Herne/Bochum. Ein Rocker will aus seinem Club aussteigen und soll dann erpresst worden sein. Jetzt stehen drei „Freeway Riders“ aus Herne vor Gericht.
Drei Mitglieder (46, 47 und 52) des Motorradclubs „Freeway Riders“ müssen sich seit Freitag vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Das Trio aus Wanne-Eickel soll unter anderem kiloschwere Drogendeals und ein Schusswaffengeschäft abgewickelt haben. Der 47-jährige Hauptangeklagte soll darüber hinaus ein anderes, zum Aussteigen entschlossenes Clubmitglied zur Zahlung einer Art „Ablöse“ erpresst haben.
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Rauschgifthandel, unerlaubter Waffenbesitz, räuberische Erpressung: Laut Anklage handelt es sich bei den Angeklagten um zwei ranghohe Führungsköpfe bei den Freeway Riders, außerdem um ein Probemitglied („Prospect“). Staatsanwalt Marc Krämer geht davon aus, dass zwei der Angeklagten im September 2018 in Wanne-Eickel auf einem Parkplatz einem anderen Freeways-Rocker ein Kilo Marihuana übergeben haben. Das Rauschgift sollte der andere Mann laut Anklage „für mindestens 7000 Euro auf Rechnung des Clubs verkaufen“. Zwei Monate später soll der Hauptangeklagte das andere Freeways-Mitglied vor die Wahl gestellt haben, sich entweder von seiner Freundin zu trennen oder den Club zu verlassen.
Herne: „Drohung, dem Zeugen die Tattoos aus dem Gesicht zu schneiden“
Nach der Entscheidung des Mannes „in bad standing“ (im Bösen) aus dem Club auszusteigen, soll der 47-jährige Wanne-Eickeler zunächst umgehend die Rückzahlung eines 7000 Euro Darlehens gefordert haben. Darüber hinaus sollen laut Staatsanwaltschaft auf enormen Druck – begleitet von der „Drohung, dem Zeugen die Tattoos aus dem Gesicht zu schneiden“ und „seine Freundin zu vergewaltigen“ – weitere 7000 Euro geflossen sein.
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Wie bekannt wurde, war es der Aussteiger, der die Ermittlungen gegen das Trio in Gang gesetzt hat. Der Rocker war offenbar bei einem Überfall erwischt worden und soll dann als Motiv angegeben haben, er stehe unter Druck, müsse Schulden bei Rockern zurückzahlen. Am 12. April 2019 kam es zu Wohnungsdurchsuchungen bei den Angeklagten. Dabei wurden laut Anklage bei dem 52-jährigen Rocker eine Selbstladepistole samt Munition sichergestellt, bei dem Hauptangeklagten eine kleine Menge Marihuana. In der Anklage ist auch davon die Rede, dass dem Aussteiger zuvor eine Schusswaffe für 750 Euro verkauft worden ist.
Zum Prozessauftakt vor der 1. Strafkammer wollte sich kein Angeklagter zu den Vorwürfen äußern. Der Prozess, bei dem im weiteren Verlauf auch die Aussage des „Kronzeugen“ ansteht, findet unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen statt. Zuhörer werden vor Betreten des Saales kontrolliert, Handys müssen abgegeben werden, Rocker-Kleidung ist untersagt. Aktuell haben die Richter noch vier Verhandlungstage bis zum 9. September anberaumt.