Herne. Die Stadt Herne hat im Vergleich zum Vorjahr 10.000 Temposünder weniger geblitzt. Wieso sie dennoch mehr Buß- und Verwarngelder eingenommen hat.
1,87 Millionen Euro – so viel hat die Stadt Herne 2021 mit den Buß- und Verwarngeldern für Temposünder verdient. Im Vergleich zum Vorjahr ein deutliches Plus; 2020 erwirtschaftete die Stadt durch die Ahndung von Geschwindigkeitsverstößen noch 1,52 Millionen Euro. Und das, obwohl die Zahl der Temposünder im Vergleich zum Vorjahr erheblich gesunken ist. Wurden 2020 noch 73.510 Menschen auf Herner Stadtgebiet geblitzt, so waren es 2021 nur noch 63.900.
„Das ist gar nicht mal so ungewöhnlich“, erklärt Stefan Berning vom Verkehrsamt der Stadt im Gespräch mit der WAZ. „Auch wenn wir weniger Temposünder hatten, sagt das noch nichts über die Höhe der Bußgeldbescheide aus.“ Die Höhe des Bußgeldes richte sich nach der Härte des Vergehens, und so seien Bescheide in Höhe von mehreren Hundert Euro keine Seltenheit. Von den 63.900 erfassten Geschwindigkeitsüberschreitungen sei der Großteil, 58.200 Fälle, mit einem Verwarngeld davongekommen. Die Summe der eingenommen Verwarngelder beläuft sich auf 1,45 Millionen Euro. Den Rest, 420.000 Euro, machen die 5700 Bußgelder aus.
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„In meiner Kanzlei beobachte ich eine ähnliche Entwicklung“, berichtet Rechtsanwalt Heinrich Hendricks, der als Vorsitzender bei der Verkehrswacht Wanne-Eickel aktiv ist. „Es gibt weniger Ordnungswidrigkeiten, aber mehr Bußgelder, auch höhere.“ Aus seiner Sicht lasse sich dieser Trend mit dem durch die Coronakrise zeitweise stark ausgedünnten Straßenverkehr erklären, eine leere Straße verleite zu schnellerem Fahren. Zudem gelte seit November ein neuer Bußgeldkatalog. Die Bußgelder für Temposünder wurden weitestgehend verdoppelt. So werden bei bis zu zehn Kilometer pro Stunde über dem erlaubten Tempo 30 statt 15 Euro fällig, bei elf bis 15 km/h zu viel 50 statt 25 Euro und bei 16 bis 20 km/h zu viel 70 Euro statt 35. Dass die Zahl der erfassten Geschwindigkeitsüberschreitungen im Vergleich zum Vorjahr so deutlich abgenommen hat, überrascht Hendricks dennoch: „Herne ist sehr aktiv, was das Blitzen angeht.“
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Weniger mobile Kontrollen in Herne
Auch hier spiele die Pandemie eine entscheidende Rolle. „Die Zahl der mobilen Kontrollen hat abgenommen“, so Stefan Berning. „Durch Corona werden die Einsatzkräfte an anderer Stelle benötigt.“ Die Stadt teilt auf Anfrage mit, dass in Herne auch weiterhin vier fest installierte Blitzer-Anlagen im Einsatz sind. Im Schnitt seien zudem täglich fünf mobile Blitzer aktiv.
„Der Aspekt der Verkehrssicherheit sollte immer im Vordergrund stehen“, sagt Heinrich Hendricks von der Verkehrswacht. Aus seiner Sicht sei das in Herne nicht immer gegeben. Die feste Geschwindigkeitskontrolle an der Wakefieldstraße sei aus seiner Sicht grenzwertig: „Die Ampelschaltung verleitet zum schnelleren Fahren und die Anlage hinter der Ampel ist im Gebüsch versteckt.“ Eine Gefahrenstelle, die eine Drosselung des Straßenverkehrs erfordert, sei das nicht.
Im Städtevergleich landet Herne mit Blick auf die Blitzerdichte im Verhältnis zur Straßenfläche bei einem Wert von 17,6. Die Nachbarstadt Bochum liegt bei einem Schnitt von 6,4, Gelsenkirchen bei 12,5 und Essen bei 7,0. Angeführt wird das Ranking der Berliner Anwaltskanzlei „Goldenstein“ von Wuppertal mit einem Wert von 34,0.
>>> Einnahmen Strafzettel: 2,34 Millionen
- Die Stadt Herne hat 2021 insgesamt 115.000 Strafzettel ausgestellt und dabei 436.000 Euro an Bußgeldern eingenommen.
- In 98.000 der gesamten Strafzettel-Verfahren wurde lediglich ein Verwarngeld festgesetzt, die Stadt hat 1,9 Millionen an Verwarngeldern eingenommen.