnkreuz Herne durch. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Weitere Besonderheit: Unter und zwischen den Rohren arbeiten sich die Tunnelbauer zwar 24 Stunden Stück für Stück vor, aber immer nur fünf Meter. Dann würden vor den Rohren Wände und Decken betoniert, erst anschließend gehe es fünf Meter weiter – und so weiter. Insgesamt 16 Monate soll es dauern, bis an drei Stellen im Autobahnkreuz die Tunnelstücke im Vortrieb fertig sind. Mit Hilfe von Sensoren würden die Gleise oben in dieser Zeit überwacht. Die Technik schlägt Alarm, wenn die Gleise zu sehr absacken sollten.

Bis der Verkehr von der A 43 durch den neuen Tunnel Baukau auf die A 42 rollt, wird es aber noch länger dauern: Im Anschluss an die Tunnelarbeiten müssten noch zwei Bahnbrücken gebaut werden, die über die A 42 führen, hieß es am Montag bei einem Pressegespräch am Autobahnkreuz. Erst wenn diese fertig seien, könne der Tunnel für den Verkehr freigegeben werden. Das soll voraussichtlich in rund zwei bis drei Jahren sein, hieß es zuletzt. Befahren werden soll der Tunnel aber schon früher – von Baustellenfahrzeugen.

Am Autobahnkreuz werden die Arbeiten mit dem Bau des Tunnels aber noch lange nicht abgeschlossen sein; es bleibt ein Nadelöhr. Erst 2030 soll das „neue“ Herne Kreuz fertig sein – wenn auch die Verbreiterung der A 43 insgesamt abgeschlossen ist. Bis dahin bleibt es also bei der „Operation am offenen Herzen“.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Der Ausbau der A 43

Weil die A 43 mit knapp 100.000 Fahrzeugen täglich ihre Kapazitätsgrenze für vierspurige Autobahnen überschritten hat, wird sie auf sechs Spuren ausgebaut. Bis 2030 soll die 28 Kilometer lange Strecke zwischen Marl-Sinsen und Witten-Heven fertig sein. In Recklinghausen ist das erste Teilstück fertig, als nächstes kommt das Teilstück auf Herner Gebiet an die Reihe.

Auf der 4,2 Kilometer langen Strecke zwischen Rhein-Herne-Kanal und Bochum-Riemke müssen 21 Brücken angepasst oder erneuert werden, die Fahrbahn muss in Teilen um 60 Zentimeter tiefergelegt werden.