Heiligenhaus. „Wird unser Trinkwasser neuerdings gechlort?“ Das fragen sich viele Heiligenhauser derzeit. Ist das Wasser überhaupt trinkbar? Die Stadtwerke klären auf.

„Ungenießbar!“ Eine Heiligenhauserin, die sich an die Redaktion gewendet hat, findet klare Worte: „Das Wasser, was seit zwei, drei Wochen bei uns aus dem Hahn kommt, kann man nicht trinken, es stinkt massiv nach Chlor und schmeckt einfach ekelhaft!“ Wie ihr geht es derzeit vielen Heiligenhausern – auch in der Facebook-Gruppe „Rund um Heiligenhaus“ wurde jüngst über die Trinkwasser-Qualität diskutiert. Dabei fällt auf: Oft liegen nur wenige Häuser zwischen denjenigen, die von massivem Chlorgeruch berichten, und denen, die schreiben: „Bei uns ist alles in Ordnung!“ Auch wirkliche Chlor-Schwerpunkte lassen sich im Stadtgebiet nur schwer festmachen.

Für Aufklärung sorgt Michael Scheidtmann, Geschäftsführer der Stadtwerke Heiligenhaus, die auch für die Trinkwasser-Versorgung zuständig sind. Normalerweise beziehen die Heiligenhauser ihr Wasser aus zwei Brunnen – „damit können wir den gesamten Bedarf decken“, so Scheidtmann. Die Fördererlaubnis gestattet den Stadtwerken eine jährliche Förderung von bis zu 2,1 Millionen Kubikmetern bei durchschnittlich benötigten 1,5 Millionen Kubikmetern, die durch ein 190 Kilometer langes Rohrnetz zu den Haushalten fließen.

Brunnen 3 in Heiligenhaus ist derzeit außer Betrieb

Die Betonung liegt auf „normalerweise“. Denn: Derzeit ist einer der beiden Brunnen – der Brunnen 3 – außer Betrieb. Lediglich Brunnen 4 an der Ruhrstraße pumpt Wasser. „Ein technischer Defekt, der sich leider nicht schnell beheben lässt“, so der Stadtwerke-Chef, der aber zuversichtlich ist, dass bis Ende Januar wieder alles planmäßig läuft – im wahrsten Sinne des Wortes.

Bis dahin müssen die Stadtwerke Wasser von RWW zukaufen: Uferfiltrat, das aus der Aufbereitungsanlage Essen-Kettwig stammt und normalerweise vor allem in Velbert und Wülfrath aus den Hähnen fließt. Für die Velberter ist gechlortes Wasser seit Jahren Standard: „Es wird ständig gechlort, mal mehr, mal weniger“, sagte Kai-Uwe Dettmann, der damalige Technische Geschäftsführer der Stadtwerke Velbert, 2023 im Gespräch mit unserer Redaktion: Es sei der chemische Weg, um biologische Bestandteile aus dem Wasser zu bekommen: „Chlor tötet letztlich die Mikroorganismen.“

Heiligenhauser Wasser wird durch Kohlen-Kalkschichten gereinigt

Was das angeht, sind die Heiligenhauser verwöhnt: Die Eigenförderung rund um das Heiligenhauser Vogelsangbachtal ist aufgrund seiner wasserwirtschaftlich-geologisch günstigen Lage möglich.
Dieses Gebiet ist mit massiven Kohlen-Kalkschichten durchzogen, die das durchsickernde Oberflächenwasser auf natürlichem Wege reinigen. „So entsteht ein hochwertiges Wasser, das nicht gechlort werden muss“, so Scheidtmann. Er betont aber auch: „Auch das derzeit zugekaufte Wasser entspricht natürlich unserer sehr strengen deutschen Trinkwasserverordnung und kann völlig bedenkenlos getrunken werden.“

Stadtwerke-Chef Michael Scheidtmann und Bürgermeister Michael Beck am Trinkwasserspender, der vor dem Rathaus in Heiligenhaus steht.
Stadtwerke-Chef Michael Scheidtmann und Bürgermeister Michael Beck am Trinkwasserspender, der vor dem Rathaus in Heiligenhaus steht. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Wasser mischt sich im 190 Kilometer langen Netz

Aktuell – bis zur Reparatur des Brunnens – werde Heiligenhaus von zwei Punkten aus mit Trinkwasser versorgt, zum einen direkt aus Brunnen 4, zum anderen aus einem Hochbehälter in Hetterscheidt, in den sowohl eigenes Brunnenwasser gepumpt wird – vor allem nachts, wenn der Verbrauch gering ist –, als auch das zugekaufte RWW-Wasser. Heiligenhauser Brunnenwasser und Essener Ruhrfiltratwasser vermischen sich im Verbundnetz dann: „Je nach Uhrzeit und Verbrauch kann es also im gleichen Haushalt mal mehr, mal weniger nach Chlor riechen und schmecken.“ Dabei sei auch zu beobachten, so Scheidtmann weiter: „Geruch und Geschmack sind subjektiv. Ich zum Beispiel rieche Chlor nicht, einem Kollegen hingegen fällt das sofort auf.“